Miss Carolines verwegener Plan
Treuhänder. Wenn ich erst verheiratet bin, fällt die Verfügungsgewalt über mein gesamtes Vermögen sowieso meinem Gatten zu. Er könnte, wenn er wollte, sogar den Verkauf des Gestüts rückgängig machen, wenn dieser nicht zu lange zurückliegt.“
„Das Risiko, einen Schurken zu ehelichen, willst du doch nicht eingehen!“ Elizabeth sah ehrlich besorgt drein. „Du gewinnst nichts, wenn du heiratest. Dann übt lediglich ein anderer Mann Macht über deinen Besitz aus. Und über dich …“ Erneut überlief sie ein Schauer. „Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Es gibt nichts, was du deinem Gatten verwehren dürftest.“
„Wenn Harry doch nicht so weit fort wäre!“ Caroline spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „Ich habe ihm geschrieben. Aber er kann unmöglich rechtzeitig hier sein, um den Verkauf des Gestüts zu verhindern. Ich werde alles verlieren, was mir etwas bedeutet …“
Ihre Befürchtungen laut auszusprechen bewirkte, dass dieser schreckliche Schmerz sie erneut durchfuhr.
„Wie viel Zeit bleibt dir noch?“, wollte Elizabeth wissen. „Ich überlege gerade, ob ich eine Liste mit Heiratskandidaten aufstellen soll.“
„Ich würde jeden nehmen, wenn er mir nur das Gestüt lässt. Klaglos würde ich ihm all mein Geld überlassen. Aber ich kenne niemanden außer Harry, der sich auf einen solchen Handel einlassen und zu seinem Wort stehen …“ Sie unterbrach sich und riss die Augen auf. Gerade war ihr etwas eingefallen. Hatte nicht Max Ransleigh gesagt: „Da ich gesehen habe, wie wunderbar Sie mit Pferden umgehen können, hätte ich nichts dagegen, dass Sie sich weiterhin um das Gestüt kümmern.“
Plötzlich war sie so aufgeregt, dass sie ihre Erschöpfung vergaß. Neue Energie durchströmte sie, und sie griff nach Elizabeths Arm. „Du bist doch mit den Ransleighs bekannt, nicht wahr?“
„Du weißt, wie zurückgezogen ich lebe. Trotzdem zählt Jane Ransleigh noch immer zu meinen Freundinnen. Seit sie Jason Gilford geheiratet hat, heißt sie natürlich Gilford. Und sie nimmt schon jahrelang eine wichtige gesellschaftliche Stellung …“
„Das ist mir bekannt“, unterbrach Caroline sie. „Ist sie in London? Kannst du ihr eine Nachricht schicken?“
„Ich denke schon. Aber ich verstehe nicht … Caroline, um Himmels willen, du bist weiß wie ein Bettlaken. Du wirst doch nicht in Ohnmacht fallen? Und bitte, lass meinen Arm los. Du tust mir weh!“
„Entschuldigung!“ Sie gab ihre Cousine frei. Du musst dich konzentrieren, rief sie sich selbst zur Ordnung. Und laut sagte sie: „Ich muss mit Max Ransleigh sprechen. Wenn möglich, noch heute Abend.“
„Max Ransleigh? Der Mann, der dich …“ Elizabeth riss verwirrt die Augen auf, dann begriff sie. „Bist du sicher?“
„Ja. Allerdings bin ich nicht sicher, dass Lady Gilford bereit sein wird, mir trotz jenes Skandals zu verraten, wo er sich aufhält.“
„Du brauchst sie gar nicht zu fragen. Max ist in London. Das hat Jane mir erzählt, als wir letzte Woche zusammen Tee getrunken haben. Er wollte sich mit dem Colonel treffen, der damals sein Regiment kommandiert hat.“
„Weißt du, wo er wohnt?“
„Nein, aber meine Zofe Tilly kann das herausfinden. Sie ist mit Janes Haushälterin befreundet.“
„Würdest du Tilly bitten, ihrer Freundin jetzt gleich einen Besuch abzustatten?“
Forschend betrachtete Elizabeth das Gesicht ihrer Cousine. „Bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst?“
„Nein.“ In ihrem Inneren tobte ein erbitterter Kampf zwischen Angst und Hoffnung. „Ich weiß nicht einmal, ob er mich empfängt, wenn ich unangemeldet bei ihm auftauche. Aber er ist meine einzige Chance. Spätestens zum Ende des Monats wird der Verkauf des Gestüts rechtskräftig sein.“
„Und der Fluch? Deine Mutter, deine Tante, mehrere deiner Cousinen … Himmel, fast alle deine weiblichen Verwandten sind im Kindbett gestorben. Ich dachte, du wärest fest entschlossen, das Risiko niemals einzugehen.“
Caroline zwang sich, nicht an die erotische Spannung zu denken, die im Gewächshaus zwischen ihr und Max geherrscht hatte. „Mr Ransleigh hat mich stets nur in meinen hässlichsten Kleidern beziehungsweise in Hosen gesehen. Vielleicht wird er gar nicht wollen, dass wir … Es ist doch bekannt, dass er schöne, weltgewandte Frauen mag. Und dass er sie alle haben kann … Ich werde ihm zusichern, dass er tun und lassen kann, was er will.“
Elizabeth erschauerte. Ihr Gatte hatte es nie für nötig
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