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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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weißt du etwas über einen größeren Einbruch oder Raub die Tage?«, beantwortete Bronstein Bergers Frage mit einer Gegenfrage. Dessen ratlose Miene beantwortete selbige jedoch umgehend. Dennoch ließ sich der Polizeirat vernehmen: »Also bei uns sicher ned. Aber schau’n wir einmal bei mir, ob sonst irgendwo was reingekommen ist … Hat der leicht eine Sore bei sich?«
    »Ich denk’ schon. Das ist viel zu groß für herkömmlichen Privatbesitz. Ich mein’, der Experte bist du, aber ich bin mir ziemlich sicher, das Zeug bei dem Scheid, das stammt von einem größeren Bruch.«
    »Na ja, das kann schon sein. Vielleicht haben s’ das irgendwo außerhalb mitgehen lassen und wollen’s jetzt da loswerden, weil s’ glauben, da fallt’s ned so auf.«
    »Siehst, genau das hab’ ich mir auch denkt.«
    In Bergers Büro angekommen, kramte Bronsteins Kollege in seinen Unterlagen. Immer tiefer wühlte er sich in den Stapel von Papieren, die scheinbar ohne Sinn und Ordnung neben dem Telefon aufgeschichtet waren. »Jetzt, wo du das g’sagt hast«, meinte er währenddessen, »ist mir eing’fallen, da war irgend so ein Wisch aus Brünn die Tag’. … Wo ist denn der?«
    Mit einem leisen Rascheln stürzte der Stapel in sich zusammen und die einzelnen Papierstücke verteilten sich zwanglos auf dem gesamten Schreibtisch. Einige wagemutigere stoben über den Tischrand hinaus und segelten wie Weiland Otto Lilienthal langsam dem Erdboden entgegen.
    »Fix Laudon«, fluchte Berger, »jetzt ist meine ganze Ordnung tschari.«
    Bronstein verkniff sich die Antwort, dass diese zuvor schon nicht anwesend gewesen sei, und half stattdessen Berger dabei, die diversen Aktenstücke vom Boden aufzulesen.
    »Hast vielleicht das gesucht?«
    Bronstein hielt Berger ein Fernschreiben unter die Nase, das die Brünner Kollegen am 11. November an das Sicherheitsbüro in Wien geschickt hatten. Dort stand zu lesen, dass tags zuvor, also am 10., ein Einbruch bei dem Schmuckwarenproduzenten ›Sequens‹ verübt worden war, bei dem die Schränker Uhren, Ringe, Arm- und Halsbänder im Wert von 115.000 tschechischen Kronen erbeutet hatten.
    »115.000 Kronen, na servus«, entfuhr es Berger, »das sind ja … fast …«
    »Fast 50.000 Schilling«, übernahm Bronstein die Umrechnung, »ja, kein Lapperl.«
    Berger sah Bronstein an: »Und du meinst, da beim …«
    »… Scheid liegt das Diebesgut? Ja! Zumindest teilweise.« Bronstein pfiff durch die Zähne. Mit einer solchen Beute hatte man ausgesorgt. Kein Wunder, dass die Diebe eine geraume Zeit hatten verstreichen lassen, ehe sie sich wieder ans Tageslicht wagten. Und dass sie in einer anderen Stadt nach einem Hehler suchten, unterstrich den Hang zur Vorsicht noch.
    »Ich möcht’ wissen, wie die mit dem Klumpert über die Grenz’ kommen sind.«
    »Das, Ferdl, ist eine gute Frage. Wahrscheinlich werden sie sich irgendwo zwischen Nikolsburg und Drasenhofen durch die Büsche g’schlagen haben.«
    »Ja, oder dort bei Schrattenberg. Wennst dort spazieren gehst, dann weißt gar nicht, ob du noch in Österreich bist oder schon in der Tschechoslowakei.«
    »Na, alsdern, das haben wir geklärt. Was wir allerdings noch nicht wissen, ist, wer den Bruch tatsächlich g’macht hat«, räsonierte Bronstein. »Ich sag’, das waren trotz allem Uns’rige, weil sonst hätt’ sich der Dienstmann anders verhalten. Der hätt’ das sicher erwähnt, dass ihn Ausländer g’schickt haben – wenn er den Auftrag überhaupt ang’nommen hätt’.«
    »Aber geh«, winkte Berger ab, »pecunia non olet. Das weißt ja eh.«
    »Na, wie auch immer«, fasste Bronstein die Unterredung zusammen, »bis morgen werdet ihr euch gedulden müssen.«
    »Wir?«
    »Na, das Dezernat halt«, erläuterte Bronstein.
    »Aber geh, David, sag’ bloß, du willst nicht dabei sein, wenn wir die Schränker dingfest machen?«
    »Du, das ist nicht mein Revier. Ich hab’ dir gern g’holfen, aber ab morgen g’hören die Burschen euch.«
    »Ich mach’ dir einen Vorschlag, David. Die schnappen wir zwei uns. So auf unsere alten Tag’, hmm. Da zeigen wir den ganzen Junghupfern, zu was ein g’standener Kieberer fähig ist. Wir spielen dort morgen in der Früh die gelangweilten Passanten, und dann schlagen wir blitzartig zu wie die Python.«
    »Wie die Kobra!«
    »Ha?«
    »Wie die Kobra. Die schlägt blitzschnell zu. Die Python erwürgt dich einfach nur«, meinte Bronstein mit einem Anflug von Lakonie in der Stimme.
    »Ach so«, lächelte Berger, »hab’

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