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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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müßte.
»Sie gehören ja bald zur Familie«, überlegte Lady Cheringham, »da erscheint es mir einfach nicht richtig, daß Sie in der Stadt wohnen. Das Haus platzt aus allen Nähten, deshalb kann ich Ihnen kein richtiges Gästezimmer anbieten. Da ist zwar das Bett von Mr. DeLancey, der sich mit Mr. Fosdyke ein Zimmer teilte … Vielleicht möchten Sie auf dem Sofa in Ruperts Ankleidezimmer schlafen? Würde der Vorteil, hier vor Ort zu sein, die Unbequemlichkeit wieder wettmachen?«
»Auf jeden Fall, ganz bestimmt«, sagte Alec. Sein Bett im Old White Hart hatte sich fast genauso uralt angefühlt, wie es das Gasthaus war: aus dem 15. Jahrhundert. Ohne den Hauch von Gewissensbissen verbannte er die wohlgepolsterten Kno- chen von Tom Tring auf diese etwas quälende Ruhestatt. »Ich hatte mir ohnehin schon Sorgen gemacht, wo ich Tring und Piper heute nacht unterbringen soll. Die beiden könnten dann mein Zimmer im White Hart übernehmen, wenn Sie sicher sind, daß ich Ihnen nicht im Weg sein werde?«
»Aber mitnichten.«
»Sir Rupert kommt nicht zurück?«
»Ich habe gar nicht erst versucht, ihn zu erreichen. Er war ein ausgezeichneter Verwaltungsbeamter, aber seit seiner Pen- sionierung ist er von diesem komischen Buch, das er da schreibt, vollkommen besessen. Er wäre nicht die geringste Hilfe, weder für Sie noch für mich, noch für die arme Patricia. Ich werde das Bett im Ankleidezimmer herrichten lassen. Und dann müssen Sie auf jeden Fall noch einmal zu Besuch kommen, später einmal, wenn wir nicht gerade einen Mordfall im Haus haben. Was für eine unglückselige Angelegenheit!«
»Das sind solche Dinge meistens«, sagte Alec fast entschul- digend, doch während er sprach, wurde ihm bewußt, daß er noch nie jemanden erlebt hatte, der von derlei Vorkommnis- sen so wenig beeindruckt gewesen war. Das Leben in Afrika mußte Lady Cheringham gegenüber schrecklichen Erlebnis- sen aller Art geradezu gefeit haben.
Sie tätschelte ihm den Arm. »Ich bin so froh, daß Sie als Verlobter von Daisy die Untersuchungen leiten, nicht jemand ganz Fremdes. Nun denn, ich überlasse Sie mal ihrem Tee und ihren Geschäften.« Sie nickte Piper lächelnd zu, der sich takt- vollerweise ganz ans andere Ende des Zimmers zurückgezo- gen hatte, und entschwand.
»Was für eine nette Dame«, sagte Piper mit jener tiefen Be- wunderung, die er ansonsten nur in bezug auf Daisy zum Ausdruck brachte.
Alec stimmte ihm zu, um so mehr, als ihm Daisys Mutter einfiel. Die verwitwete Lady Dalrymple, Lady Cheringhams Schwester, hatte ihrer Mißbilligung über seine Verbindung mit ihrer Tochter auf das deutlichste Ausdruck verliehen.
Piper, der es gewohnt war, in Eile zu essen, verschlang zwei Sandwiches mit Gentleman’s Relish, drei Kekse, eine Scheibe Dundee-Kuchen und stürzte dazu eine halbe Tasse Tee hin- unter, bevor Alec ihn wieder losschickte.
»Als nächstes möchte ich Poindexter sprechen«, sagte er, während er sich eine zweite Tasse einschenkte. Daisy nahm wahrscheinlich gerade ihren Tee – oder vielleicht ein Glas Champagner und Erdbeeren dazu – in der Stewards’ En- closure. Mit ihren Freunden Lord und Lady Fitzsimmons, und mit seiner Königlichen Hoheit Prince Henry, Herzog von Gloucester. Wie alt war der Prinz? Zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig, dachte Alec. Also nur etwas jünger als Daisy.
Natürlich erwartete sie nur, dem Prinzen vorgestellt zu werden, nicht gleich Tee mit ihm zu trinken. Und außerdem war das ganze Treffen geschäftlich, tröstete sich Alec.
Und im übrigen hatte er selber Geschäftliches zu erledigen, ermahnte er sich. Er schaute kurz auf seine Notizen vom Ge- spräch mit Leigh und überlegte, welche Bedeutung es hatte, was DeLancey bei seinem Sturz getragen hatte. Zumindest sein Jackett, wahrscheinlich auch seine Hosen dürften An- zeichen davon aufweisen. Eine beschmutzte oder gar beschä- digte Smoking-Jacke würde allerdings keine Hinweise darauf liefern, wo er hingefallen war. Wenn er aber etwas anderes ge- tragen hatte, dann mußte er sich nach dem Abendessen um- gezogen haben, und warum sollte er das getan haben, wenn nicht, um sich auf seine Nachtwache vorzubereiten? Es wäre ein weiterer Beleg für das Bootshaus als Ort des Geschehens.
Bott war nicht zum Abendessen erschienen. Selbst wenn er früher am Tag zurückgekehrt wäre, um seine RudererUniform gegen andere Kleidung zu tauschen, hätte ihm doch niemand von DeLanceys Vorhaben erzählt, das Boot zu be- wachen. Oder etwa doch? Hätte er ahnen

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