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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Unterbrechungen!«
»Das war der andere DeLancey, Susie. Aber ich sage dir eins, das lasse ich ihm nicht durchgehen!«
»Erinnern Sie sich noch, wo Sie waren, Mr. Bott?«
»Auf Temple Island, Sergeant. Ich kann mich an jedes kleine – o Gott, mir wird ganz schlecht.«
Während Susan Hopgood die Waschschüssel auf dem Nachttischchen griff, bekam Bott von Tom Hilfe, um sich aufrecht hinzusetzen. »Vermutlich haben Sie vorhin einen kräftigen Schluck aus der Themse genommen. Also, machen Sie mal. Es geht Ihnen bestimmt besser, wenn Sie das wieder loswerden.«
Daisy tat ihr Bestes, die schrecklichen Geräusche zu igno- rieren, und klingelte nach einer Schwester. Die Stations- schwester selbst erschien. Effizient und doch freundlich wischte sie Bott das Gesicht ab und reichte ihm ein Glas Was- ser, um sich den Mund auszuspülen. Dann bedeckte sie die Schüssel und holte eine saubere aus dem unteren Teil des Nachttischs.
»Wie fühlen Sie sich, junger Mann?«
»Ich glaube … meinem Magen geht es so lala, aber mir ist ein bißchen … schwindelig.«
»Legen Sie sich mal schön wieder hin. Ich darf Sie ja nicht hinausbitten, Sergeant, aber seien Sie so freundlich und regen Sie ihn mit Ihren Fragen nicht weiter auf. Und die beiden jun- gen Damen …«
»Nein!« Bott packte Susans Hand, während er sich in die Kissen sinken ließ. »Ich leg mich ja schon hin, Schwester, aber bitte werfen Sie die Damen nicht hinaus. Und ich möchte gerne mit Mr. Tring sprechen. Ich muß es. Es wird mich noch viel mehr aufregen, wenn ich das nicht tue, wirklich.«
Die Schwester nahm seinen Puls, tastete über die Partie sei- ner Stirn, die nicht bandagiert war, und nickte. »Meinetwegen, aber wenn Ihnen schwindelig wird oder Ihnen übel ist oder wenn Sie sich fiebrig fühlen oder Schmerzen haben oder wenn Sie anfangen zu husten, dann will ich das sofort wissen.«
»Wir rufen Sie, Schwester«, versprach Susan mit Nach- druck.
»Ich komme in ein paar Minuten wieder, um nach ihm zu sehen. Regen Sie sich nur nicht auf, Mr. Bott. Immer schön ruhig bleiben.«
Bott wartete, bis sich die Tür hinter ihr schloß, bevor es aus ihm herausbrach: »Ruhig bleiben! Das ist doch ziemlich viel verlangt, wenn man gerade einen Mordanschlag überlebt hat!«
»Horace, wovon redest du eigentlich?« fragte Susan ver- wirrt. »Miss Dalrymple, glauben Sie, daß er phantasiert? Soll ich die Schwester noch einmal hereinrufen?«
»Nein, lassen Sie mal. Das sind keine Halluzinationen, fürchte ich.«
»Aber Sie beiden, meine Damen, werden sich demnächst nur noch in der Phantasie vorstellen, daß Sie hier sitzen«, sagte Tom streng. »Jedenfalls, wenn Sie jetzt nicht endlich still sind. Ich mach Ihnen einen Vorschlag, Miss Dalrymple. Wie wär’s, wenn Sie Notizen für mich machen?«
»Wie gemein …« Daisy nahm dennoch den Notizblock und den Bleistift, die er ihr reichte.
Er zwinkerte ihr zu, sprach aber mit Bott. »Erzählen Sie weiter, Sir.«
»Er hat eine Pistole gezogen und mir befohlen, in den Fluß zu springen«, sagte Bott, und in seiner Stimme lag noch die Erinnerung an seinen Schock. »Ich hab ihm gesagt, ich könnte doch nicht schwimmen. Da meinte er, das wisse er, er sei schließlich dabeigewesen, als sein Bruder mich ins Wasser geschubst hat. Der wollte wirklich, daß ich dabei umkomme! Na, den Gefallen wollte ich ihm natürlich nicht tun. Ich wäre ja ein Idiot gewesen, reinzuspringen und mich zu ertränken, wo er mich doch gar nicht erschießen konnte. Jedenfalls dachte ich das.«
»Wie kamen Sie auf diese Idee, Sir?«
»Ich habe ihm gesagt, daß eine Leiche mit Schußwunden wohl kaum als Unfallopfer zu erklären wäre. Er meinte, nie- mand würde das mit ihm in Verbindung bringen. Trotzdem, das hat ihm Sorgen bereitet. Ich glaube nicht, daß er von mir Widerstand erwartet hat: seine hoheitliche Lordschaft erteilt Befehle, und die niederen Stände gehorchen und springen!« sagte Bott spöttisch. Daisy mußte an die »niederen Stände« denken, die auf Befehl von Lord DeLancey im Großen Krieg gestorben waren.
»Er wollte mich gar nicht erschießen«, fuhr Bott fort. »Er hat irgendein Zeug geredet, daß es viel schmerzhafter sei, er- schossen zu werden, als zu ertrinken. Und er hat die ganze Zeit mit der Pistole herumgefuchtelt, als wäre er beim Ton- taubenschießen. Ich hab ihn angebrüllt, er sollte aufpassen, aber da hat er in die Luft geschossen. Und immer noch wollte ich nicht ihm zuliebe in den Fluß springen. Dann hat er völlig den Kopf verloren,

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