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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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das geringste spüren.
    So, hier hast du dein Kissen, und nun hüpf mal ins Bett – ich meine, bitte steig sehr vorsichtig wieder hinein!«
    Sie legte ihrer Cousine die Decke über die Schultern.
    »Schlaf schön.«
    Daisy hüpfte ihrerseits ins Bett und schaltete das Licht aus.
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    Sie hatte ganz fest vor, ihren eigenen Rat zu befolgen. Aber der Schlaf wollte und wollte nicht kommen.
    Hatte DeLancey wirklich richtig eingeschätzt, wieviel er trinken konnte? Bislang hatte er ja nicht besonders viel Vernunft bewiesen, und eben hatte er ausgesprochen wackelig auf den Beinen gewirkt. Immerhin hatte er sich nicht übergeben.
    Eigentlich hatte er eher verwirrt gewirkt, fand sie.
    Orientierungslosigkeit, Verwirrung – das waren doch
    Hauptsymptome einer Nikotinvergiftung. Hatte Bott seinem Rivalen Nikotin in den Whisky getan, anstatt irgend etwas mit dem Viererboot anzustellen?
    So ein Unsinn, ermahnte sich Daisy. Damit wäre er ja das Risiko eingegangen, auch alle anderen im Haus zu vergiften –
    alle Männer jedenfalls. Überdies konnte Bott doch gar nichts von dem Insektizid aus Tabakwasser im Gartenschuppen wissen. Und schließlich war Übelkeit ein weiteres Symptom. DeLancey hatte sich aber – Gott sei Dank – nicht übergeben.
    Nein, Bott als Urheber eines Vergiftungsversuchs kam
    wohl nicht in Frage. Aber wie lagen die Dinge nun mit Bott und dem Boot? Was, wenn DeLancey tatsächlich zum Bootshaus gegangen war, um Wache zu schieben? Was, wenn Bott hingegangen war und …
    Sie hatte doch selbst gesagt, daß es dann Mord und Totschlag geben würde. Selbstverständlich war es nur eine Re-densart und völlig übertrieben – aber was, wenn DeLancey weitergetrunken hatte, um sich vor der Kälte zu schützen?
    Und wenn er Bott mit stärkerer Wucht, als eigentlich geplant, angegriffen hatte? Er brachte bestimmt zwanzig Kilo mehr als der Steuermann auf die Waage. Konnte nicht auch der Schock, einen Menschen umgebracht zu haben, zusammen mit dem
    Whisky, genau solch einen Zustand der Verwirrung hervor-rufen, wie ihn DeLancey gerade gezeigt hatte?
    Was für ein Unsinn, sagte sie sich wieder, nur diesmal etwas weniger gewiß. Es war nach zwei Uhr und mitten in der Nacht
    – eigentlich schon halb drei – genau die Uhrzeit, zu der alle möglichen Schreckensvorstellungen einen nachtwachenden 69
    Geist befallen. Und außerdem hatte sie sich in den letzten Monaten immer wieder mit irgendwelchen Mordfällen beschäftigen müssen, so daß ihre Gedanken mittlerweile schon ganz automatisch auf diese Schiene gerieten.
    Und sie liefen auf der Schiene weiter und weiter, immer im Kreis herum.
    Wenn Bott tot war, konnte sie ihm jetzt auch nicht mehr helfen. Was aber, wenn er nur schwer verletzt irgendwo her-umlag? Doch selbst einer wie Basil DeLancey würde einen verletzten Mann nicht einfach liegenlassen. Aber wenn er nun der Meinung war, er hätte ihn wirklich umgebracht?
    Zu gern hätte Daisy jetzt gewußt, wo das Gästezimmer-
    Schrägstrich-Wäschezimmer des Hauses war, in dem Bott übernachtete. Sie konnte ja nicht gut in alle Zimmer hinein-schauen, um sich zu vergewissern, daß der Steuermann irgendwo im Bett lag und friedlich vor sich hin schnurchelte.
    Aber zum Bootshaus konnte sie hinuntergehen.
    Während sie den Bademantel überwarf und den Gürtel zu-band, fiel ihr ein, daß auf dem Tisch oben an der Treppe eine Taschenlampe stand, wohl für Elektrizitätsausfälle gedacht.
    Sie tastete sich aus dem Zimmer.
    Im schwachen Licht, das durch das Fenster fiel, an dem die Vorhänge nicht ganz zugezogen waren, ging sie vorsichtig zum Tisch hinüber. Etwas reflektierte vom Metallkörper der Taschenlampe. Sie streckte die Hand danach aus, um sie plötzlich hastig wieder zurückzuziehen. Wenn es hier um einen Kriminalfall ging, dann waren vielleicht Fingerabdrücke darauf. Alec würde sie umbringen, wenn sie die verwischte.
    Umbringen? Sie mußte wirklich mit diesen morbiden Klischees aufhören!
    Sie war erleichtert, als sie ein Taschentuch in ihrer Bade-manteltasche fand. Das wickelte sie sorgsam um das Griff-ende der Taschenlampe, damit nicht die etwa vorhandenen Patscherchen, wie Alecs Sergeant Tring sie nannte, ver-schmiert würden. Dann nahm sie die Lampe auf und ging vorsichtig die Treppe hinunter, eine Stufe nach der anderen.
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    Sie hielt sich am Geländer fest und atmete kaum, ständig in der Furcht, ein lautes Knarren würde alles im Haus zusam-menlaufen lassen. Wie entsetzlich albern sie dann wirken würde!
    Das Haus

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