Miss Carolines verwegener Plan
finden, wenn Sie das Mädchen heiraten. Vielleicht wäre es auch hilfreich, wenn Sie das kleine Biest fänden, dass Ihnen in Wien so übel mitgespielt hat.“
„Letzteres wollte ich gleich nach meiner Rückkehr von Waterloo tun. Aber im Außenministerium erklärte man mir, dass es absolut sinnlos sei und für meine Zukunftsaussichten nicht den geringsten Unterschied machen würde.“
„Im Außenministerium ist man nicht daran interessiert, schmutzige Wäsche zu waschen. Man lässt sie lieber verschwinden.“ Die Stimme des Colonels klang eisig. „Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass man die Vorwürfe gegen Sie zurücknehmen müsste, wenn diese Französin ein Geständnis ablegen würde. Das könnte selbst Wellington dazu bringen, Sie wieder mit anderen Augen zu betrachten.“
„Glauben Sie das wirklich?“ Etwas wie Hoffnung regte sich in Max. „Wellingtons Vertrauen zurückzugewinnen, das würde mir viel bedeuten.“
„Wie wir alle wissen, fällt es ihm schwer, die Fehler anderer zu verzeihen. Allerdings ist er den Frauen gegenüber sehr ritterlich. Ich denke, er würde verstehen, dass Sie keine Wahl hatten: Wenn eine Dame in Bedrängnis Sie um Hilfe bittet, dann müssen Sie als Gentleman diese Bitte erfüllen.“
Aufgeregt rief Max: „Ich werde nach Wien reisen und versuchen, Madame Lefevre zu finden.“
„Das kann nicht schaden. Ich persönlich würde es diesen Dummköpfen im Außenministerium ja gönnen, dass man ihnen einen bösen Fehler nachweist. Wirklich, Ransleigh, beim Militär oder möglicherweise auch im Kriegsministerium sind Sie besser aufgehoben. Da weiß jeder, wie tapfer Sie sich bei Hougoumont geschlagen haben.“ Brandon leerte sein Glas und stellte es ab. „Gehen Sie nach Wien, und melden Sie sich bei mir, sobald Sie zurück sind!“
„Danke, Colonel. Ich stehe in Ihrer Schuld.“
Brandon machte eine abwehrende Handbewegung. „Es ist die Aufgabe jedes Vorgesetzten, sich um seine Untergebenen zu kümmern. Ich wünschte nur, ich wäre früher nach London zurückgekommen. Dann hätten wir uns eher treffen können und Sie hätten nicht so viel Zeit unnütz vertan. Weibergeschichten und Trinkgelage mögen ja ganz nett sein, aber auf Dauer braucht ein Mann mit Ihren Talenten eine sinnvolle Beschäftigung.“
Max lachte. „Das kann ich nur bestätigen, Sir.“
Die Männer wechselten noch ein paar höfliche Worte. Dann stand Max auf, verbeugte sich und ging. Hoffnung und Erleichterung erfüllten ihn. Der Optimismus des Colonels hatte ihn angesteckt.
Ich werde Brandons Vertrauen nicht enttäuschen, nahm Max sich vor, ich werde nach Wien gehen und Beweise für meine Unschuld finden.
Seit nun fast einem Jahr hatte er nichts Sinnvolles zu tun gehabt. Er war – genau wie der Colonel gesagt hatte – nur mit Weibergeschichten und Trinkgelagen beschäftigt gewesen. Das war nun vorbei. Er stand auf der Schwelle zu einem neuen Abschnitt seines Lebens. Vielleicht würde er sogar Wellingtons Anerkennung zurückgewinnen.
Kurz darauf hielt die Droschke vor Alastairs Stadthaus, in dem Max wohnte, da sein Vater ihn aus dem Stadtpalais der Familie verbannt hatte. Er bezahlte den Kutscher und ging mit großen Schritten auf den Eingang zu.
Er war im Begriff, die Stufen zur Tür hinaufzusteigen, als er sah, wie sich im Dunkeln neben der Treppe etwas bewegte. Er reagierte sofort. Während seiner Militärzeit hatte er ständig auf der Hut sein müssen. Und noch immer befand sich für Notfälle ein Messer in seinem Stiefel. Schon hielt er es in der Hand. „Wer da?“, rief er.
Eine schattenhafte Gestalt näherte sich ihm. Als das schwache Licht der Straßenlaterne auf sie fiel, schob sie die tief ins Gesicht gezogene Kapuze zurück.
Im ersten Moment glaubte Max, er habe eine Halluzination. Schockiert hielt er den Atem an. Dann senkte er schnell das Messer. „Miss Denby?“, sagte er ungläubig.
„Guten Abend, Mr Ransleigh. Wahrscheinlich bin ich die letzte Person in ganz England, die Sie zu sehen wünschen. Dennoch möchte ich Sie um ein paar Minuten Ihrer Zeit bitten.“
Noch immer starrte er sie fassungslos an. Was wollte sie von ihm? Und warum, um Himmels willen, war sie so spät am Abend gekommen und hatte im Dunkeln auf ihn gewartet? Woher wusste sie überhaupt, wo sie ihn finden würde?
Er musste vorsichtig sein. Was auch immer sie hergeführt hatte, es konnte nur bedeuten, dass er sich neuen Schwierigkeiten gegenübersah. Verflucht, er konnte keinen neuen Skandal
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