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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Meter Platz zwischen ihnen, als er sich setzte. Sie wollte sich an ihn lehnen, doch er sagte: »Das wird auch nicht besonders professionell wirken, wenn wir mit- einander kuscheln, und außerdem würde mich das von dem, was du mir zu erzählen hast, ablenken. Den schlimmsten Schock hast du doch hoffentlich schon überwunden, oder?«
»Ja. Es war schlimm genug, daß er einfach so tot umgefallen ist, aber zu wissen, daß ich es hätte verhindern können …«
Er nahm ihre Hand, Ablenkung hin, Ablenkung her. »Fos- dyke hat recht, Liebling, das hast du unmöglich wissen kön- nen. Du hast doch die Beulen an seinem Kopf nicht gesehen. Oder etwa doch?«
»Nein! Aber mir ist immerhin der Gedanke gekommen, daß er eine Nikotinvergiftung haben könnte. Wenn ich einen Arzt gerufen hätte … aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie das hätte geschehen sein sollen, und außerdem hatte er ja wirklich getrunken. Der hatte eine gewaltige Whisky-Fahne.«
»Daisy, was soll dieser ganze Kram von wegen Nikotin- vergiftung? Und wann und wo hast du DeLancey in diesem Zustand gesehen? Und …«
»Ich fang mal lieber am Anfang an«, beschloß Daisy, »sonst komm ich noch ganz durcheinander. Das hat begonnen mit Tante Cynthia und den Blattläusen. Sie hat die Rosen mit Ta- bakwasser besprüht, und ich habe mir Sorgen gemacht wegen des Nikotins. Nach dieser schrecklichen Geschichte in der Albert Hall neulich hab ich über Gifte nachgelesen.«
»Weil man nie weiß, wozu man sie brauchen kann?« neckte Alec sie.
Daisy zog eine Grimasse. »Ich hatte die Einzelheiten vergessen, also hab ich noch einmal nachgelesen. Es gibt eine so lange Liste von Symptomen, daß ich mich nicht mehr an alle erinnern kann. Aber ich bin überzeugt, daß DeLancey ein paar davon aufwies. Egal; darauf komm ich gleich noch zurück. Nachdem ich mich also mit Tante Cynthia unter- halten hatte, bin ich hinunter zum Bootssteg gegangen. Der Achter kam gerade zurück. Ich unterhielt mich mit Horace Bott, während die anderen das Boot wegbrachten.«
»Der geheimnisvolle Mr. Bott.«
»Er ist ganz und gar nicht geheimnisvoll. Du hast ihn nur noch nicht gesehen, weil er der Steuermann vom Achter ist und der Vierer keinen Steuermann braucht.«
»Und er ist auch nicht mit den anderen mitgekommen, um den Vierer anzufeuern«, bemerkte Alec.
»Nein, aber das kann man ihm nicht verübeln. Die anderen mögen ihn nicht … Was man ihnen wiederum auch nicht ver- übeln kann. Er spielt ständig die beleidigte Leberwurst, und das ist irgendwie ein Teufelskreis. Er ist unglaublich schlau – hat ein Stipendium für Ambrose bekommen, hat sowohl in Mathematik als auch in Physik als Jahrgangsbester ab- geschlossen, und jetzt hat man ihm ein Stipendium für Cam- bridge angeboten – aber er ist und bleibt der Sohn eines Kioskbesitzers. Aus Birmingham.«
»Falscher Akzent, falsche Familie«, sagte Alec mit ironi- schem Ton.
»Falscher Instinkt, falsche Kleidung«, fügte Daisy hinzu. »So hat er es mir auch dargestellt. Ich will ja nicht bezweifeln, daß er schlecht behandelt worden ist. Aber im Ergebnis sucht er sich förmlich einen Grund, um beleidigt zu sein, und den findet er natürlich immer. Dauernd ist er wegen irgend etwas böse. Selbst diejenigen, die ihn so nehmen würden, wie er ist, entgehen seinen Sticheleien nicht.«
»Und DeLancey hat ihn am meisten gequält.«
»Eigentlich hat er ihn als einziger gequält. Die anderen las- sen ihn im wesentlichen links liegen. Rollo hat sich vor ihn gestellt, als DeLancey einmal wirklich ekelhaft zu ihm war, und er und Cherry sind zu seiner Rettung herbeigeeilt, als DeLancey ihn angegriffen hat.«
»DeLancey hat Bott körperlich angegriffen?« rief Alec aus.
»Er hat ihn in den Fluß geschubst.« Daisy erklärte, wie es zu der Auseinandersetzung gekommen war, die wiederum dazu geführt hatte, daß Bott Whisky getrunken hatte und am nächsten Morgen den Achter verkatert hatte steuern wollen, mit dem bekannten traurigen Resultat. »DeLancey hat nicht das geringste bißchen Verantwortung für die Sache übernom- men. Er hat alles Bott in die Schuhe geschoben. Das Bad im Fluß war nur der Höhepunkt einer langen Serie von öffent- lichen Beleidigungen. Weiß der Himmel, was noch passiert wäre, wenn Lord DeLancey – das ist der große Bruder – ihn nicht einfach weggeholt hätte.«
»Also hatte Bott guten Grund, DeLancey an den Kragen zu wollen.«
»Cherry und Rollo hatten genauso viel Grund.« Daisy be- dauerte, noch während sie sprach, daß

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