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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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feststellten, daß die Türen des Salons zur Terrasse nicht abgeschlossen waren.
»Da ist uns jemand zuvorgekommen«, sagte sie enttäuscht.
»Macht nichts. Wenn wir denjenigen sehen, gehen wir ein- fach in die andere Richtung.«
Die Luft war frisch und so kühl, daß Daisy froh war, eine Jacke angezogen zu haben. Auf den Rosen und dem Gras glit- zerten Tautropfen. Die letzten Nebelfetzen lösten sich vom Fluß. Sie gingen Hand in Hand die Treppe hinunter und spa- zierten auf dem Gartenpfad entlang.
Im Schatten des Bootshauses bewegte sich eine Gestalt. Daisy keuchte leise erschrocken auf.
Die bedrohliche Gestalt trat ins Sonnenlicht. Es war Cherry, der da in einer Flanellhose und seinem Rudererhemd unterwegs war. Er kam auf sie zu. »Ich bin frühzeitig auf- gewacht und dachte, ich würde mit einem Skiff hinausfahren, während es noch so kühl und friedlich ist«, sagte er, »aber die Ruder sind noch im Bootshaus. Und das ist abgeschlossen. Vermutlich ist das Ihr Werk, Mr. Fletcher.«
»Das von Sergeant Tring.«
»Sehr tüchtig. Ach so, falls Sie sich das gerade fragen, Rollo hat mich verflucht und sich auf die andere Seite gedreht. Jetzt schläft er weiter den Schlaf der Gerechten.«
»Ich hab den Schlüssel. Können Sie die Ruder herausholen, ohne irgend etwas in Unordnung zu bringen? Das sind doch andere Ruder als die, die Sie bei Rennen benutzen?«
»Das ist ein gewaltiger Unterschied – jedenfalls für einen Ruderer. Wir haben sie auf den Boden hinter das Gestell ge- legt, auf dem die Renn-Ruder liegen. Wenn Sie mögen, nehme ich Sie beide mit. Ich möchte unbedingt ein bißchen Sport machen, und den Frieden am Morgen kann ich auch gut ge- brauchen.«
Alec wechselte einen Blick mit Daisy. Das entsprach nicht ganz dem, was sie sich vorgestellt hatte, aber auf dem Wasser zu schweben, während die Sonne die letzten goldenen Nebel vertrieb, klang einfach zu schön, um abzulehnen. Natürlich würde Cherry dabei sein und nicht nur Alec, aber das bedeu- tete auch, daß weder sie noch er rudern müßten.
»Das machen wir doch!«
»Ich hol dann mal die Ruder«, sagte Alec und nahm einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche.
Mißtrauisch warnte Daisy ihn streng: »Aber keine Nach- forschungen.«
»Erst, wenn wir wieder zurück sind«, versprach er ihr lachend.
»Und hol lieber noch einen Bootshaken, damit wir unsere Fehler beim Steuern beheben können, und ein paar Kissen, Liebster.«
»Im Boot liegt schon ein Bootshaken«, rief Cherry.
Daisy wandte sich zum Fluß, während Alec das Vorhänge- schloß öffnete. »Eins der Boote fehlt ja!« rief sie aus.
»Ja.« Cherry kniete sich auf dem Landesteg nieder, um die aus dem Wasser gehobene Steuervorrichtung in ihre Halte- rung einzupassen. »Jemand anderes ist schon vor uns auf die Idee gekommen. Vermutlich hat man gestern ein paar Ruder und einen Bootshaken liegengelassen, was unter den Umstän- den wohl kaum überraschen dürfte.«
Daisy schauderte, als sie sich an die Rückkehr nach Bula- wayo mit DeLanceys Leiche erinnerte. Bei der Überfahrt hatte es ein großes Durcheinander gegeben. Cherry, der nach seinem Rettungsversuch vollkommen durchnäßt gewesen war, hatte ein Boot mit Tish und Dottie hinübergerudert, und dann war ein regelrechter Fährbetrieb von einem Ufer zum anderen entstanden. Da nahm es nicht Wunder, wenn ir- gendwo Ruder liegengeblieben waren.
Alec reichte ihr zwei Kissen und verschwand noch einmal im Bootshaus, um Ruder zu holen, die er Cherry gab. Dann hängte er das Vorhängeschloß wieder an die Tür und ließ es zuklicken.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, rudern wir stromauf- wärts«, sagte Cherry. »Dann hab ich es auf dem Rückweg leichter. Außerdem kommt man stromabwärts nicht sehr weit, da ist gleich die Schleuse von Hambleden.«
Sie legten ab, Daisy und Alec nebeneinander auf der Bank im Heck. Auf dem Fluß war kein anderes Boot zu sehen, nur die Wasservögel, die sich die morgendliche Ruhe zunutze machten. Die Schwäne, die der Regatta hatten weichen müs- sen, waren jetzt zurückgekehrt. Ein Paar glitt vorüber und starrte die Eindringlinge mit hochmütiger Verärgerung an. Moorhühner waren in der Nähe der Schilfrohre zu sehen, wie sie auf den Wellen dümpelten. Vom Ufer erhob sich ein grauer Reiher, dessen riesige Flügel so langsam schlugen, daß es fast ein Ding der Unmöglichkeit schien, als er in die Luft aufstieg.
Da es keinen Bootsverkehr gab, kam Alec bestens mit den Steuerseilen zurecht. Cherry ruderte mit langen gemäch-

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