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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wohin … Romberg. Ganz sicher! So hieß der Schauspieler. Und er war an der Burg engagiert. Und der General, der war doch auch vor Kurzem in der Zeitung gewesen. Irgendetwas Sportliches …, genau, der Jockey-Klub, der Mann war dort Präsident. Na, da war er ja in allerhöchste Kreise eingedrungen! Je weiter oben, desto dekadenter, schien es.
    »Ihre Robe, Herr … Kollege.«
    Bronstein überlegte, ob er Bachstez etwas antworten sollte, verzichtete aber darauf. Er schlüpfte eilig in das Kleidungsstück und folgte den anderen in den Nebenraum. Dort waren sechs hohe, der Gotik nachempfundene Stühle aufgestellt, auf denen sie Platz nahmen. In einigen Metern Entfernung befand sich ein normaler Stuhl, auf dem bereits die Kadivec saß. Bronstein sah auf die Uhr. Pokorny würde frühestens in 20 Minuten kommen. Im Zweifelsfall musste er die Sache allein in die Hand nehmen, denn er würde es keinesfalls zulassen, dass man hier noch einmal einem Mädchen ein Leid zufügte.
    In diesem Augenblick kam die Degrassi in den Saal und führte eine Schülerin von höchstens 14 Jahren mit sich. Die Kleine war bereits splitternackt, und ihre Brüste waren kaum größer als Bienenstiche. Eine Körperbehaarung fehlte gänzlich, sodass Bronstein sich zwingen musste, nicht sofort empört hochzufahren. Die anderen Herrschaften hatten da sichtlich weniger Skrupel. Bachstez fingerte nervös an seinem Zwickel herum und reinigte ihn umständlich, sichtlich, um besser sehen zu können. Und es entging Bronstein nicht, dass die Hand des Generals in tiefere Regionen abglitt.
    Auch die Kadivec fing ungeniert an, sich zu befingern, während die Degrassi die Arme des Mädchens in die Höhe riss, um sie an das Andreaskreuz, das an der Wand angebracht war, zu ketten. Jetzt erst fiel Bronstein auf, dass sich gleich daneben ein Tisch mit allerlei Werkzeug befand, von dem er nur raten konnte, wozu es diente. Er hatte sich irgendein Brimborium erwartet, etwa, dass die Kleine schuldig gesprochen wurde oder man wenigstens ihre Verfehlungen verkündete, doch die Degrassi schien gleich zur Sache kommen zu wollen, zumal die Kadivec schon hörbar stöhnte, während der General zu schnaufen begann. Und noch immer 15 Minuten bis zu Pokornys Einsatz.
    Die Degrassi griff nach einer neunschwänzigen Katze und ließ sie einmal durch die Luft sausen, was sofort den charakteristischen Ton erzeugte. Das Mädchen zuckte zusammen, als wäre es schon getroffen worden, und in seinen Augen sah Bronstein nichts als nackte Panik. Er griff unauffällig an seine Gesäßtasche und tastete nach seiner Dienstpistole. Er würde wohl gleich von ihr Gebrauch machen müssen.
    »Sollen wir mit der Bestrafung anfangen, meine Herren?«
    Fünffaches kehliges »Ja« war die Antwort.
    Nur ein »Nein« war zu vernehmen.
    Bronstein war aufgestanden. Er wollte in der einen Hand seine Waffe und in der anderen seine Dienstmarke vorzeigen, doch ob des Gewandes fiel ihm dies mehr als schwer. Er wirkte nicht wie der strafende Gott Zeus, sondern weit eher wie ein Clown, der sich in merkwürdigen Verrenkungen erging. Doch die anderen Anwesenden waren zu perplex, um ihn an seinem Tun zu hindern.
    Endlich hatte er sich aus seiner Robe befreit und hielt nun die Kokarde in den Raum.
    »Polizeidirektion Wien. Sie sind alle verhaftet!«
    »Jetzt machen Sie sich nicht lächerlich, Sie Würschtel«, herrschte ihn der General an, der sichtlich erbost darüber war, nicht länger auf seiner privaten Geige fiedeln zu dürfen. »Ich bin der erste Sekretär der Statthalterei. Wenn ich auch nur Muh sage, dann sind Sie die längste Zeit Polizist gewesen. Dann sind S’ bis ans Ende Ihrer Tage Schließer im Gemeindekotter von Feldkirch.«
    Bronstein war bewusst, wie heikel seine Lage war. Wenn Pokorny nicht augenblicklich eintraf, dann würden die sieben Personen einfach behaupten, Bronstein habe unter einer Sinnestrübung gelitten, und sie kämen allesamt mangels Beweisen frei, denn die Aussage des Mädchens würde ihm dann wenig nützen, so dieses überhaupt bereit war, sich zu äußern. Im Augenwinkel nahm er wahr, wie die Degrassi versuchte, die Kleine loszubinden. Auf diese Weise sollte wohl das Corpus – in dem Fall eher der Corpus – Delicti beiseite geschafft werden. Bronstein hatte mittlerweile aber auch seine Pistole zutage gefördert und hielt sie in Degrassis Richtung. »Keine Bewegung!«, schnarrte er. Doch der junge Kapitän begann sich zu erheben und bewegte sich auf Bronstein zu. Der fuhr schnell

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