Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser
überhaupt ein
Hinweis auf Schuld. Bott war überzeugt, daß die Welt es auf
ihn abgesehen hatte, und zu erfahren, daß man eines Mordes
verdächtigt wurde, würde jeden erschrecken. Wie er selber
sagte, war er für DeLanceys Phantasien nicht zur Verantwor- tung zu ziehen. Und die Chancen, daß er für seine Rache rein
zufällig genau die Methode gewählt hatte, die DeLancey ver- mutet hatte, waren äußerst gering – es sei denn, er hatte dar- über reden hören.
Es hätten alle, inklusive die Dienstboten, als erstes gefragt
werden müssen, ob sie die Angelegenheit gegenüber Bott er- wähnt hatten, oder gesehen hatten, wie er anderen zuhörte, die davon sprachen. Aber das würde erst morgen nachgeholt
werden können, dachte Alec müde.
Wie auch seine Besichtigung des Bootshauses und die Un- tersuchung des Ruders. Er mußte mit Tom besprechen, was
dieser von den Angestellten erfahren hatte, und außerdem Pi- pers Befragungsprotokolle durchsehen. Und dann mußte er
dringend etwas Abstand gewinnen und den Fall als Ganzes
betrachten.
Doch jetzt mußte er sich sofort umziehen, wenn er und
Daisy nicht zu spät kommen wollten.
»Wir sprechen uns morgen noch einmal«, sagte er zu Bott.
»Bitte gehen Sie nirgendwohin, ohne meine Leute davon zu
informieren.«
Bott stolzierte hinaus. Daß er ihm ausweichend geantwor- tet hatte, davon war Alec überzeugt. Daß er DeLanceys An- greifer war, dessen war er sich einigermaßen sicher. Aber daß
das jemals bewiesen werden könnte, bezweifelte Alec. Er brauchte ein Geständnis, aber es schien höchst unwahr- scheinlich, daß Bott ihm das freundlicherweise liefern würde.
14
»Du bist dir also einigermaßen sicher, daß Horace Bott der Übeltäter ist«, sagte Daisy, während Alec den kleinen Austin zwischen die Rolls Royces, Napiers, Daimlers, Lanchesters, Hispano-Suizas und Isotta-Fraschinis quetschte. Im Laufe der kurzen Fahrt hatte er ihr, da sie darauf bestanden hatte, einen kurzen Überblick über die Ergebnisse seiner Unter- suchungen gegeben.
»So habe ich das nicht gesagt«, protestierte er.
»Nein, aber du hast so ziemlich alle anderen Tatverdächtigen von deiner Liste gestrichen.« Während sie wartete, daß er um das Automobil herumkäme und ihr den Schlag öffnete, fragte sie sich, ob er sie absichtlich in die Irre geführt hatte, was sein Interesse an Cherry und Rollo anging. Vielleicht wollte er sie schonen – oder sie davon abhalten, sich einzumischen.
»Ich habe überhaupt niemanden von meiner Liste ge- strichen«, sagte er, während er ihr aus dem Auto half. »Du siehst entzückend aus, Liebste. Ist das ein neues Kleid?«
»Nein, Lucy hat mir nur geholfen, es ein bißchen aufzumö- beln. Du weißt ja, was für ein gutes Händchen sie mit Klei- dern hat.« Daisy freute sich über das Kompliment, war aber nicht abzulenken. »Es kann nicht Cherry gewesen sein, weil der in seinem Klappbett lag. Es kann auch nicht Rollo ge- wesen sein, weil seine Fingerabdrücke nur auf dem Blatt des Ruders gefunden worden sind. Die von Fosdyke waren über- haupt nicht drauf, sagtest du. Und Botts auch nicht.«
»Ich hab außerdem gesagt, daß ich langsam Zweifel be- komme, ob das Ruder wirklich als Tatwaffe in Frage kommt. Aber lassen wir das. Wenn es nicht Cheringham, Frieth, Fos- dyke oder Bott waren, wer war es dann?«
»Einer der anderen vier?« schlug sie zweifelnd vor.
»Keiner von denen schien sich wegen der Befragung auch nur die geringsten Sorgen zu machen, was dafür spricht, daß sie nicht unter Tatverdacht zu stehen glauben. Und keiner wirkte irgendwie selbstzufrieden, als ob er dächte, daß er einen Mord verüben könnte, ohne gefaßt zu werden. Ich hab weitaus mehr Grund zu der Annahme, daß es keiner dieser vier war.«
»Und was wäre, wenn es jemand von außerhalb war, viel- leicht jemand, der ein Boot klauen wollte?«
»Die Skiffs waren draußen am Landesteg festgetäut«, sagte Alec geduldig. »Außerdem hätte DeLancey bestimmt etwas verlauten lassen, um nicht zu sagen Zeter und Mordio ge- schrien, wenn er von einem Fremden angegriffen worden wäre.«
»Genauso hätte er Zeter und Mordio geschrien, wenn Bott ihn geschlagen hätte.«
»Das glaube ich nicht. Er hätte nicht zugeben wollen, daß Bott, den er doch schließlich verabscheute, ihn zusammen- geschlagen hat.«
»Ach so. Stimmt vielleicht. Ich verstehe aber immer noch nicht, warum Bott es gewesen sein soll.«
»Willst du behaupten, daß seine Drohungen und DeLan- ceys Tod nichts miteinander zu tun
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