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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Man kann zu Fuß über die Wiesen von Bulawayo nach Crowswood gelangen, glaube ich, aber das ist überall Privatbesitz. Das Bootshaus da drüben gehört zu Crowswood Place.«
»Und nur eine einzige Person, die mit dem Fall zu tun hat, wohnt auf Crowswood«, bemerkte Daisy.
»Lord DeLancey«, sagte Alec. In seiner Stimme schwang Verwirrung mit.

15
    Von dieser Eröffnung Daisys war Alec so irritiert, daß er prompt einen Luftschlag ausführte. Ein Sprühregen landete auf dem freien Platz im Heck. Da ohnehin alle schon voll- kommen durchnäßt waren, machte dieser Spritzer auch nichts mehr aus. Alec geriet kurz aus dem Gleichgewicht, schaffte es aber, nicht in Cherrys Schoß zu landen.
    Trotz diesen Zwischenfalles glitten die Ufer auf dem Weg zurück nach Bulawayo wesentlich rascher vorüber als auf der Hinfahrt. Die Männer ruderten schweigend. Sie brauchten alle Luft für diese körperliche Betätigung. Daisy blieb still, um Alecs Konzentration nicht noch einmal zu stören. Aller- dings wirbelten in ihrem Geist tausend Spekulationen herum.
    Was in aller Welt hatte Lord DeLancey auf Temple Island zu suchen? Im Morgengrauen, mit Horace Bott? Abgesehen natürlich von seinem Vorhaben, ihn zu erschießen. Wenn De- Lancey Bott die Verantwortung für den Tod seines Bruders gab, dann konnten diese Schüsse nur Rache bedeuten. Aber was in aller Welt hatte dann umgekehrt Horace Bott im Mor- gengrauen auf Temple Island mit Lord DeLancey zu suchen?
    Eines immerhin war sicher: sie konnten sich unmöglich zu- fällig dort getroffen haben. Wenn DeLancey das Treffen vor- geschlagen hatte, dann mußte Bott verrückt gewesen sein, sich dort einzufinden – es sei denn, er war unschuldig und hatte obendrein keine Ahnung, daß er der Haupttatverdäch- tige war.
    Andererseits: warum sollte Bott sich mit DeLancey treffen wollen? In der Hoffnung, ihn von seiner Unschuld zu über- zeugen? Sie Alec zu beweisen wäre sinnvoller.
    Ein Rendezvous mit Pistolen im Morgengrauen klang nach einem Duell. Aber diese Sitte war in England vor mehr als einem halben Jahrhundert ausgestorben. Außerdem fanden Duelle zwischen Gentlemen statt, und diesen Status billigte Lord DeLancey Bott nicht zu.
    Könnte es jemand anderes gewesen sein als Lord DeLan- cey? Aber das erchien noch unwahrscheinlicher als ein Duell.
Nichts von dieser ganzen Angelegenheit ergab einen Sinn. Jedenfalls keinen, den sie erkennen konnte, dachte Daisy.
Man näherte sich dem Landsitz der Cheringhams. Cherrys häufige Blicke über die Schulter und die vielen Kursverände- rungen über die Ruder hatten das Boot auf einem relativ ge- raden Kurs gehalten. Die Biege im Fluß tat das Ihre, so daß sie schon ganz dicht am Landesteg waren, ohne daß weitere Manöver notwendig gewesen wären.
»In Ordnung, Fletcher, die Ruder bitte ins Boot, und dann den Bootshaken bemannen.« Cherry führte das Boot mit scheinbarer Leichtigkeit sanft an den Landesteg.
Alec bemannte den Bootshaken. Doch kaum war Cherry an Land getreten und hatte das Boot sicher vertäut, sackte der Inspector von diesen frühmorgendlichen Leibesübungen er- schöpft zusammen.
»Meine Arme … Kann nicht mehr«, keuchte er auf. »Trau mich nicht … Bott hochzunehmen … fallen lassen.«
»Sie haben das sehr gut gemacht«, sagte Cherry freundlich. »Beim Rudern braucht man fast jeden Muskel im Körper. Von manchen wissen die meisten Menschen gar nicht, daß sie sie haben. Ich sause mal hoch zum Haus und hole Hilfe. Ein paar von diesen laschen Fritten werden wohl wach sein.«
»Bitte nicht … erzählen …«, keuchte Alec.
Daisy dolmetschte: »Bitte erwähnen Sie Lord DeLancey nicht, Cherry. Und auch nicht die Schüsse oder die Pistole«, fügte sie hinzu, als Alec eine schwache Geste zu seiner zer- knüllten Jacke machte.
»In Ordnung.« Cherrys Energie, als er den Rasen hinauf- lief, war unerträglich. Alec kratzte alle seine verbliebenen Kräfte zusammen, um ihm ärgerlich hinterherzuschauen. »Er hat schließlich über Jahre alle wichtigen Muskeln trai- niert«, tröstete Daisy ihren Verlobten. Taktvollerweise ließ sie die zehn Jahre Altersunterschied unerwähnt. »Ich war ja schon nach zwanzig Metern völlig erschossen. Oh … Egal. Alec, hast du irgendwelche Vorstellungen, was die beiden dort zu suchen hatten? Lord DeLancey und Bott? Ich versteh das einfach nicht.«
»Ich hatte bislang noch keine rechte Gelegenheit zum Nachdenken.« Mit dem Atem war auch seine Ironie zurück- gekehrt. »Erzähl mir lieber, was du

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