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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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er ist ja in Wien da, ned? Also ich denk’ schon, wenn ich ihn anruf, dass er mich um der alten Zeiten willen …«
    »Sehr gut, Pokorny. Ich komm’ in der Sache auf dich zu. Vorerst einmal danke. Wir hören uns bald wieder. Bis dann, Servus!«
    Noch ehe Pokorny reagieren konnte, hatte Bronstein abgeläutet. Er sah Karl an. »Ich bin mir sicher, der Herr Porsche wird ein Talent wie Sie brauchen können.«
    »Sie meinen, ich soll zur Konkurrenz gehen? Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Wieso zur Konkurrenz? Der Porsche sitzt bei Steyr und bei Daimler im Vorstand. Da kann man kaum von Konkurrenz reden!«
    Karl kam ins Wanken.
    »Ich sag’ dir was, Karl. Du lässt die vier Damen da jetzt gehen, und ich sorge dafür, dass du für die G’schichte da nicht allzu hart angefasst wirst. Da finden wir schon einen Weg. Und beim Porsche legen wir ein gutes Wort für dich ein, dann wirst sehen, wie die Sonn’ auch für dich wieder scheint! Was sagst?«
    »Wie viel tät’ ich denn ausfassen?«
    »Na ja, Nötigung. Freiheitsberaubung. Gefährliche Drohung, … ein bis drei Jahre. Dafür bist unbescholten. Na, sagen wir: ein Jahr, davon 6 Monate unbedingt. Mit ein klein wenig Glück nicht einmal das. Das wird schon.«
    Karl rang noch einen Augenblick mit sich, dann entkrampfte sich seine rechte Hand. Die Pistole veränderte ihre Position, der Lauf zeigte nach unten. Zögernd reichte er Bronstein die Waffe.
    »Glaub’ mir, das war die beste Lösung.«
    Karl ließ den Kopf hängen: »Wenn die Scheißbank ned wär’, dann wär’ ich jetzt noch ein ehrlicher Mensch.«
    Bronstein konnte Karl beim besten Willen nicht widersprechen. Die Gouverneure der Banken, sie gingen buchstäblich über Leichen. Dagegen war ein Banküberfall ja direkt noch ein Kavaliersdelikt. ›Was ist schon das Berauben einer Bank gegen die Gründung einer solchen!‹ Wo hatte er diesen Satz bloß kürzlich gelesen?
     

1930: Unerhört
    »Hörst, David, hast a wengerl a Zeit?«
    Bronstein blickte auf und erkannte den alten Polizeirat Berger vom Raubdezernat, der in seiner Bürotür stand.
    »Aber sicher, um was geht’s denn, Ferdinand?«
    »Ich hab’ da irgendeinen Komiker am Fernsprecher, der fantasiert mir was z’samm von wegen, Gold und Silber hätt’ er da, und ich versteh’ einfach nicht, was der von mir will. Das wär’ ja noch ned so schlimm, aber ich müsst’ dringend zum Präsidenten, und alle anderen in der Abteilung haben schon Feierabend g’macht, weil der alte Hackl heut’ ja seinen Abschied nimmt.«
    »Du, Ferdl, ja – warum ned?! Bei mir liegt eh grad nix an. Und bevor mir fad wird, hör ich mir den seine Gspassettln einmal an.«
    Bronstein folgte also Berger in dessen Büro am anderen Ende des Ganges und nahm dort den am Schreibtisch liegenden Hörer auf, während Berger seligen Blicks in andere Etagen entschwebte.
    »Oberstleutnant Bronstein am Apparat«, meldete er sich, »worum geht’s?«
    »Das hab’ ich dem anderen Spinaterer schon g’sagt! Sag, wollt’s ihr mi pflanzen? … Ich muss das da ned machen!« Der Mann am anderen Ende der Leitung war hörbar sauer, und Bronstein konnte ihm diese Stimmungslage auch nicht verübeln. Da war jemand bereit, seiner Bürgerpflicht nachzukommen, und dann ließ man ihn ewig lange warten und schickte ihn auch noch von Pontius zu Pilatus.
    »Es tut mir sehr leid, der Herr, aber wir sind wieder einmal chronisch unterbesetzt. Sie wissen schon, die Regierung und ihr Sparzwang. Außerdem ist es ja schon sechs am Abend, da dauert’s halt mitunter ein bisserl. Mit wem hab’ ich denn die Ehre, wenn ich fragen darf?«
    »Pospischil der Name, ich arbeit’ in der Einlöseanstalt Scheid auf der Gumpendorfer Straße. Und da war jetzt grad … das heißt, vor einer halben Stund’ mittlerweile …, so ein komischer Dienstmann da, der Schmuck und Uhren schätzen lassen wollt’. Und wissen S’, das ist ein solcher Haufen, das kann unmöglich koscher sein.«
    In Bronstein stieg Skepsis auf. Wahrscheinlich irgendein verträumter Verkaufsgehilfe, der hinter jeder normalen Transaktion gleich ein Verbrechen vermutete, weil er in seiner Freizeit zu viele Schundhefte las.
    »Vielleicht hat da jemand eine größere Erbschaft g’macht«, sagte er laut, »und will das nicht an die große Glocke hängen.«
    »Ich hab’s zählt! 60 Ringe! Wer, bitte schön, hat 60 Ringe? Ned einmal die Zita. So viele hat nur ein Juwelier. Und da sind dann auch noch jede Menge Uhren unterschiedlichster Fabrikation, dazu

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