Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser
Ihnen.«
DeLancey entfernte sich so rasch auf dem Treidelpfad, daß es fast schon ein Weglaufen und kein Weggehen mehr war.
Mit der Hilfe von Poindexter und Wells ersetzte Alec die Bla- zer rasch durch das Tuch. Die beiden Ruderer schienen nicht besonders angetan zu sein, als sie ihre Jacken zurückerhielten.
»Es sch-scheint ni-nicht ganz das ri-richtige, die Jacke wie- wieder anzuziehen«, sagte Poindexter.
Leigh schauderte nur schweigend und hielt seine am langen Arm ausgestreckt.
»Sie können sie ruhig wieder anziehen«, sagte Daisy und bewies ihren Sinn fürs Praktische. »Sie müssen sie ohnehin mitnehmen. Schließlich können Sie ihre Blazer nicht einfach hier liegen lassen.«
»Das würde ich auch so sehen, Jungs«, stimmte ihr Mere- dith zu. »Am Ende finden ein paar Tippelbrüder die und spa- zieren dann in Blazern von Ambrose herum.«
»Da drüben kommen Frieth und Fosdyke«, tat Leigh kund. »Und die brauchen sie nötiger als wir.«
Er und Poindexter gingen los, um Rollo und Fosdyke den Jüngeren zu begrüßen, dessen Vater sich umdrehte, als er sei- nen Namen hörte. Der Doktor saß noch immer auf seinem Jagdhocker. Jetzt klappte er ihn wieder zusammen.
»Chief Inspector«, wandte er sich an Alec, der gerade den Constables dabei zusah, wie sie die vom Tuch bedeckte Leiche auf die Bahre hoben, »wäre es Ihnen recht, wenn ich Sie nach … ähm … Bulawayo begleite?«
»Wenn es Ihnen nicht allzuviel ausmacht, Mr. Fosdyke, dann wäre mir das sogar sehr recht.«
»Ganz und gar kein Problem. Ich möchte ohnehin lieber in der Nähe meines Jungen sein in einer solch aufwühlenden Si- tuation.« Er folgte Leigh und Poindexter.
»Und was ist mit dem Polizeiarzt?« fragte Daisy Alec. »Der Mann kommt aus Reading hierher, was in Berkshire liegt …«
»Hab ich’s doch gewußt, daß du uns belauschst!«
Sie grinste ihn an. »Aber die Leiche wird gleich nach Buckinghamshire transportiert.«
Alec stöhnte auf. »Und vermutlich stammt der Henleyer Arzt aus Oxfordshire.«
»Marlow ist der nächste Ort in Buckinghamshire – aber die Stadt ist ziemlich klein.«
»Der Mann aus Reading wird die Sache erledigen müssen«, entschied Alec. »Er ist sowieso schon auf dem Weg hierher. Schließlich und endlich ist DeLancey in Berkshire gestorben. Oder etwa nicht?«
»Möglicherweise«, sagte Daisy, »aber die Grenze der Graf- schaften verläuft irgendwo mitten durch den Fluß. Keine Ahnung, wo genau. Verstehst du jetzt, warum ich voraus- gesehen haben, daß sie dir diesen Fall anhängen werden?«
»Allerdings, das verstehe ich jetzt.« Er wandte sich an Wells und Meredith. »Sie beide haben doch nichts dagegen, bei der Bahre mit Hand anzulegen, oder? Könnten Sie uns rüber zu den Cheringhams rudern?«
Die beiden beeilten sich, ihm zu versichern, daß Scotland Yard auf sie zählen könne. Nachdem sich der Schock über DeLanceys Tod gelegt hatte, schien es Daisy, als würden sie das Dramatische der Situation durchaus genießen. Das Opfer war ja auch nicht gerade ihr bester Freund gewesen.
Alec schickte einen der Constables zurück zu Inspector Washburn mit der Nachricht, Dr. Dewhurst solle sich direkt nach Bulawayo begeben. Mittlerweile waren auch Rollo und Fosdyke der Jüngere mit ihrer Eskorte angekommen. Sie wirkten beide erschöpft und betroffen.
»Er ist wirklich tot?« fragte Rollo Alec. »Das ist meine Schuld!«
Alles starrte ihn an.
»Mr. Frieth«, sagte Alec ernst. »Es ist meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß …«
»Das meint er doch gar nicht so«, rief Daisy aus, in der eigene Schuldgefühle aufwallten. »Sie haben ihn doch gar nicht geschlagen, nicht wahr, Rollo?«
»Um Himmels willen, nein, natürlich nicht!« rief der ent- setzt aus. »Ich hab in Frankreich genug Brutalität erlebt. Seitdem habe ich noch nicht einmal die Hand zum Schlag er- hoben. Aber Mr. Fosdyke hat schließlich gesagt, die plötz- liche Anstrengung hätte ihn umgehauen. Ich hätte ihn nie- mals mitrudern lassen dürfen.«
»Du hattest doch gar keine andere Möglichkeit«, schnaufte Wells auf. »Er hat steif und fest behauptet, es ginge ihm gut genug, um mitzumachen. Und außerdem dachtest du – und das dachten wir alle –, daß ihm nichts fehlte, daß er nur einen Kater hatte.«
»Ganz genau«, stimmten die anderen zu.
Mr. Fosdyke ging auf Rollo zu, um ihn weiter zu beruhigen. Daisy hörte nicht zu. Alec blickte sie streng an und machte sich daran, den Transport zu organisieren. Der noch verblie- bene Constable hatte die
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