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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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wohl wirklich unter Schock gestanden, ermahnte sich Alec.
»So lange warten wir noch nicht, Sir«, sagte er. »Darf ich vorstellen? Das ist Detective Constable Piper, der Protokoll führt. Wie ich Ihnen schon ankündigte, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Ihren Nachmittag so durcheinanderbringe.«
Lord DeLancey, dessen Farbe etwas gewichen war, errötete aufs neue. »Sie müssen es für sehr merkwürdig halten, daß ich bei der Regatta zuschaue, wo Basil … Es ist nur so, ich habe niemandem etwas davon erzählt. Ich wollte meinen Gastge- bern das Wochenende nicht verderben und den anderen Gäste auch nicht.«
»Sehr verständlich, Sir. Ausgesprochen rücksichtsvoll von Ihnen. Wollen Sie sich nicht setzen?«
Alles setzte sich. Ernie holte sein Notizbüchlein hervor und einen der gutgespitzten Bleistifte, die immer in rauhen Mengen seine Taschen füllten, da mochte ein Aufbruch noch so eilig gewesen sein. Er war sehr stolz darauf, daß er die Kurzschrift so gut beherrschte, was es ihm ermöglicht hatte, zum Detective aufzusteigen. Und so war er noch nie un- vorbereitet zu einer Befragung erschienen.
Alec wollte wissen, wann Lord DeLancey seinen Bruder zuletzt lebend gesehen hatte.
»Gestern, ungefähr um die Mittagszeit.«
»Und war sein Verhalten zu der Zeit in irgendeiner Hin- sicht anders als sonst?«
»Sie werden das ja schon gehört haben … Es gab ein Contretemps … einen höchst bedauerlichen Temperaments- ausbruch, fürchte ich.«
»Das ist mir tatsächlich schon berichtet worden. Aber dar- auf kommen wir gleich zurück. Er wirkte nicht verwirrt oder hatte eine unklare Sprache? Hat nicht über Kopfschmerzen ge- klagt, Schwäche, Schwindelanfälle, irgend etwas dergleichen?«
Lord DeLancey schüttelte den Kopf. »Nein. Er hatte ge- rade ein Rennen gerudert – wenn man das so nennen kann, nachdem sich der Steuermann mittendrin übergeben hat. Das Ergebnis können Sie sich ja denken. Die Mannschaft hat sich entsprechend Zeit gelassen, und Basil war noch nicht einmal außer Atem, als sie am Ziel ankamen, was man ja normaler- weise ist. Er war also bei bester Gesundheit, als wir uns trenn- ten.«
»Mir ist klar, daß das schmerzhaft für Sie wird, Sir, aber bitte beschreiben Sie mir doch die Szene, als das Boot vom Ambrose College anlegte.«
»Sie werden dafür sicher jede Menge andere Zeugen ha- ben«, sagte Seine Lordschaft ärgerlich.
Das stimmte schon. Alec beschloß, nicht darauf zu beste- hen. Aber noch ehe er die nächste Frage taktvoll formuliert hatte, fuhr Lord DeLancey fort: »Basil war fürchterlich schlechter Laune und hat sich wie ein Idiot benommen. Ich habe der Sache so bald wie möglich ein Ende bereitet.«
»Ist Mr. DeLancey häufiger – ähem – hat er häufiger so die Fassung verloren?«
»Ist das wirklich alles notwendig, Chief Inspector?«
»Den Charakter eines Opfers richtig einzuschätzen ist oft außerordentlich wichtig, um die Motive des Mörders zu er- klären. Dadurch gewinnt man häufig einen Hinweis darauf, wer es ist. Ich bin überzeugt, daß Sie in diesem besonderen Fall sehen werden …«
»Ja, ja, ich verstehe. Leider muß ich zugeben, daß man mei- nen Bruder ganz fürchterlich verzogen hat. Basil ist – war – ein Nachzügler. Er war mehrere Jahre jünger als wir älteren Geschwister, der Lieblung der Mutter und meiner Schwe- stern«, sagte Lord DeLancey mit verkniffener Miene.
Mal wieder hatte Daisy den Nagel auf den Kopf getroffen! »Und Lord Bicester?« fragte Alec.
»Das Familienoberhaupt war als Mitglied der Regierung oder dann der Opposition eigentlich dauernd in London. Er hat immer seine Akten mit nach Hause genommen. Ich fürchte, er hat eher wenig getan, um die Fehler in der Erzie- hung meines Bruders auszubügeln.«
»Mit anderen Worten, Mr. DeLancey handelte eher impul- siv?«
»Er hat nie gelernt, seine Reaktionen unter Kontrolle zu halten.«
»Also nahm er wenig oder gar keine Rücksicht auf die Ge- fühle anderer.«
»Überhaupt nicht!« Die Bitterkeit in Lord DeLanceys Tonfall legte nahe, daß er nicht nur einmal unter den Fehlern sei- nes Bruders zu leiden gehabt hatte.
»Und es war nicht sehr wahrscheinlich, daß er auf einen
guten Rat hört?«
»Er hat immer nur getan, was ihm gerade paßte.«
»Dann würde es Sie auch nicht weiter erstaunen«, legte ihm
Alec nahe, »wenn er trotz Ihres Verbotes gestern abend doch
im Bootshaus von Bulawayo Wache geschoben hätte?« Lord DeLancey wurde plötzlich sehr

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