Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
ob er sich wirklich sicher sei, daß Horace dem Boot nichts tun würde.«
»Und haben Sie die Antwort von Mr. Frieth gehört, Miss Hopgood?«
»Ja. Er meinte, das sei nur eine alberne Idee, die Mr. DeLancey sich in den Kopf gesetzt hätte. Er könne nicht glauben, daß Horace ihm, Mr. Cheringham und Mr. Fosdyke das Rennen verderben würde, nur um sein Mütchen an Mr. DeLancey zu kühlen. Und Horace hat mir versprochen, er
würde es nicht tun.«
»Wollte ich ja auch nicht«, knurrte Bott.
»Und warum haben Sie Ihre Meinung geändert, Mr. Bott?«
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»Ich glaube nicht, daß ich es wirklich gemacht hätte.« Bott schloß die Augen und sprach düster, mit monotoner Stimme.
»Es war nur – ich bin zurück ins Haus gegangen und in mein Zimmer. Alle wußten sie, daß ich an dem Morgen in den Fluß geschubst worden war. Daß ich die lange Strecke von Henley zu Fuß zurückgegangen war. Aber nicht einer dieser B… –
nicht einer von denen hat nach mir geschaut, wie es mir geht.
Und gefragt, ob ich mich unten zu ihnen gesellen will, hat natürlich auch keiner. Ich saß da oben und kochte vor Wut, bis ich schon gar nicht mehr geradeaus gucken konnte. Und dann beschloß ich, es ihnen allen mal zu zeigen. Es war blöd.
Ich glaube nicht, daß ich es wirklich getan hätte.«
Während des kurzen Schweigens, das auf dieses Geständnis folgte, nahm Susan wieder seine Hand in ihre und drückte sie.
Daisy hatte plötzlich Schuldgefühle, weil sie sich nicht nach ihm erkundigt hatte. Sie schaute Alec an. Sie sah das Mitleid in dem Blick, mit dem er Bott betrachtete, und sie fragte sich, wie sehr er selbst unter den Beleidigungen derer litt, die sich für gesellschaftlich höherstehend hielten.
Wenn sie erst einmal verheiratet wären, so schwor sie sich voll stiller Leidenschaft, würde sie das alles wettmachen.
Alecs professionelle Maske senkte sich wieder über sein Gesicht. Mit sehr sachlicher Stimme sagte er: »Nur um eine letzte Frage zu klären, Mr. Bott: wie wollten Sie denn ein Loch in das Boot machen?«
»Ich hatte mir überlegt, einen Bootshaken zu nehmen, aber ich war nicht sicher, ob ich im Dunkeln im Bootshaus einen finden würde. Der Mond schien zwar, aber ich wußte nicht mehr genau, ob es im Bootshaus Fenster gab. Bei offener Tür, so dachte ich, würde es gerade hell genug sein, um den Weg zum Boot auszumachen. Also hab ich einen meiner Heringe und einen Holzhammer mitgenommen.«
»Einen Holzhammer haben wir aber nicht entdeckt.«
»Nein.« Bott öffnete die Augen und grinste ihn etwas
schief an. »Den Hering habe ich voller Panik ins Gebüsch geschmissen, als ich dachte, die DeLanceys kämen heraus und 250
würden mich erwischen. Aber immerhin hatte ich meine sieben Sinne soweit beisammen, daß ich meinen einen und einzigen Holzhammer fest in der Hand behalten habe.«
»Hm. Nachvollziehbar.«
»Sie glauben mir?« fragte Bott überrascht. »Alles?«
»Sagen wir mal, ich tendiere dazu. Nur ein Jammer, daß wir keine konkreten Hinweise auf die Beteiligung von Lord DeLancey haben. Er muß an dem Abend auch Handschuhe ge-
tragen haben.«
»Typisch verweichlichtes höheres Söhnchen.«
»Was ist mit seinem Zettel?« fragte Daisy. »Das wäre doch der Beweis, daß die Einladung, sich auf Temple Island zu treffen, von ihm stammte.«
Alec wirbelte herum und starrte sie an. Er war diesmal nicht wegen der Unterbrechung verärgert, das sah sie an seinen schmalen, nachdenklichen Augen. In dem Augenblick öffnete sich die Tür und die Krankenschwester steckte den Kopf hinein.
»Jetzt ist es aber wirklich Zeit. Mein Patient muß endlich zur Ruhe kommen, Chief Inspector. Darauf muß ich bestehen.«
»Einen Augenblick noch, Schwester. Mr. Bott, der Zettel wurde nicht in Ihren Taschen gefunden, als wir Sie aus dem Wasser gefischt haben. Was haben Sie damit getan ?«
»Ich hab ihn in meinem Zimmer in den Papierkorb geworfen.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfe. Und auch für die Ihre, Miss Hopgood. Wir überlassen Ihnen Ihren Patienten, Schwester.
Kommen Sie, Piper.«
Alec eilte aus dem Zimmer, dicht gefolgt von Piper. Daisy hastete im Laufschritt hinterher, um mitzuhalten. Sie zog gerade hinter sich die Tür zu, als Alec sich umdrehte, sie sah und sagte: »Mußt du nicht Miss Hopgood Beistand leisten,
Daisy?«
»Sie braucht mich nicht mehr. Bott ist bei Bewußtsein, und du bist mit deiner Befragung fertig. Außerdem möchte ich 251
nicht hier sitzen bleiben, wenn Ihr jetzt zurückfahrt. Als ich vorhin
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