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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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glaube ich. Er hat auf mich gezielt. Ich bin ein paar Schritte zurückgewichen. Ich konnte nicht anders. Wenn da einer eine Pistole auf mich richtet, ist das schon be- unruhigend. Nur hab ich nicht geglaubt, daß er wirklich schießen würde. Und dann hat er es doch getan.« Vorsichtig betastete Bott den Verband. »Entweder hat seine Hand gezit- tert, oder er taugt wirklich nichts als Schütze. Sonst wäre ich jetzt nicht hier und würde mit euch reden.«
»Ach, Horace!«
»Schon in Ordnung, Susie. Ich hab nichts Schlimmeres ab- bekommen als ein bißchen Kopfweh.«
»Und selbst wenn er dich knapp verfehlt hat! Du hättest immer noch ertrinken können!«
»Vielleicht hat er absichtlich daneben geschossen. Vielleicht hoffte er immer noch, er könnte mich so doll erschrecken, daß ich mich ertränke. Es kann auch ein Versehen gewesen sein, daß er mich getroffen hat. Egal. Der kommt ins Kitt- chen, dafür sorge ich!« knurrte Bott.
Susan wollte gerade etwas sagen, doch hob Tom abwehrend eine Hand. »Wie kam das eigentlich, daß Sie in den Fluß ge- fallen sind, Sir?« fragte er. »Heißt das, Lord DeLancey hat Sie hineingeschubst, oder hat er Sie ins Wasser verfrachtet, als Sie schon bewußtlos waren?«
»Ich glaube nicht«, sagte Bott widerwillig, der offensicht- lich keine Lust hatte, auch nur ein gutes Haar an DeLancey zu lassen. »Soweit ich mich erinnern kann, hab ich das Gleichge- wicht verloren, als ich zurückwich und die Kugel mich traf. Und dann bin ich einfach rückwärts in den Fluß gestolpert. Aber das könnte ich nicht beschwören. Vor meinen Augen tanzten Sternchen. Ich weiß nicht, wie ich im Wasser gelandet bin, also muß ich da schon ohnmächtig gewesen sein.«
Für Daisy sprach dieser Unwillen, DeLancey der einen oder anderen Tat anzuklagen, für den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte. Aber sie wollte Bott ohnehin gerne glauben. Er hatte gar keine Zeit gehabt, eine Ausrede zu erfinden. Und im übrigen war er ja eindeutig das Opfer.
Nur hätte sie zu gerne gewußt, warum Lord DeLancey Bott hatte umbringen wollen. Sie brannte förmlich darauf, diese Frage zu stellen, wußte aber andererseits genau, daß Tom Tring sie endgültig aus dem Zimmer verbannen würde, wenn sie ihn unterbrach, da mochte er so viele Freiheiten durchgehen lassen, wie er wollte. Der Sergeant führte Unter- suchungen eben auf seine eigene Art durch.
Susan wollte noch einmal etwas sagen, aber Tom hielt wie- der warnend eine Hand empor, um sie zu bremsen. »Genau, Sir«, bemerkte er, »und was hat Sie eigentlich zu dieser frühen Morgenstunde nach Temple Island geführt? Wie kam es zum Treffen mit Lord DeLancey?«
»Er hatte mich dorthin bestellt, Sergeant. Nachdem der Chief Inspector und ich unsere kleine Unterhaltung hatten, gab mir Gladstone einen Zettel, den er auf dem Tisch in der Eingangshalle gefunden hatte. Mein Name stand darauf. Er war aus einem Notizbüchlein herausgerissen, und darauf stand: ›Muß Sie sprechen‹, mit der Angabe von Ort und Zeit. Mehr nicht. Für mich macht man sich doch mit den üblichen gesellschaftlichen Nettigkeiten keine Mühe.«
»War der Zettel unterschrieben?«
»Nein, aber ich konnte mir schon denken, von wem der war. Keiner, der im Haus wohnte und mich sprechen wollte, hätte mir einen Zettel schreiben müssen oder einen so unbe- quemen Treffpunkt vorgeschlagen. Von Wells hatte ich gehört, daß DeLancey an dem Nachmittag erschienen war. Die Schlußfolgerung war also nicht sehr schwer.«
»Und warum sollte Lord DeLancey mit Ihnen sprechen wollen, Sir?«
Auf Toms ungerührte Nachfrage folgte Schweigen. Daisy blickte auf. In Botts Augen las sie eindeutig Vorsicht.
»Weiß ich doch nicht«, sagte er brüsk. »Vermutlich, weil ich nicht da war, als er mit dem Rest der Mannschaft über seinen Bruder gesprochen hat.«
»Dafür braucht man allerdings nicht zum Temple Island zu rudern, oder, Sir?« An Toms milder, friedlicher Art änderte sich nichts. Er wirkte fast eselsgleich stur, doch wußte Daisy, daß dieser Eindruck völlig in die Irre führte. »Ich bin sicher, Sie haben geahnt, daß mehr dahintersteckte, sonst wären Sie ja auch nicht erschienen.«
»Ich weiß nicht, wieso, sag ich Ihnen doch.« Bott hatte ein- deutig Angst. »Müssen Sie mich so quälen? Vor ein paar Stun- den wäre ich fast ermordet worden. So ein Kreuzverhör halte ich jetzt nicht aus.«
»Lassen Sie ihn in Ruhe!« sagte Susan. »Sehen Sie nicht, daß er nicht gesund ist? Hast du Schmerzen, Horace, oder fühlst du dich

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