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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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können, daß Ge- fahr in der Luft lag, als er sich mitten in der Nacht zum Bootshaus hinunterschlich?
Mit dem Hering in der Hand? Wieviel Schaden konnte man einem Rennboot mit einem Hering zufügen? Und warum hatte er ihn so dicht am Bootshaus weggeworfen? Wieso hatte er nicht von vornherein einen Bootshaken benutzt?
»Ach, Mr. Poindexter. Nehmen Sie doch Platz.«
Poindexter bestätigte im wesentlichen das, was Leigh er- zählt hatte, fügte jedoch nur wenig hinzu. Dasselbe konnte man von Wells und Meredith sagen. Alle behaupteten sie, tief und fest geschlafen, das Zimmer nach dem Zubettgehen nicht verlassen und erst am Morgen wieder bemerkt zu haben, daß sie überhaupt einen Mitbewohner hatten. Und alle stimmten sie darin überein, daß kein Ruderer, der dieser Bezeichnung wert war, jemals ein Ruder auf dem Boden liegenlassen würde. Außerdem waren sie alle darin einig, daß die jährlichen »Bumping«-Rennen in Oxford zeigten, wie stabil die Boote waren. Der Versuch, eines mit einem Hering zu durchlöchern, konnte jedenfalls nur unter Schwierigkeiten gelingen, falls man nicht einen Holzhammer zu Hilfe nahm.
Und ein Holzhammer im Gebüsch wäre Tom wohl kaum entgangen. Und warum im Kampf nicht gleich mit dem Holzhammer zuschlagen, anstatt den wegzulegen und ein Ruder aufzunehmen? Vielleicht hatte der Hering ja doch nichts mit Bott zu tun. Er paßte zwar zu den seinen, aber schließlich gab es so viele verschiedene Typen von Heringen auch nicht. Eine Analyse des Holzes würde diese Frage viel- leicht lösen. Und nachzuzählen, ob bei Bott im Beutel ein Hering fehlte, wäre sinnlos. Kein vernünftiger Wanderer würde ohne Reserve-Heringe losziehen. Schließlich konnte immer einer durchbrechen.
Wo steckte Bott überhaupt?
Alec entließ Meredith und bat Fosdyke zu sich.
Der Sohn des Chirurgen stand weiter oben auf der Liste der Tatverdächtigen als die vier, mit denen er bereits gesprochen hatte. Aber nicht um sehr viel. Als Mitglied der Vierermann- schaft hatte er einen Grund, nachts noch einmal nach dem Boot zu schauen, aber niemand hatte irgend etwas dahinge- hend geäußert, daß er einen besonderen Grund gehabt hätte, sich mit DeLancey zu streiten. Es blieb immer noch die Mög- lichkeit, daß DeLancey es geschafft hatte, Fosdyke zu beleidi- gen, als der ihn ins Bett brachte, doch wies jetzt alles in Rich- tung Bootshaus und nicht Schlafzimmer.
»Was trug DeLancey, als Sie ihm gestern nacht beigestan- den haben?« fragte Alec knapp, kaum daß Fosdyke die Bi- bliothek betreten hatte.
»Seinen Pullover und eine Flanellhose. Ich war froh drum, denn es wäre wirklich anstrengend geworden, ihn aus seinem Smoking herauszupellen.«
»Machte er Schwierigkeiten?«
»Er war einfach nur schlapp.« Die Augen, die Alecs Blick begegneten, waren genauso unschuldig wie die von Daisy. Alec ermahnte sich, Daisy nie wieder als unschuldig zu be- zeichnen. »Ehrlich gesagt, habe ich mir erst gar nicht die Mühe gemacht, ihn auszuziehen«, fuhr Fosdyke fort, wäh- rend er sich nach einer einladenden Geste von Alec in den Sessel setzte. »Aber ihm habe ich nicht beigestanden, sondern Miss Cheringham und Miss Dalrymple. Die ist doch ein Prachtmädchen. Ich dachte, DeLancey wäre betrunken. Mein alter Erziehungsberechtigter sagt, sein Zustand wäre leicht mit einem Rausch zu verwechseln gewesen, aber trotzdem fühle ich mich deswegen schuldig.«
»DeLancey war Ihr Freund? Haben Sie freiwillig das Zim- mer mit ihm geteilt?«
»Um Himmels willen, nein! Ich glaube nicht, daß er über- haupt echte Freunde hatte, nur ein paar Kumpane, wenn man sie so bezeichnen kann. Die anderen hatten sich alle schon zu- sammengetan, und ich blieb mit ihm übrig. Ich hab versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, indem ich früh aufgestanden und mit den Hühnern zu Bett gegangen bin. Er hat mich auch ziemlich in Ruhe gelassen, weil ich ihn einfach nicht beachtet habe. Solche Leute hören schnell auf, wenn man sie einfach ignoriert.«
»Ganz genau.«
»Das hat mir mein alter Erziehungsberechtigter gesagt, be- vor ich die letzten Schuljahre vor dem College begonnen habe. Mein Alter ist wirklich in Ordnung«, sagte Fosdyke in einem etwas defensiven Tonfall, als sei ihm dieses Geständnis irgendwie peinlich. Vielleicht hielt man in seinen Kreisen Väter für eine vorsintflutliche Notwendigkeit, für die man nichts konnte.
Alec beschloß, daß der junge Mann wahrscheinlich genauso arglos war, wie er wirkte. Was hatte Daisy noch über ihn er- zählt? Ein netter,

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