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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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heraus«, be- stätigte ein anderer Steward. »Wir geben ihnen noch ein paar Minuten, dann ist die Bahn bestimmt frei. Alles im Griff an- sonsten?«
»Mehr oder weniger schon«, sagte Alec etwas ironisch.
»Dann machen wir weiter. Tut uns leid und das alles, aber wir können hier ja nicht alles abbrechen.«
Die Barkasse legte den Rückwärtsgang ein und fuhr mit einem sanften Knattern zurück an die Startlinie, wo die näch- sten beiden Boote schon warteten.
Noch einmal wandte sich Alec zum Arzt. »Vielen Dank, Herr Doktor …?«
»Mr. reicht. Ich bin Chirurg, nicht promoviert. Fosdyke ist mein Name. Mein Junge ist einer der beiden übriggebliebe- nen Ruderer im Vierer.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Fosdyke. Darf ich fragen, wie sicher Sie sich Ihrer Diagnose sind?«
»Normalerweise muß ich solche Diagnosen ja nicht stellen, aber ich habe schon einige Patienten mit Subduralblutungen und ähnlichen Hämatomen wie diesen hier operiert. Und deren Ärzte erörtern ja immer vorher den Befund mit mir. Dieser arme junge Mann scheint außerdem noch einen akuten Anfall von Kopfschmerzen bekommen zu haben, oder hab ich das falsch gesehen?«
»Genauso hab ich es auch wahrgenommen«, stimmte ihm Alec zu.
»Er hat sich übergeben, ohne daß ihm vorher übel war. Jedenfalls muß man das annehmen, sonst hätte er ja nicht beim Rennen mitgemacht. Seine Pupillen sind unterschied- lich groß, noch ein wichtiges Symptom. Die Kontusionen an seinem Schädel schließen eigentlich jeden Zweifel aus, meine ich. Die Autopsie – denn die wird es doch vermutlich geben? – wird den endgültigen Beweis liefern. Oder den Gegenbeweis.«
»Verstehe. Er könnte nicht hingefallen sein?«
»Er müßte dann zweimal hintereinander hingefallen sein«, sagte der Arzt zweifelnd, »und zwar erst auf die eine Seite des Kopfes und dann auf die andere. Mir sieht es eher so aus, als hätte man ihm ordentlich eins über den Schädel gezogen, be- vor er dann zu Boden gegangen ist. Ich will nur hoffen, die Berichte meines Sohnes über den Charakter des Verstorbenen beeinflussen mich nicht zu sehr in meiner Annahme, daß eine solche tätliche Auseinandersetzung stattgefunden hat.«
Alec erwiderte in ähnlich trockenem Ton: »Kaum möglich, scheint mir. Jedenfalls hat er den Schlag nicht versetzt be- kommen, während er im Boot saß, denn dort konnte er ja nicht hinfallen. Damit dürfte sein Tod eine verzögerte Reak- tion sein. Wie lange könnte denn der Schlag zurückliegen?«
»Theoretisch mehrere Wochen. Aber nach den Kontusio- nen am Schädel zu urteilen vier bis vierundzwanzig Stunden. Zwei bis zweiunddreißig wäre auch möglich. Ich bin da kein Fachmann. Ohne Zweifel wird ein Polizeiarzt den Zeitraum einengen können.«
»Das will ich hoffen! Wären Sie so freundlich, Mr. Fosdyke, und würden warten, bis unser Mann vor Ort hier erscheint?«
»Aber selbstverständlich.«
Daisy hatte die Antwort des Arztes kaum gehört. Die Bedeutung seiner Bemerkung von vorhin wurde ihr erst all- mählich klar. Zwei bis zweiunddreißig Stunden!
»Mr. Fosdyke«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte vor Angst, »ist geistige Verwirrung ein weiteres Symptom? Und Inkohärenz und Gleichgewichtsstörungen?«
»Ganz genau, Miss …«
»Dalrymple«, warf Alec ein, der merkte, daß Daisy keiner Worte mehr fähig war.
»Und Sehstörungen«, fügte der Arzt hinzu. »Die Sym- ptome hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betrof- fen ist.«
Daisy setzte sich plötzlich ins Gras, denn ihr war entschie- den flau geworden. »Wir haben ihn für betrunken gehalten«, sagte sie mit leiser Stimme, als Alec sich neben ihr niederließ und tröstend ihre beiden Hände umfaßte.
»Eine sehr naheliegende Annahme«, sagte Mr. Fosdyke.
»Aber wenn wir sofort nach ärztlicher Hilfe telephoniert hätten – nein, Alec, das muß ich jetzt einfach wissen! –, wenn DeLancey sofort von einem Arzt untersucht worden wäre, hätte er dann vielleicht überleben können?«
»Zeit ist bei solchen Verletzungen tatsächlich ein entschei- dender Faktor. Allerdings sind die Chancen auch bei den Fäl- len sehr schlecht, bei denen die Blutung durch eine sofortige Operation gestillt wird. Wer eine solche Verletzung überlebt, hat alles andere als eine Garantie auf volle Genesung. Es gibt keinen Grund, sich da Vorwürfe zu machen, Miss Dal- rymple«, sagte der Arzt freundlich. »Die Symptome werden von einem Laien fast zwangsläufig mit denen eines übermäßi- gen Alkoholkonsums verwechselt.«
Daisy

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