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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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als daß man von hier erkennen könnte, was da genau vorgeht. Selbst mit einem erstklassigen Fern- glas.«
»Aber würde Lord DeLancey das Risiko eingehen, Chief? Ich meine, nehmen wir mal an, es hat doch einer gesehen, was da passiert ist, und Lord DeLancey wäre zurückgekommen und hätte kein einziges Wort gesagt. Das würde doch noch merkwürdiger wirken.«
»Vermutlich ist es das letzte, was er riskieren möchte. Bloß kein Gerede! Vielleicht wußte er genau, daß keiner der Gäste hier ans Ufer gegangen ist, um dem Rennen zuzuschauen, je- denfalls nicht vor heute nachmittag. Am Morgen gab es ja nur einige wenige Durchläufe, wurde mir gesagt. Die Abschluß- rennen haben erst heute weit nach dem Mittag angefangen.«
»Man wird früher oder später aber doch herausfinden, daß sein Bruder tot ist, Chief. Vielleicht wird Lord DeLancey dann behaupten, er hätte es auch gerade erst erfahren. Doch warum sollte er es überhaupt verschweigen wollen? Nur weil er in Frieden den Rest der Regatta sehen will?«
Alec schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Vermutlich liegt das alles eher an seiner pathologischen Angst davor, man könnte über ihn tratschen, was wiederum einen alten Skandal in Erinnerung bringen könnte. Falls er momentan etwas ver- wirrt ist – und als ich ihn zum ersten Mal sah, wirkte er auf mich nicht wie einer, der in besonders organisierten Struktu- ren denkt –, versucht er vielleicht nur, das Geklatsche, das der Tod seines Bruders ohne Zweifel verursachen wird, so lange wie möglich hinauszuzögern.«
»Wissen Sie denn, was das für ein Skandal ist, Chief?«
»Miss Dalrymple hat mir nichts Genaueres gesagt. Sie meinte nur, es sei nicht so wichtig, und vermutlich hat sie recht.«
»Wenn sie das so sagt«, stimmte ihm Piper zu, loyal, aber doch enttäuscht.
Amüsiert wandte sich Alec wieder den wichtigeren Angele- genheiten zu und teilte Piper weitere Einzelheiten über die drei Hauptverdächtigen mit. Im Auto war dafür keine Zeit gewesen.
»Soviel zu Bott, Frieth und Cheringham«, schloß er. »Dann ist da noch Fosdyke, aber der kommt als Täter kaum in Frage. Nicht mehr und nicht weniger als die anderen vier, will ich da- mit sagen.«
»Leigh, Meredith, Poindexter und Wells.« Ernie Piper hatte ein phänomenales Gedächtnis für Zahlen, und mit zuneh- mender Erfahrung als Detective wurde sein Namensgedächt- nis fast genauso gut.
»Soweit wir das wissen, hatte keiner der fünf irgendeinen besonderen Grund, DeLancey nicht zu mögen. Sie waren ent- nervt, weil seine Piesackerei von Bott dazu geführt hat, daß sie das Rennen verloren. Und es hat sie alle angewidert, wie er Bott hinterher behandelt hat. Jeder von denen hätte noch ein- mal zum Bootshaus gehen können, um nach dem Vierer zu sehen, aber nur Fosdyke hatte etwas mit dem Viererrennen zu tun.«
»Es ist also wahrscheinlicher, daß er runtergegangen ist, Chief. Und vergessen wir nicht, daß er sich mit DeLancey ein Zimmer geteilt hat und ihn ins Bett geschafft hat, als er so be- trunken war.«
»Ja. Die übrigen haben sich die anderen beiden Schlafzim- mer geteilt. Wenn also einer von ihnen mitten in der Nacht auf- gestanden wäre, dann hätte das der andere vielleicht gehört.« Alec fiel jedoch ein, daß Daisy sich hatte hinausschleichen können, ohne daß es ihre Cousine gemerkt hatte. In diesem wohlgeführten Haus gab es offenbar keine knarrenden Dielen oder quietschenden Türen. »Verdammt. Ich muß endlich mit all denen reden. Wo zum Teufel bleibt Lord DeLancey?«
»Vermutlich hat der Butler sich Zeit gelassen«, dachte Piper laut nach. »Und jede Wette, er hat den langsamsten der La- kaien losgeschickt. Der kann uns nicht leiden.«
»Kein Butler schätzt es, wenn die Polizei ins Haus kommt«, bemerkte Alec trocken.
Lord DeLancey erschien einige Minuten später. Er war pu- terrot im Gesicht. Anscheinend rührte das von der Hitze und von seiner Eile her, denn Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn, die zwar weniger großflächig war wie die von Tom Tring, aber gleichermaßen benetzt.
»Verzeihen Sie, daß ich Sie habe warten lassen, Chief In- spector«, sagte er ein wenig außer Atem, als sich die beiden Detectives erhoben. »Der Fluß ist einen halben Kilometer vom Haus entfernt, da dauert es etwas.«
Einen Augenblick lang fragte sich Alec, warum Seine Lord- schaft eigentlich beschlossen hatte, so freundlich zu sein. Natürlich wollte er gerne, daß der Mörder seines Bruders ge- faßt wurde. Er hatte bei ihrem letzten Treffen

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