Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Frühstück im Bett servieren ließ. Tish, Dottie und Daisy waren tapferer.
Gemeinsam begaben sie sich hinunter ins Speisezimmer.
Der junge Fosdyke, unerträglich munter für die Tageszeit, hatte schon einen halben Teller Rührei mit Würstchen ver-tilgt. Rollo und Cherry machten sich gerade an ihr Frühstück, Wells und Poindexter standen am Sideboard und begutachte-ten den Inhalt der Schüsseln auf den elektrischen Wärmeplat-ten. Als die Mädchen eintraten, machten die beiden ihnen Platz. »Nach Ihnen, meine Damen«, sagte Wells galant.
»Nur zu, nur zu«, sagte Tish. »Sie müssen Ihr Frühstück schließlich noch vor dem Rennen verdaut haben.«
»Bott hingegen wird heute morgen nicht sehr viel zu verdauen haben«, tat Leigh kund, der gerade eintrat. »Dem geht es nicht allzu gut. Meredith hält ihm gerade den Kopf unter kaltes Wasser.«
»Hundeelend ist dem.« DeLancey folgte Leigh ins Speisezimmer. »Hab ich dem Deppen doch gleich gesagt, daß er keinen Alkohol verträgt.«
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»Was?« Rollo sprang auf. »Bott hat sich gestern abend betrunken?«
»Hat sich gewaltig einen hinter die Binde gegossen«, be-stätigte DeLancey selbstzufrieden.
Rollo lief zur Tür. »Na warte, wenn ich den in die Finger kriege!«
Daisy eilte ihm hinterher. Als sie in der Eingangshalle ankam, war er schon am Fuß der Treppe angelangt. Sie zog die Tür zum Speisezimmer hinter sich zu und rief: »Rollo, warten Sie einen Augenblick!«
»Was ist denn?« fragte er ungeduldig und wandte sich, den Fuß auf der untersten Stufe, zu ihr.
»Das ist nicht Botts Schuld. Jedenfalls nicht gänzlich. Er ist provoziert worden, Whisky zu trinken, obwohl er doch nur Bier verträgt. Nur ein Heiliger hätte es fertiggebracht, sich dieser Herausforderung nicht zu stellen.«
»DeLancey?«
»Wer denn sonst?«
Rollo stöhnte auf. »Bott ist aber wirklich ein preisverdächtiger Idiot, wenn er nicht kapiert, daß er damit nach DeLanceys Pfeife tanzt.«
»DeLancey hat es so eingefädelt, daß er in jedem Falle Sieger blieb. Diesem Mann macht es offenbar eine Riesenfreude, Ärger zu stiften, selbst wenn er sich damit selber schadet.
Obwohl – er sitzt ja im Vierer. Ist damit das Rennen vom Achter nun gefährdet?«
»Das weiß ich nicht; erst muß ich sehen, wie schlecht es Bott geht. Würden Sie Tish wohl bitten, ein paar Eimer schwarzen Kaffee hochbringen zu lassen?« Rollo nahm die Treppe zwei Stufen auf einmal.
Daisy reichte seine Bitte weiter und nahm sich Bacon, Toast und Tee. Sie setzte sich zu Dottie und Cherry, die sich glücklicherweise weit von DeLancey entfernt niedergelassen hatten, und erklärte leise die entschuldbaren Umstände von Botts Kater.
Fosdyke mampfte still und zufrieden vor sich hin. Leigh, 40
Poindexter und Wells, die alle in gewisser Weise am Sünden-fall des Steuermanns beteiligt waren, wirkten peinlich be-rührt. Sie sagten nichts dazu, doch ließen ihre verstohlenen Blicke auf DeLancey ahnen, daß sie es nicht darauf anlegten, gerade jetzt Zielscheiben für seine bösartigen Bemerkungen abzugeben.
DeLancey – es geschahen noch Zeichen und Wunder –
wirkte, als sei auch ihm nicht recht wohl. Hatte er die Sache noch einmal überdacht? Tat es ihm am Ende leid, damit die Chancen des Achters zu gefährden? Vielleicht hatte er gar nicht so weit vorausgeschaut, als er seinen Unfug gestern abend angezettelt hatte.
Die Tür öffnete sich, und Meredith trat ein, gefolgt von Bott. Rollo bildete das Schlußlicht und hielt Bott am Ober-arm – stützend? Bewachend? Vielleicht beides. Bott war grünlich-blaß im Gesicht und ging wie auf rohen Eiern.
»Du wirst dich gleich wieder besser fühlen, wenn du was gegessen hast«, sagte Rollo herzlich.
Bott stöhnte auf und wurde noch grüner, als die Früh-
stücksdüfte in seine Nase stiegen. »Ich kann nicht«, seufzte er schwach und tat einen Schritt rückwärts. »Laßt mich wieder zu Bett gehen, damit ich dort in Frieden sterben kann.«
»Reiß dich zusammen, Alter. In ein paar Stunden haben wir ein Rennen zu bestehen.«
»Das schaff ich nicht, sag ich euch doch.« Er faßte sich mit beiden Händen an den Kopf. »Mir explodiert der Schädel. Ich kann gar nicht geradeaus gucken, vom Steuern ganz zu
schweigen.«
Rollos Mund wurde schmal. »Dann werde ich bei der
Rennleitung anrufen und fragen, ob die unseren Durchlauf auf heute nachmittag verschieben können. Obwohl der Zeit-plan sehr eng ist. Ich bezweifle, daß die das hinbekommen.«
»Da haben wir’s mal wieder.
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