Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser
konnte er ja sehen, daß ihr nichts Schreckli- ches widerfahren war. »Ich hab auf den Wecker geschaut, als ich das Licht angeschaltet habe. Ich mußte doch sehen, was im Zimmer vor sich ging«, erklärte sie.
»Das klingt so, als hätte Mr. DeLancey vor zwei Uhr nachts eins auf den Kopf bekommen. Aber ich muß das noch ge- nauer mit Mr. Fosdyke und Dr. Dewhurst erörtern, wegen der Symptome. Die werden wahrscheinlich noch mehr Details von dir hören wollen. Was hast du dann mit dem Eindringling gemacht?«
»Tish hat Fosdyke junior geholt – mit dem teilte sich De- Lancey das Zimmer –, und der hat ihn dann weggeschafft, der gute.«
Alec legte ihr die Hand auf den Arm und bedeutete ihr da- mit, langsamer zu gehen. Offenbar wollte er noch hinter die letzten in ihrem Gänsemarsch, also Rollo und Mr. Fosdyke senior, zurückfallen.
»Wenn DeLancey zu dem Zeitpunkt wirklich nur betrun- ken war«, sagte Alec leise, »dann hätte er doch ebensogut mit dem jungen Fosdyke eine Auseinandersetzung anfangen kön- nen, nachdem die beiden aus eurem Zimmer heraus waren.«
»Du meinst, es könnte auch Fosdyke gewesen sein, der ihm eins übergezogen hat?«
»Ganz genau. Obwohl, wenn ich länger darüber nach- denke, dann hätte man es hören müssen, wenn die sich im Flur oder im Schlafzimmer geprügelt hätten.«
»Nicht unbedingt. Die Ruderer fallen abends mehr oder minder tot um – ach herrje! Ich meine, sie sind natürlich sehr müde. Tish hat Fosdyke wohl nur unter Mühen wach- bekommen. Rudern scheint wirklich ein sehr anstrengen- der Sport zu sein«, bemerkte Daisy nachdenklich. »Und essen tun die alle, als gäb’s die ganze nächste Woche nichts mehr.«
»Es hat vermutlich niemand mitbekommen, daß DeLancey in eurem Zimmer war, nehme ich an?« Alec kam etwas un- geduldig auf das Thema zurück und folgte den anderen wie- der rascher.
»Nein. Das Zimmer liegt auf der rechten Seite vom Trep- penabsatz, die Jungs schlafen im gegenüberliegendem Flügel. Auf der anderen Seite des Flurs ist ein Bad, und zwischen Tishs Zimmer und dem Schlafzimmer ihrer Eltern befindet sich ein Ankleideraum. Dottie schläft gegenüber von Tante Cynthia, schräg gegenüber von Tish.«
»Und Miss Carrick hat nichts gehört?«
»Das hätte sie vielleicht, wenn DeLancey Lärm gemacht hätte, aber eigentlich hat er nur wirres Zeug gemurmelt und ein bißchen gestöhnt. Tish hatte zunächst Sorge, er sei hinter ihr her, aber er war überhaupt nicht aggressiv.«
»Andererseits hätte er gewalttätig werden können, nach- dem man ihn aus eurem Zimmer entfernt hatte. Fosdyke junior kommt leider auf meine Liste der Verdächtigen. Ach, Daisy, Daisy. Ich fürchte, unser Wochenende ist total rui- niert.«
»Wirklich sehr ärgerlich«, stimmte ihm Daisy bedauernd zu, aber sie war ganz gelassen, als sie fortfuhr: »Allerdings kann man nicht behaupten, du hättest mich nicht gewarnt, was es bedeutet, einen Polizisten zu heiraten. Und wenigstens bist du hier bei mir und nicht irgendwo in Devon oder Der- byshire.«
»Daisy, wo steckt Tish eigentlich?« fragte Rollo sorgenvoll. Er war langsamer gegangen, um sich zu ihnen zu gesellen. Mr. Fosdyke lief jetzt vorn bei seinem Sohn.
»Cherry hat sie und Dottie nach Hause gerudert, vor einer Ewigkeit. Sie war ganz schrecklich aufgeregt.«
Rollo runzelte die Stirn. »Ich hätte nicht gedacht, daß sie DeLancey so gerne mochte.«
Daisy blickte Alec kurz an. Sie war überzeugt, daß ihm diese Andeutung von Eifersucht auffiel. »Hat sie doch auch gar nicht, Lieber«, versicherte sie Rollo. »Aber wenn man mit- erlebt, wie jemand stirbt, kann einen das schon durchein- anderbringen, selbst wenn man den Betreffenden nicht so be- sonders gut leiden konnte.«
»Er hat sie schließlich andauernd belästigt!«
»Jetzt hat er ja damit aufgehört«, bemerkte Alec.
»Sicher«, sagte Rollo und machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Zufriedenheit über diese Tatsache zu verschleiern. Wenn der einmal Diplomat werden wollte, dachte Daisy bei sich, dann mußte er unbedingt lernen, seine Gefühle zu ver- bergen. »Ich kann wirklich nicht behaupten, es täte mir leid«, fuhr er fort und fügte, an Alec gewandt, ernst hinzu: »Aber ich hab ihm wirklich keins übergezogen. Obwohl ich nicht leug- nen kann, daß ich das mehr als einmal gewollt hätte.«
Alecs Nicken war so undurchsichtig, wie ein Nicken nur sein konnte. »Man hat mir einiges erzählt. Mir scheint, daß Sie allen Grund gehabt hätten.«
Rollo blieb plötzlich stehen, und
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