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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wieder der Wondratschek?«
    Pokorny verdrehte die Augen und seufzte.
    »Geh bitte, Oberst, das solltest aber schon wissen.«
    Bronstein war weder der Tadel in Pokornys Stimme entgangen noch der Umstand, dass dieser einmal mehr Bronsteins Rang absichtlich falsch benannte. Mit Beginn des Jahres hatte Bronstein die nötigen Dienstjahre für die nächste Beförderung erreicht und war so zum Oberstleutnant avanciert, doch Pokorny bezeichnete ihn seitdem konsequent als Oberst, da dies, wie er schlicht erklärte, kürzer sei.
    »Na, dann erklär’s mir halt«, ignorierte Bronstein Pokornys Eigenwilligkeiten.
    »Der Einbrecher, der seit fünf Jahr’ alle Palais in der Innenstadt unsicher macht«, ließ sich Pokorny endlich vernehmen.
    Ein Einbrecher? Sie waren vom Mord, was ging sie irgendein Räuber an?
    »Der Wondratschek ist also ein Einbrecher?«
    »Genau!«
    »Und was geht der dann uns an? Wir sind vom Mord, falls du das vergessen hast.«
    Pokorny blies Luft aus, beschrieb einen merkwürdig unrunden Halbkreis mit dem Kopf und machte dabei eine hilflose Geste mit beiden Händen.
    »Das hat mit der Jordanstraße zu tun«, sagte er endlich.
    Bronstein ließ seine rechte Hand vor seiner Brust kreisen und bedeutete seinem Mitarbeiter damit, er möge zum Punkt kommen.
    »Weißt, der Wondratschek ist den Kollegen zum ersten Mal im 19er Jahr aufg’fallen. Da hat er ziemlich sicher a Villa in Döbling g’macht, aber sei damaliges Gspusi hat ihm ein hieb- und stichfestes Alibi gegeben, sodass er freigesprochen worden ist. Ein halbes Jahr später hat er eine Privatwohnung in der Belvederestraßen ausg’räumt und ein paar Tage später eine in der Elisabethstraßen. Das wissen wir, weil er Schmuckstückeln, die aus den beiden Raubzügen stammten, bei einem Hehler verdreht hat. Doch mit einer Verurteilung war’s wieder nix, weil drei von seine Spezis Stein und Bein g’schworen haben, dass der Wondratschek das Klumpert beim Kartenspielen g’wonnen hat. Von einem Fremden natürlich, der so hoch verloren haben soll, dass er seine Spielschulden mit die Klunker bezahlt hat. Na, der Fremde war natürlich wie vom Erdboden verschluckt. Nachweisen hat man dem Wondratschek nix können, weil der auch noch g’sagt hat, er hat net g’wusst, dass der Brillantinger ein Hehler is’, und so hat uns der Wondratschek schon wieder die lange Nase gedreht.«
    Bronstein riskierte wieder einen Blick auf die Uhr. Wenn Pokorny jetzt erst beim Jahr 1920 angelangt war, dann würde es bis 14 Uhr dauern, ehe er sich der Gegenwart anzunähern begann.
    »Gut«, schnitt er daher seinem Gegenüber die Rede ab, »der Wondratschek war also ein ziemlich kluger Räuber, der es verstanden hat, unseren Kollegen immer wieder durch die Lappen zu gehen. Kommen wir …«
    »Na, was heißt!«, verschaffte sich Pokorny wieder Gehör, »genarrt hat er uns. Volle vier Jahre lang. Nie hamma ihm was anhängen können. Bis heuer im Februar ned. Da hat er den Bruch in der Jordanstraßen g’macht.«
    Na bitte, der Sprung in die Gegenwart war geglückt.
    »Aha. Und was war da?«
    Noch ehe Pokorny Luft geholt hatte, gebot ihm Bronstein mit angehobener Hand Einhalt. »Lass mich raten. Diesmal hat ihn jemand auf frischer Tat ertappt, und er hat die betreffende Person kaltgemacht.«
    Pokorny war die Enttäuschung deutlich anzusehen. Er brauchte geraume Zeit, bis er sich wieder gefangen hatte. Dann jedoch setzte er erneut an: »Er hat natürlich wieder alles abgestritten, hat gesagt, er war gar nicht dort. Und selbst wenn er etwas mit dem Einbruch zu tun gehabt hätte, so hätte er unter Garantie niemals jemanden umgebracht. Doch wer, bitte schön, soll ihm das glauben? Immerhin hat der immer alles abgestritten. Und wer einmal lügt, der …«
    Bronstein schnitt dem Kollegen wieder die Rede ab. Er wiegte den Kopf hin und her und meinte dann, für ihn klinge das nicht logisch. »Nehmen wir einmal an, dieser dein Wondratschek ist wirklich ein hauptberuflicher Einbrecher, und das schon seit mindestens fünf Jahren. Dann entspräche es sichtlich wirklich nicht seiner Arbeitsmethode, Menschen dabei zu Schaden kommen zu lassen.«
    »Ich bitt’ dich, Oberst! Reine Schutzbehauptung! Wahrscheinlich hat er bisher immer nur Glück gehabt, der Wondratschek, dass ihn niemand dabei erwischt hat. Und wie dann doch einmal jemand gekommen ist, da hat er halt die Nerven verloren und die Alte abgekragelt.«
    »Die Alte? Wer war denn das Opfer?«
    »Die Zugehfrau. Der Wondratschek hat

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