Mischpoche
Zucht und Ordnung …, ned wahr?«
Bronstein hoffte inständig, dass sein Gestammel überzeugend genug war, um jeden Verdacht, er sei nicht der, für den er sich ausgab, auszuräumen. Die Kadivec aber blieb abweisend: »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Bronstein bemühte sich, so gut es ging, zu erröten. Er beugte sich leicht nach vorn und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Na, die Madeln. Die Bestrafungen. So etwas tät’ ich brauchen.« Dann straffte er sich wieder und erklärte mit größtmöglicher Entschiedenheit: »Ich bin gut betucht und wohlbestallt. Ich kann mir derartige … Vergnügungen … einiges kosten lassen.«
Bei der Erwähnung des finanziellen Aspekts schien die Kadivec tatsächlich ins Wanken zu kommen. Sie zögerte einen Moment, dann aber wurde ihr Ausdruck wieder verschlossen: »Heut’ gibt’s nix. Kommen S’ morgen wieder. Um 12 zu Mittag. Und bringen S’ genug Bares mit.«
Damit war Bronstein entlassen. Die Kadivec drehte sich grußlos um und verschwand im Inneren ihrer Wohnung. Die Degrassi schickte ihm noch einen verächtlichen Blick, dann schloss sie vor seiner Nase die Tür.
Als Bronstein wieder auf der Straße stand, begann er zu überlegen. Es war gut möglich, dass er nur diese eine Chance haben würde, den ganzen Laden auffliegen zu lassen. Der größte Unsicherheitsfaktor seines Plans war Bachstez. Wenn der nun morgen auch erschien und wahrheitsgemäß angab, ihn nicht zu kennen, dann würde die Bestrafungsaktion wohl abgeblasen, bevor sie stattgefunden hatte, und es gäbe keinerlei Beweise gegen die Kadivec und ihre so genannten Richter. Vor allem aber musste er dafür sorgen, dass sich genügend Polizei bereithielt, um im Erfolgsfalle rasch zugreifen zu können. Schlimmstenfalls kam es eben auf die Mädchen selbst an, denn wenn die aussagten, dann bekäme man zumindest die Kadivec und die Degrassi wegen der Sache dran.
Bronstein schüttelte seinen Kopf. Zu viele Gedanken auf einmal schossen durch sein Gehirn, und er bemühte sich um Ordnung in seinem Denken. Er brauchte erst einmal einen ordentlichen Kaffee und eine Zigarette, um systematisch an die ganze Sache herangehen zu können. Auf der Straßenseite gegenüber befand sich ein kleines Café, und auf dieses hielt Bronstein zu. Er merkte auf den ersten Blick, dass er hier ungestört sein würde. Nur ein paar Rentner lasen die Abendzeitung oder waren in alte Erinnerungen versunken. Dementsprechend eilfertig war der Kellner zur Stelle und fragte nach Bronsteins Begehr. Der zündete sich erst einmal eine Zigarette an. Schon wieder Überlegungen! Sein erster Impuls war ein Pharisäer, doch er war sich nicht sicher, ob ihm Alkohol nicht eher an konstruktiver Planung hindern würde. Also korrigierte er sich, noch ehe er die Bestellung abgegeben hatte: »Einen passierten Türkischen«, sagte er leichthin. Es genügte schon, wenn er sich die Tabakskrümel aus den Zähnen fischen musste, da brauchte er nicht auch noch Kaffeesud dazu. Aber dafür war der türkische Kaffee so richtig schön stark, und Stärke konnte er jetzt gut gebrauchen.
Gut, er würde etwa sieben, acht Mann benötigen. Das Gros konnte er einfach aus dem Präsidium anfordern. Die würde er unauffällig in diesem Café und bei dem Branntweiner, an dem er zuvor vorbeigekommen war, postieren. Dazu bedurfte es noch Pokornys, denn der würde die Aufgabe haben, die Leute zu holen, sobald Bronstein ihm das Zeichen dazu gab. Doch wie konnte er mit Pokorny Kontakt aufnehmen, wenn er sich erst einmal in der Wohnung der Kadivec befand? Diese Frage harrte noch einer Antwort.
Nun ja, ging Bronstein die Optionen durch. Angenommen, die Kadivec schöpfte keinen Verdacht, und er spielte morgen einen der Richter. Dann war es wohl ausreichend, mit Pokorny zu vereinbaren, dass dieser eine halbe Stunde nach Bronstein die Wohnung stürmte. Sollte etwas dazwischenkommen, etwa, weil dieser Bachstez auch anwesend war und ihn auffliegen ließ, dann würde er den Zugriff selbst koordinieren. Denn die Kadivec war wohl entschieden zu geldgierig, um die Sache nicht dennoch durchzuziehen.
Bronstein spielte das Szenario noch zweimal durch und kam zu dem Schluss, dass seine Strategie Erfolg versprechend war. Jetzt musste er nur noch zu Pokorny Kontakt aufnehmen. Dazu konnte er im Präsidium anrufen, damit von dort ein Bürodiener zu Pokorny geschickt wurde. Allerdings, Bronstein sah auf die Uhr, war das eine mühsame Prozedur. Da war es vernünftiger, die Angelegenheit gleich
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