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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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angekleidet, er trug einen Pullover und eine Flanellhose. Daisy blickte kurz zur Uhr auf dem Kaminsims. Nach zwei Uhr morgens!
    Er mußte unten geblieben sein und allein weitergetrunken haben. Vielleicht war er auch nur unten eingeschlafen, dachte sie. Möglicherweise war er nicht so sehr vom Alkohol als viel-mehr vom Schlaf trunken. Das wäre weitaus besser, andern-falls würde das anstehende Rennen morgen todsicher wieder zum Desaster.
    Wie dem auch sein mochte, weder sie noch Tish konnten in dieser Situation mit ihm umgehen. Sie reichte ihrer Cousine den Bademantel. »Zieh das mal über und geh seinen Bett-nachbarn wecken. Ich glaube, das ist Fosdyke. Der soll ihn ins Bett bugsieren.«
    »Mit dem kannst du nicht alleine bleiben.« Tishs Stimme zitterte.
    »Natürlich kann ich das. In diesem Zustand kann er niemanden angreifen. Und außerdem bist du es ja, der er sich nähern wollte. Weck um Himmels willen nicht Rollo oder 66
    Cherry. Die würden sofort auf ihn losgehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Weck nur Fosdyke. Nun mach mal.«
    Tish verließ das Zimmer. Daisy zog ihren Bademantel an und wandte sich wieder DeLancey zu. Wie er sich so erfolglos aufzurichten versuchte, sah er eher wie ein Opfer als wie ein Übeltäter aus.
    Angewidert half ihm Daisy, sich auf die Seite zu rollen und sich mit dem Rücken zur Wand aufzusetzen.
    »K-kann gar nicht mehr richtig geradeaus gucken«, murmelte er mit schwerer Zunge. Er stierte vor sich hin, sein Gesicht war tiefrot. Das dunkle, an sich immer mit Pomade zurückgekämmte Haar stakste in alle Richtungen ab, als sei er mit allen zehn Fingern hindurchgefahren. Sein Atem roch nach Alkohol.
    »Du liebe Zeit, tut mir der Kopf weh. Was iss’n passiert?«
    »Zuviel Whisky ist passiert«, informierte Daisy ihn streng und sehnte sich in Voraussicht übelster Ereignisse eine alt-modische Waschschüssel herbei. »Es sei denn, Sie haben sich noch etwas anderes genehmigt. Wehe, Sie übergeben sich hier in diesem Zimmer.«
    »N-nee, nich … Wo …?«
    Wenn ihm nicht klar war, daß er sich im Schlafzimmer von Tish befand, wollte Daisy ihn bestimmt nicht darüber auf-klären. Mit etwas Glück hätte er am Morgen seinen kleinen Umweg auf dem Weg ins Bett wieder vergessen.
    Tish kehrte mit Fosdyke zurück, der mit schläfrigen
    Augen, errötetem Gesicht und barfuß erschien, in einen nar-zissengelben Bademantel über narzissengelb gestreifen Pyjamahosen gekleidet.
    »Bitte verzeihen Sie meinen Aufzug«, murmelte der junge Mann und wurde noch etwas röter, als er Daisy erblickte.
    »Aber Miss Cheringham meinte, ich soll mich nicht erst anziehen.«
    »Da hatte sie auch ganz recht. Glauben Sie, Sie können Mr. DeLancey zu Bett bringen, ohne daß wir noch jemanden wecken müssen, der Ihnen hilft? Je weniger Menschen von seinem Irrtum erfahren, desto besser.«
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    »Das will ich wohl meinen! Kein Wort, zu keiner Men-
    schenseele. Der ist ja voll wie eine Haubitze.« Fosdyke musterte DeLancey mißbilligend, der in ziemlicher Verwirrung zurückblinzelte. »Für den Durchlauf im Visitors-Rennen sieht’s wohl nicht so gut aus, was? Keine Sorge, mit dem werde ich schon fertig, Miss Dalrymple. Komm, alter
    Freund.«
    Er hievte DeLancey auf die Füße. Tish hielt eindeutig Abstand, und so legte Daisy DeLanceys Arm über Fosdykes Schultern. Mit Fosdykes Arm um die Taille, stolperte er aus dem Zimmer.
    »Himmel«, seufzte Daisy auf und schloß die Tür hinter den beiden, »und ich habe geglaubt, alle dramatischen Ereignisse dieser Tage hier würden mit dem Bootsrennen zu tun haben!
    Laß uns mal dein Bett wieder zusammenbauen. Fosdyke ist ein Schatz, nicht wahr? Und was für ein Glück, daß er außerdem einer dieser starken, schweigenden Typen ist.«
    »Es hat ewig gedauert, bis er endlich wach war. Ich mußte richtig ins Zimmer hineingehen und ihn wachrütteln«, sagte Tish und betastete nervös mit immer noch zitternden Händen den Bettpfosten. »Es war einfach schrecklich.«
    »Ich vermute, du meinst DeLanceys kleinen Ausflug, nicht deine Mühe, Fosdyke zu wecken. Jetzt mach dir mal keine Sorgen, es ist ja nichts Schlimmes passiert, solange du nicht losziehst und das Ganze Rollo oder Cherry erzählst.«
    »O nein!«
    »Und was das Rennen angeht – ein solcher Esel kann er doch nicht sein! Nachdem er Bott so ausgeschimpft hat, so viel zu trinken, daß er selber zu versagen riskiert. Vermutlich gehört er zu den Männern, die solche Exzesse im Schlaf ver-arbeiten und am nächsten Morgen nicht

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