Miss Carolines verwegener Plan
hatte.
Tatsächlich hatten die Treuhänder das Recht, Denby-Land, Pferde, Gebäude oder auch anderes zu verkaufen, sofern sie der Überzeugung waren, es zugunsten des Gesamtbesitzes zu tun. So war es im Testament festgelegt, und so war es vom Gericht des Lordkanzlers bestätigt worden.
Die Information hatte ihr kalte Schauer über den Rücken gejagt und sie beinahe zur Verzweiflung getrieben. Gleichzeitig erfüllte sie ein so mächtiger Zorn, dass es ihr fast den Atem raubte.
Jetzt, als Elizabeths Butler öffnete und ihr mitteilte, dass die Hausherrin nicht daheim war, verspürte sie einen schmerzhaften Stich in der Brust. Sie musste mit jemandem reden! Doch es gab niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. Also begab sie sich in die Bibliothek, um ein langes Schreiben an Harry zu verfassen. Leider wusste sie nur zu genau, dass er sie erst dann würde heiraten können, wenn es längst zu spät war. Mr Henderson hatte ihr mitgeteilt, dass der Verkauf des Gestüts kurz bevorstand.
Sie würde ihr Zuhause und ihre geliebten Pferde verlieren.
Allein der Gedanke daran schien sie zu zerreißen. Wie sollte sie diesen Verlust überleben? Das Herz wollte ihr brechen.
Von draußen war Räderrattern und Hufgetrappel zu hören. Elizabeth kam nach Hause. Caroline versiegelte den Brief und adressierte ihn an Harry. Dann stand sie auf, um ihre Cousine zu begrüßen.
Beim Eintreten warf Elizabeth einen kurzen Blick auf Carolines Gesicht und schloss sie in die Arme. „Männer!“, stellte sie bitter fest und führte sie zum Sofa. „Sie gestalten unsere Welt, machen die Gesetze, tun so, als seien wir hilflose Geschöpfe, die ihr Leben nicht selbst in die Hand nehmen können, und alles nur, damit sie Macht über uns ausüben können.“
„Du hast wenigstens deine Unabhängigkeit, ein Einkommen und dieses Haus, ein paar Freundinnen … Meinst du, ich könnte zu dir ziehen, wenn …“ Ihre Stimme brach. „Ich glaube nicht, dass ich es ertrage, in Denby Lodge zu leben, wenn das Gestüt mir nicht mehr gehört.“
„Du bist mir jederzeit willkommen. Große Geldsummen stehen mir nicht zur Verfügung. Aber irgendwie werden wir schon klarkommen.“
„Oh, um Geld brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin reich und werde es bleiben. Diese Treuhänder verwalten meinen Besitz so geschickt, dass mein Vermögen ständig wächst. Lord Woodbury hätte gewiss nichts dagegen einzuwenden, dass ich Unsummen ausgebe, um mir all das zu kaufen, was eine Frau seiner Meinung nach schön finden sollte: hübsche Kleider, Schmuck, eine elegante Kutsche, neue Möbel … Er würde es gutheißen, solange ich mich nicht mit dem beschäftige, was mich wirklich interessiert.“
„Ich weiß, wie sehr du Pferde liebst“, meinte Elizabeth hilflos. Sie füllte zwei Gläser mit Wein. „Trotzdem ist dein Leben nicht vorbei, wenn du das Gestüt nicht mehr leitest. Komm zu mir. Man wird uns für zwei exzentrische Blaustrümpfe halten.“
Caroline bemühte sich zu lächeln. Doch der Versuch misslang kläglich. Ihre Welt drohte zusammenzubrechen, und sie sah sich einfach nicht in der Lage, auf die humorvolle Bemerkung ihrer Cousine einzugehen. „Du solltest es dir gründlich überlegen, ob du wirklich mit mir zusammenleben willst. Hast du vergessen, dass ich eine ruinierte Frau bin?“
Lachend schüttelte Elizabeth den Kopf. „Ich glaube kein Wort von dem, was Lady Melross über dich erzählt. Sie behauptet, du habest deinen Busen entblößt, um dir einen Mann zu angeln. Welch ein Unsinn! Außerdem halte ich es für ausgeschlossen, dass ein kluger, welterfahrener Gentleman wie Max Ransleigh – auch wenn er wirklich ein Rogue sein sollte – sich einer jungen Dame ausgerechnet in einem Gewächshaus nähert. An einem Ort also, wo man jeden Moment gestört werden kann.“
Obwohl sie die Neugier in den Augen ihrer Cousine sah, verspürte Caroline keine Lust, ihr jetzt die ganze Geschichte anzuvertrauen.
Elizabeth begriff das sofort und wechselte taktvoll das Thema. „Kannst du diesem Woodbury nicht irgendwie ein Schnippchen schlagen?“
„Nur, wenn ich einen Mitgiftjäger finde, der so dringend Geld braucht, dass er noch heute Nacht mit mir nach Gretna Green durchbrennt.“
„Damit scherzt man nicht!“ Elizabeth erschauerte. „Außerdem befürchte ich, dass Woodbury versuchen würde, eine solche Ehe für ungültig erklären zu lassen.“
„Das kann er nicht, denn ich bin volljährig. Er ist nicht mein Vormund, sondern nur einer der
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