Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
herrje, Scotland Yard. Alec würde mir an die Gurgel springen!«
Die anderen lachten. Cherry zog los, um Daisy eine Limonade zu holen, während Rollo sie besorgt fragte, wie es Bott denn gehe. »Ich mußte doch das Boot aus dem Weg schaffen, die nächsten beiden kamen schon angerudert«, erklärte er,
»und es sah so aus, als hätten Sie mit seiner Freundin – oder war das seine Schwester? – und mit Lord DeLancey die Sache inzwischen im Griff.«
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»Das ist seine Freundin, und sie ist bemerkenswert ver-nünftig. Sie hat Bott beruhigt. Er scheint sowohl die Kopfschmerzen als auch das Bauchweh überstanden zu haben.«
»Schockbehandlung«, warf Cherry ein, der gerade mit Daisys Limonade zurückkehrte. »Ab ins kalte Wasser – das hilft immer. Wir hätten ihn noch vor dem Rennen hineinwerfen sollen.«
Rollo schüttelte den Kopf. »Ich hätte um eine Verschiebung des Rennens bitten müssen, oder wir hätten aus dem Durchlauf aussteigen sollen, wenn man uns das nicht erlaubt hätte.
So hätten wir diese entsetzliche Szene vermieden, in der DeLancey den …«
Tish stupste ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. Die Ge-brüder DeLancey näherten sich ihrem Tisch. Sie wären ein ausgesprochen gutaussehendes Gespann gewesen, wären da nicht der vergekniffene Mund des Älteren und der finstere Ausdruck tiefer Kränkung im Antlitz des Jüngeren gewesen.
»Tut mir leid, das Durcheinander vorhin«, sagte der Honourable Basil steif. Wenn das eine elegante Bitte um Verzeihung gewesen sein sollte, war sie danebengegangen. »Vor den Damen hätte ich mich wirklich nicht so gehenlassen dürfen.
Aber bei diesem kleinen, miesen Plebejer hab ich nur noch rot gesehen, nachdem er uns das ganze Rennen versaut hat.«
»Also, die Schuldfrage wäre ja noch im einzelnen …«,
schnaufte Cherry auf. Tish setzte ihren anderen Ellbogen gegen seine Rippen ein.
»Je weniger man darüber spricht, desto schneller ist das alles vergessen«, mischte sich Lord DeLancey sofort ein. Er wiederholte damit, ohne es zu wissen, Miss Hopgoods Worte, was Daisy unendlich amüsierte. »Jedenfalls ist es für alle Beteiligten ein außerordentlich bedauerlicher Zwischenfall.«
Sein Bruder ließ sich nicht so schnell den Mund verbieten.
»Habt ihr denn Botts Drohungen gar nicht gehört? Er hat mir doch Rache geschworen. Wenn er nicht zu feige ist, sich mit mir zu schlagen, dann werde ich ihn derartig verprügeln, daß ihm schwarz vor Augen wird.«
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»Das ließe sich ja auch leicht bewerkstelligen«, rief Dottie empört. »Sie sind doppelt so groß, und obendrein ein geübter Boxer.«
»Sei kein Esel, Basil«, sagte Seine Lordschaft streng. »Vor hundert Jahren hättest du den Kerl vielleicht auspeitschen lassen können, aber heutzutage geht das nun mal nicht mehr.«
»Zu schade. Vermutlich würde mich diese kleine Rotznase zu allem Überfluß noch vor Gericht zerren.«
»Das hat er vielleicht ohnehin schon vor«, bemerkte Dottie, und in ihrer Stimme klang ein nicht zu leugnender Unterton von Schadenfreude. »Ich denke, er hätte auch allen Grund, einen tätlichen Angriff anzuzeigen, wenn er das gerichtlich verfolgen lassen will.«
Beide Brüder DeLancey starrten sie mit hochnäsigem Entsetzen an.
»Ich werde noch mal ein paar Takte mit ihm reden«, sagte Rollo begütigend. »DeLancey, unser Durchlauf im Visitors’
Cup ist erst um fünf Uhr nachmittags. Ich bin noch nicht so ganz zufrieden mit unserer Art zu starten. Wärst du so freundlich, Fosdyke ausfindig zu machen? Wir treffen uns dann in einer Stunde noch einmal am Bootshaus, um das zu trainieren.«
»Der Vierer!« Entsetzen verscheuchte die Wut aus dem Gesicht des Honourable Basil. »Jede Wette, Bott sabotiert das Boot, um sich an mir zu rächen. Das ist dem doch gleich, wenn der Vierer das Rennen nicht gewinnt!«
»Was für ein abgrundtiefer Unsinn«, sagte Cherry angewidert.
»Nein, denk doch mal darüber nach. Ambrose gegenüber
ist er doch überhaupt nicht loyal. Ich glaub nicht, daß er es am hellerlichten Tag versuchen wird. Aber ich sage euch, heute abend schiebe ich am Boot Wache. Ist mir völlig egal, ob ihr Jungs dabeisein wollt oder nicht.«
»Bestimmt nicht«, versicherte ihm Rollo.
»Und du übrigens auch nicht«, zischte Lord DeLancey seinen Bruder an.
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»Warum denn nicht, Ceddie, verflixt noch mal?« fragte Basil aufsässig.
»Du sollst mich nicht so nennen. Die Nacht im Bootshaus Wache schieben? Damit machst du dich und die Familie doch nur lächerlich und
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