Mischpoche
Colliers und Armbänder. Glauben S’ mir, Herr Inspektor, das ist keine Erbschaft, das ist ein Bruch.«
Bronstein ärgerte sich, dass Berger im Augenblick nicht greifbar war, denn die logische Frage, die er diesem nun hätte stellen müssen, lautete, ob dieser Tage irgendwo in Wien ein Einbruch bei einem Juwelier oder einem Goldschmied gemeldet worden war. So aber blieb ihm zunächst nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
»Wissen S’ was, Herr Pospischil. Schenken S’ mir noch ein bissel von Ihrer Zeit. Ich komm’ persönlich bei Ihnen vorbei und schau mir das an.«
Der Pospischil maulte, dass er eigentlich schon Dienstschluss habe und nach Hause wolle, doch Bronsteins Hinweis, dass, liege der Pospischil mit seiner Vermutung richtig, er wahrscheinlich ganz groß in die Zeitung käme, ließ Pospischil einlenken. »Alsdern, ich wart’ auf Sie. Aber ned länger wie a halbe Stund’.«
Bronstein hinterließ Berger eine kurze Notiz auf dessen Schreibtisch, wonach er unbedingt auf ihn warten solle, weil es sich hier vielleicht doch um eine größere Sache handle, und eilte dann zurück in sein Büro, um sich seinen Überzieher zu holen. Dann begab er sich auf die Straße, wo die Kälte, dem Datum gemäß, ihn sofort unangenehm berührte. »Na servus«, sagte er zu sich selbst, »19. November und schon so kalt. Wie wird das erst zu Weihnachten werden?«
»Da werden wir 20 Grad und Sonnenschein haben«, flötete ein Passant im Vorüberhasten, der offenbar Bronsteins Gemurmle gehört und verstanden hatte. »Sehr lustig«, maulte Bronstein und schlug den Mantelkragen hoch.
Mit der Ringlinie fuhr er bis zur Babenbergerstraße, von dort kämpfte er sich in die Gumpendorfer Straße durch und sah schon von Weitem einen Mann in der typischen Kluft eines kleineren Angestellten hektisch winken.
»Da sind S’ ja endlich. G’rad wollt’ ich gehen.«
»Na ja, jetzt bin ich ja da. Alsdern, wo is’ die Sor’?«
Wenige Minuten später war sich Bronstein sicher, dass der Mann recht hatte. Ein derartig umfangreiches Sammelsurium an diversen Schmuckstücken und Wertgegenständen konnte unmöglich einer Privatperson gehören. Nicht einmal der Hochadel besaß noch derart viel an Pretiosen, und wenn ein Liechtenstein, Schwarzenberg oder Schönborn um einen solchen Hort gebracht worden wäre, dann stünde das schon längst in allen Blättern.
»Und Sie sagen, ein Dienstmann hat das vorbeigebracht?«
»Ja. Er hat g’sagt, er lasst fragen im Auftrag von zwei Herren.«
Zwei Herren. Diese Auskunft bekräftigte den Verdacht. Wahrscheinlich waren es die Diebe, die auf diese Weise in Erfahrung bringen wollten, wie viel sie da eigentlich erbeutet hatten, um sodann von einem Hehler nicht allzu sehr übervorteilt zu werden.
»Und was haben Sie ihm g’sagt?«
»Ich wollt’ Zeit gewinnen. Natürlich hätt’ ich ihm gleich sagen können, wie viel das Zeug da ungefähr wert ist. Aber dann wäre er wahrscheinlich einfach wieder gegangen, und die ganze Sache wär’ erledigt g’wesen. So aber hab’ ich ihm g’sagt, der Schätzmeister ist nimmer da, und er soll morgen in der Früh wiederkommen. Das war eigentlich alles. Wobei, was mir aufg’fallen ist, war, dass der Mann offenbar derrisch war. Weil ich hab’ ihm mehrmals sagen müssen, was ich ihm g’sagt hab’, und am End’ hab’ ich richtiggehend g’schrien mit ihm.«
Nun ja, dachte Bronstein, der Dienstmann war sicherlich nur Mittel zum Zweck, den konnte er getrost außer Acht lassen. Insofern war es auch gleichgültig, dass der Mann schwerhörig war. Viel wichtiger schien es, dass der Dienstmann die Kollegen direkt zu den Dieben führen würde, wenn man es richtig anstellte. Bronstein überlegte einen Augenblick, dann wandte er sich wieder an den Pospischil. »Wann sperren Sie morgen auf?«
»Wie immer. Um acht.«
»Gut, Herr Pospischil. Das ist vorläufig alles. Sie haben uns sehr geholfen. Ich bin überzeugt, dass Sie recht haben. Wir müssen nur noch herausfinden, wer der Bestohlene ist. Aber dank Ihnen kriegen die Einbrecher für ihr Diebesgut jetzt nur eins: die Achter.«
Bronstein sah zu, dass er wieder ins Präsidium kam, denn der Fall duldete, wie er meinte, keinen Aufschub. Er hoffte, Berger würde seine Notiz gefunden haben und auf ihn warten. Tatsächlich saß Berger in Bronsteins Büro, als dieser eintrat, um seinen Mantel aufzuhängen.
»Hat der doch was G’scheites g’sagt«, ließ sich Berger vernehmen.
»Sag, Ferdl,
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