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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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konzentrieren.
Von hinter der Spitze der Insel hörte sie das Knarren von Rudern in den Dollen. Das Platschen kündigte von den Bemühungen eines wenig geübten Ruderers.
Er flüchtete! Daisy wandte sich mit doppelter Energie ihrer Aufgabe zu. Langsam, schrecklich langsam zogen die Bäume an ihr vorüber. Sie drehte sich um und erspähte zwischen den Blättern einen Flecken weißer Wand, bevor eine dunkle, im- mergrüne Pflanze ihr wieder die Sicht versperrte. Sie war fast da.
Als sie auf gleicher Höhe mit dem Tempel war, schaute sie sich noch einmal um. Ein Mann ruderte ungeschickt vorwärts, den Rücken zu ihr, auf das Buckinghamshire-Ufer zu.
Ungeschickt oder nicht, er entfernte sich rasch von ihr. Daisy schmerzten die Schultern, ihre Arme fühlten sich blei- ern schwer an, und ihre Genickmuskeln waren von dem Ver- such, hinter sich zu schauen, ganz verkrampft. Als sie an der Spitze der Insel vorüberkam, wurde sie von der Strömung er- faßt. Sie konnte nichts dagegen tun.
Wieder ein Blick zurück. Dunkle Haare, weißes Hemd – das war ja wirklich sehr hilfreich! Resigniert machte sie sich daran, die Insel zu erreichen, ohne dabei zu kentern.
Das linke Ruder in das Wasser stellen und einen starken Schlag mit dem rechten ausführen. Gehorsam drehte sich das Boot mit der Breitseite zum Strom. Daisy holte die Ruder ein, legte sie innen ab und griff sich den Bootshaken, während der Fluß sie so leicht zum Landesteg trug, als sei sie Distelwolle auf einem Sommerlüftchen. Dort lag ein anderes Boot, der Zwilling von ihrem, vertäut. Kniend streckte sie den Bootsha- ken dorthin, erfaßte das Boot am Bug und zog sich an dessen Seite.
»Daisy! Hallo! Daisy, wo zum Teufel steckst du?«
Der Ruf echote in ihrem Geiste, und sie erinnerte sich, daß Alec sie eben schon einmal gerufen hatte. Da war sie noch zu beschäftigt mit anderem gewesen, um darauf zu achten. »Hier drüben!« rief sie und versuchte, sich mit dem Bootshaken festzuhalten, während sie nach der Vorleine griff. »Hier am Tempel. Er ist mir entwischt!«
»In Ordnung. Bleib bitte da, wir sind gleich bei dir.«
Was Daisy als nächstes hörte, während sie an Land gehen wollte, war eine schmerzhafte Erinnerung aus ihren Schüler- zeiten sommers auf dem Severn-Fluß: »Achte darauf, nie mit einem Fuß am Ufer und dem anderen im Boot zu stehen, es sei denn, jemand hält es fest.«
Zu spät. Daisys verzweifelte Bemühungen, keinen Spagat zu machen, endeten kläglich. Sie purzelte in den Fluß.
Spotzend erschien sie wieder an der Wasseroberfläche und stellte fest, daß sie einen Meter tief im Wasser stand, das Ende der Vorleine fest umklammert (Gervaise war damals nicht sehr erfreut gewesen, als er dem Boot hatte hinterher schwim- men müssen). Daisy beäugte den Landesteg, der einen guten halben Meter über dem Wasser lag. Sie würde auf Hilfe warten müssen.
Sie schaute dem mutmaßlichen Übeltäter hinterher, wäh- rend sie immer wieder das Boot abwehrte, das von der Strö- mung gegen sie gedrückt wurde. Obwohl die letzten, dünnen Nebelschwaden die Sicht nicht mehr erschweren konnten, war der Ruderer dennoch zu weit entfernt, um deutlich er- kennbar zu sein. In der Nähe des Buckinghamshire-Ufers hatte er sich stromaufwärts gewandt. Während Daisy vor Kälte zitternd zusah, erreichte er ein Gebäude, das wie ein Bootshaus aussah, ruderte darauf zu und ging an Land. Erfolgreich, wie sie zu ihrer Enttäuschung bemerkte.
»Daisy? Wo …? Um Himmels willen, Liebling, wie hast du das denn geschafft?« Auf Alecs Gesicht war keine Regung wahrnehmbar, aber in seiner Stimme lag Amüsement.
»Ich wollte ein bißchen schwimmen gehen«, sagte sie ver- ärgert. »Versuch du mal, allein aus einem Boot herauszukom- men.«
»So was muß man üben.« Cherry, der direkt hinter Alec ging, grinste offen.
Er wurde rasch wieder ernst, als Alec sagte: »Hier, Che- ringham, legen Sie ihn hin. Aber vorsichtig.«
Daisy sah erst da, daß die beiden einen reglosen Menschen trugen. »Wer ist es denn?« fragte sie entsetzt. »Ist er …?«
»Er lebt noch. Ist nur ohnmächtig geworden. Kopfwunde.« Alec kniete sich hin und reichte ihr die Hände.
Sie streckte ihm die Vorleine hin, die er an einem eisernen Vertäuungsring festband, der im Landesteg eingelassen war. Auch er war tropfnaß, genau wie Cherry und … »Bott?«
»Bott«, bestätigte Alec und zog sie aus dem Wasser. »Er ist fast ertrunken und hat einen Streifschuß abbekommen. Wir müssen ihn schnellstens zu einem Arzt bringen.

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