Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
stieg er aus. »Verzeihen Sie, daß ich Ihnen Ihr Wochenende ruiniere.«
»So ist das nun mal, Chief. Obwohl meine Frau Gemahlin schon einigermaßen verärgert war wegen ihrem Steak-and- Kidney Pie, der gerade im Ofen war«, dröhnte Tom. Er nahm seinen blaßgrauen Bowler vom Kopf, unter dem ein riesiger, haarloser Schädel hervorkam, der vor Schweiß glänzte. Dar- unter, gleichsam als Gegengewicht, war ein Walroßschnurr- bart zu sehen, der auf seiner Oberlippe prächtig gedieh. Er fächelte sich mit dem Hut Luft zu, während er mit einem blau getüpfelten Taschentuch die grenzenlosen Weiten seiner Stirn wischte. »Sind Ihnen ja dankbar, daß wir nicht bis zum Revier marschieren müssen.«
Piper wies auf den zusammengeklappten schwarzen Schirm. »Der Chief hat für Sie ein Sonnenschirmchen mit- gebracht, Sarge.«
»Den können Sie gleich als Parasol benutzen, Tom«, sagte Alec grinsend, »aber vorher müssen Sie noch ein kleines Ex- periment mitmachen. Piper, gehen Sie doch mal bitte ein paar Meter weg. Danke, so ist gut. Und jetzt stellen Sie sich vor, all das wäre aus Holz und ungefähr drei Meter lang. Zu schwer, als daß sie es mit der Hand abfangen könnten, wenn ich auf Sie einschlage.« Er griff den Schirm an der Spitze und ließ auf die Worte die Tat folgen.
Piper duckte sich und drehte sich dabei zur Seite, gleich- zeitig wandte er das Gesicht von dem niedersausenden Re- genschirm ab. Alec hielt im Schwung inne, kurz bevor der Griff den Detective Constable am Hinterkopf traf.
»Genauso muß es gewesen sein!«
Eine strenge Stimme ertönte hinter ihnen. »Moment, Mo- ment, Moment! Einen Augenblick mal«, rief ein Bobby. »Was wird denn hier gespielt?«
Er betrachtete gleichermaßen mißtrauisch alle drei hastig hervorgeholten Ausweise der Metropolitan Police – glück- licherweise hatte Alec seinen immer dabei, ob er nun im Dienst war oder nicht – und hörte sich dann ebenso miß- trauisch die Erklärung an, es handle sich hier um ein Experi- ment. Seine Gesichtszüge hellten sich allerdings auf, als Alec auf die glückliche Idee kam, Horace Bott zu erwähnen. Das Haus der Vermieterin von Miss Hopgood läge genau in sei- nem Revier, sagte der Bobby.
»Keine Sorge, Sir, ich sehe das, wenn die beiden zurück- kommen. Aber ich wäre Ihnen sehr verbunden, Sir, bitte neh- men Sie mir das nicht krumm, wenn Sie Ihre Experimente woanders machen könnten als mitten auf der Straße. Das bringt die Leute nur auf merkwürdige Ideen.«
Alec war angemessen verlegen und entschuldigte sich. Der Constable war es zufrieden, salutierte und schaute ihnen zu, wie sie in den Austin stiegen. Der sackte unter Tom Trings Gewicht etwas zusammen.
»Jetzt erzähl ich Ihnen erst mal alles«, sagte Alec, während er nach rechts in die Reading Road abbog, die sich verwirren- derweise in die Duke Street verwandelte, dann Bell Street hieß und schließlich als Northfield End aus dem Städtchen hinaus- führte, wo sie in die Marlow Road bogen. Als sie dort waren, hatte Alec den anderen eine kurze Zusammenfassung des Fal- les gegeben.
»Herrjemine, Chief«, sagte Piper bewundernd vom hinte- ren Sitz aus, »das klingt ja nicht gerade so, als würden Sie uns noch brauchen. Die Sache ist doch schon vollkommen klar.«
»Es ist nur so«, sagte Alec, und seine Wangen fühlten sich etwas wärmer als sonst an, »daß ein Großteil meiner Infor- mationen von Miss Dalrymple stammt. Ich hatte bislang noch keine Gelegenheit, ihre Aussage zu überprüfen.«
»Aha«, war das einzige, was Tom von sich gab. Ohne hin- schauen zu müssen, wußte Alec, daß er grinste. »Wenn Miss Dalrymple Ihnen das gesagt hat, Chief, dann isses, als hätten wir es mit eigenen Augen gesehen.« Pipers Glaube an Daisys Fähigkeiten kannte keine Grenzen.
»Was liegt denn als erstes an, Chief?« fragte Tom.
»Als erstes werde ich Lord DeLancey aufsuchen, denn wir kommen sowieso an Crowswood vorbei, wo er zu Gast ist. Er kann eine Menge Dinge bestätigen, und es würde ihm bestimmt gar nicht gefallen, wenn wir ihn nach Bulawayo zitieren.«
Nach kurzem Schweigen fragte Tom vorsichtig nach: »Bu- lawayo? Ist das nicht in Afrika?«
Das war eine reife Leistung! Tom zu verwirren schaffte nicht jeder. Es gelang Alec, ohne Schmunzeln das Rätsel auf- zuklären: »Ach, hatte ich das nicht erwähnt? Miss Dalrymples Onkel war in der Kolonialverwaltung tätig. Er hat sein Haus ›Bulawayo‹ genannt.«
Piper atmete hörbar auf.
»Ernie, Sie kommen mit rein, machen sich Notizen. Tom, ich

Weitere Kostenlose Bücher