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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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haben?«
»Nein, natürlich nicht. Wenn er diese Drohungen nicht ausgesprochen hätte, wäre DeLancey nicht im Bootshaus gewesen. Dann wäre das alles nicht passiert, und wir hätten unser Wochenende gehabt …«
»Laß uns wenigstens unseren Abend genießen, Daisy. Bis morgen will ich kein einziges Wort mehr über diesen Fall hören. Abgemacht?«
»In Ordnung, mein Liebling, ich werde schweigen wie ein Grab.« Aber Daisy konnte ihre Gedanken doch nicht ganz zügeln, selbst als sie in den Club traten, eine zauberhafte georgianische Villa, in der sich viel zu viele Gäste tummelten, als daß man sie angemessen hätte würdigen können.
Wenn das Ruder gar nicht die Tatwaffe war, dann war es bedeutungslos, daß keine Fingerabdrücke von Bott darauf waren. Der Hering erschwerte die Angelegenheit etwas, doch ließ er nur Bott verdächtig erscheinen, sonst eigentlich nie- manden. Alec hatte recht, gegen ihn sprachen die meisten Verdachtsmomente, dachte Daisy trübsinnig. So wenig sie ihn mochte, tat er ihr doch leid. DeLancey hatte ihn brutal ge- quält. Außerdem würde es sicherlich sehr schwer für Susan Hopgood werden, die sie sehr gern hatte.
Ein Sherry vor dem Abendessen beim Empfang mit ihren Freunden und anschließend der Wein zum Dinner vertrieben Botts Schicksal höchst wirksam aus ihren Gedanken. Nach dem Abendessen luden ihre Gastgeber, die der Generation ihres Va- ters angehörten, zu Kaffee und Likör auf die Terrasse ein.
Es wurde zum Tanz aufgespielt, doch Daisy, die von ihrem mangelnden Talent als Tänzerin überzeugt war, konnte Alec ohne Schwierigkeiten überreden, mit ihr einen Spaziergang über das hübsche Gelände am Ufer zu machen. Sie fanden sich am Schluß auf dem Croquet-Rasen wieder, wo sie das Spiel Mr. Codman aus Boston, Mr. Hoover aus Duluth, sowie einem Schweizer, einem Norweger und einem Kanadier bei- brachten. Alle hatten am Einer-Rennen teilgenommen.
Es war eine herrlich komische Angelegenheit. Daisy hatte Alec noch nie so entspannt erlebt. Das Wochenende war also doch kein kompletter Mißerfolg.
Schließlich wurde es zu dunkel, um weiterzuspielen. Alles bewegte sich hinunter ans Ufer, um dem Feuerwerk zu- zusehen. Unter Donner, Krachen und Pfeifen stiegen Rake- ten auf, die als Blüten aus roten und grünen Funken explo- dierten. Goldener Regen sank hinab, wilde Räder wirbelten umeinander. Alles glitzerte und wurde leuchtend vom Fluß widergespiegelt.
Alec legte den Arm um Daisys Schultern. Sie legte unter seiner Smoking-Jacke den Arm um seine Taille und drückte sich fest an ihn.
Daisy hielt an den letzten Fetzen ihres Traumes fest. Alec küßte sie inmitten eines Springbrunnens aus glitzerndem Licht in allen Regenbogenfarben, während ein himmlischer Chor ein Liebeslied sang.
Dieses Lied entpuppte sich als das Trällern einer Drossel vor dem geöffneten Fenster, durch das ein Sonnenstrahl auf Daisys Gesicht schien. Sie blinzelte und setzte sich aufrecht hin. Es war noch sehr früh. Der Sonntag hatte noch nicht wirklich begonnen. Vielleicht konnten sie und Alec einige Augenblicke miteinander verbringen, ehe der Rest der Welt aufwachte.
Tish schlief noch fest. Eilig, leise zog Daisy ihren Morgen- mantel an und ging hinüber, um an die Tür von Onkel Ru- perts Ankleidezimmer zu klopfen.
Sie hielt die Luft an. Würde es ihn wütend machen, wenn man ihn im Morgengrauen weckte?
Die Tür öffnete sich. »Daisy. Was’n los?« murmelte er mit halbgeschlossenen Augen.
»Nichts.« Sie glättete eine Strähne von seinem Haar, das hinter seinem Ohr hervorstakste. Er trug einen blau- und blaßgrau gestreiften Pyjama aus Baumwolle und stand barfuß vor ihr. Der Anblick seiner nackten Füße war merkwürdig in- tim, fast beunruhigend – Daisy verstand plötzlich, daß Dich- ter eine Ode auf das Ohrläppchen ihrer Geliebten schreiben konnten. »Es ist nur so ein prachtvoller Morgen«, sagte sie hastig. »Laß uns doch hinaus in den Garten gehen, bevor die anderen aufstehen.«
Seine grauen Augen waren schon ganz wach, als er sie an- lächelte. »Gute Idee.« Er fuhr sich mit der Hand über das Kinn, auf dem dunkle Stoppeln zu sehen waren.
»Mach dir wegen des Rasierens keine Sorgen, ich pudere mir auch nicht die Nase. In zehn Minuten?«
»Zehn Minuten.«
Zehn Minuten später schlichen sie durch das stille Haus. Mit Mühe schaffte Daisy es, die Erinnerungen an ihren heim- lichen Ausflug von neulich aus ihren Gedanken zu verbannen. Allerdings kehrten sie sofort auf das lebhafteste zurück, als sie

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