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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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ausüben. Danach sind wir losgegangen und haben uns den nächsten Durchlauf vom Rennen angeschaut.«
»Und was war am Abend? Beim Abendessen oder da- nach?«
»Beim Dinner hat niemand über diese Angelegenheit mit Bott gesprochen. Selbst Basil DeLancey hat sich einiger- maßen anständig benommen, als meine Mutter da war.« Wie- der verfärbten sich die Wangen von Tish kurz. »Nach dem Abendessen waren wir draußen auf der Terrasse, alle anderen sind im Haus geblieben. Hatte DeLancey jemand anderem gesagt, daß er trotzdem zum Bootshaus wollte?«
»Es heißt, er hätte das nicht so deutlich formuliert.«
Es klang so, als hätten Cheringham und Frieth erwartet, daß Basil DeLancey unter der Fuchtel seines Bruders stünde. Tish schien nicht zu begreifen, daß sie daher selber ein Motiv hatten, nach dem Boot zu sehen – obwohl ein kurzer Blick ins Bootshaus wohl kaum gereicht hätte. Es sei denn, man hätte Bott zufällig erwischt, wie er sich da unten herumtrieb, wurde Alec klar.
Er gab der Hitze die Schuld dafür, daß er so lange ge- braucht hatte, um zu diesem Schluß zu kommen. Frieth und Cheringham waren intelligente junge Männer, die das sicher- lich auch erkannt haben dürften. Andererseits galten De- Lancey und Bott ebenfalls als hochintelligent, obwohl sie sich kaum entsprechend verhalten hatten. Intelligenz garantierte offenbar nicht unbedingt ein vernünftiges Benehmen.
Oder anders, überlegte Alec weiter. Gefühle konnten ein vernünftiges Verhalten verhindern. Er betrachtete das tränen- nasse Gesicht von Tish. Allerdings wäre es wohl logischer, wenn Frieth oder Cheringham gewußt hätten, daß DeLancey im Bootshaus war, und dann absichtlich hinuntergegangen wären, um ihn zur Rede zu stellen.
Was aber andererseits wieder unwahrscheinlich war, denn für eine solche Konfrontation hatte es ihnen an Gelegenhei- ten nicht gemangelt. Nur ein geplanter Mord würde den Schutz der Dunkelheit brauchen, und Basil DeLancey war nicht vorsätzlich ermordet worden.
Alec bemerkte, daß sein langes Schweigen Tish verunsi- cherte. »In Ordnung«, sagte er, »erzählen Sie mir, wie das war, als DeLancey zu Ihnen ins Zimmer kam.« Sie wirkte erleich- tert. »Daisy hörte ihn und schaltete ihre Nachttischlampe an. Ich hab mich zu Tode erschrocken. Sicherlich hat Ihnen schon jemand erzählt, daß er mich dauernd … belagert hat und daß er sich einfach nicht abwimmeln ließ?«
»Ja.«
»Ich dachte, er wäre gekommen, um … um …«
»Um Sie zu verführen – oder anzugreifen?« sagte Alec sanft.
Tish nickte. »Er war … er schien betrunken zu sein. Ich dachte, er hätte vielleicht vergessen, daß Daisy das Zimmer mit mir teilte. Hat sie Ihnen erzählt, daß ich auf dem Klapp- bett schlafe? Er ist hineingestolpert, mitten darauf zu, da ist das Campingbett einfach umgefallen.« Ein etwas hysterisch wirkendes Kichern entglitt ihr. »Es wäre wirklich sehr lustig gewesen, wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte. Dann lag er einfach nur da. Daisy meinte, er sei so betrunken, daß er oben am Treppenansatz die falsche Richtung eingeschlagen hat. Sie hat mich losgeschickt, um Nick Fosdyke zu holen. Ihr machte das nichts aus, mit DeLancey allein zu bleiben. Sie ist so tapfer!«
»Eher tollkühn«, murmelte Alec und sagte dann laut: »Fos- dyke hat geschlafen?«
»Tief und fest. Ich hab mich nicht getraut, fest an die Tür zu klopfen. Schließlich wollte ich nicht das ganze Haus auf- wecken, also bin ich hineingegangen und hab ihn gerufen. Keine Regung. Ich mußte ihn richtiggehend wachrütteln. Ganz aufgewacht ist er erst, als er DeLancey in unserem Zimmer vorfand. Von dem Moment an war er ein absoluter Engel.«
»Ja, ich glaube, ich habe ihm noch gar nicht deutlich genug meine Anerkennung in dieser Sache ausgesprochen.«
»Er fand auch, DeLancey wäre betrunken.«
»Mr. Fosdyke senior und Dr. Dewhurst, der Polizeiarzt, ha- ben mir beide versichert, daß man seine Verletzung unmög- lich hätte erraten können. Sie dürfen sich wirklich keine Vor- würfe machen, Tish.«
Seine freundlichen Worte bewirkten nur, daß sie schon wieder zu weinen anfing. Alec wurde langsam etwas ungedul- dig. Warum konnte sie sich nicht einmal zusammenreißen, so wie Daisy? Zugegeben, sie hatte DeLancey näher gekannt, und viele Menschen fühlten sich schuldig, wenn einer starb, den sie eigentlich nicht hatten ausstehen können. Es schien, als würde im Unbewußten des modernen Menschen ein ur- alter Aberglaube an die Kraft von Verwünschungen fort-

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