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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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»Verzeihen Sie die Störung, Sir«, sagte er, »aber ich glaube, da drüben kommt Lord DeLancey schon. Der Herr im dunkelblauen Blazer.«
    Der Chief Constable schaute den Treidelpfad entlang, und ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Da zieh ich mich doch lieber zurück. Je weniger gesagt wird, desto besser, nicht wahr, Chief Inspector?«
    Alec verschwendete keine Zeit damit, ihm auf Wiedersehen zu winken. »Washburn heißen Sie, ist das richtig?« sagte er zu dem Inspector der örtlichen Polizeitruppe, der ihn dankbar anschaute. »Ich hätte gerne fürs erste Ihre beiden Leute da-behalten. Sie bekommen sie so bald wie möglich wieder zurück. Und Sie selbst will ich auch nicht aufhalten, aber wären Sie so freundlich, bei Scotland Yard anzurufen und zu bitten, daß man mir meine Leute herschickt?«
    »Selbstverständlich, Sir.« Der Inspector holte seinen Notizblock hervor.
    »Sergeant Tring und Constable Piper. Sie sollen sich gleich nach Henley aufs Polizeirevier begeben. Sobald ich weiß, wo ich zu erreichen bin, hinterlasse ich da eine Nachricht für sie.«
    »Geht in Ordnung, Sir. Ich habe schon nach unserem Arzt schicken lassen, Sir, einem Dr. Dewhurst, aber der kommt aus Reading. Wenn Sie mit den Leuten aus Henley arbeiten, dann sollten Sie vielleicht auch deren Arzt hinzuziehen.«
    »Verdammt!« rief Alec aus. »Ich muß unbedingt mit den Chief Constables von Buckinghamshire und Oxfordshire reden. Wo ist dieses berühmte Phyllis Court?«
    »Das ist ein sehr exklusiver Club – also gesellschaftlich, 103
    kein Ruderclub wie der Leander-Club – drüben auf der anderen Seite vom Fluß, Sir.«
    »Das hätte ich mir ja gleich denken können! Ich brauche jetzt unbedingt ein Telephon.« Alec stöhnte auf, denn ihm wurde klar, daß die Komplikationen sich stetig mehrten. Der Mann, den Leigh ihm eben als Lord DeLancey benannt hatte, würde sicherlich eine weitere bedeuten. »Felter und Packington, richtig?«
    »Colonel Felter und Mr. James Packington, Sir.«
    »Danke sehr, Washburn. Lassen Sie mal die Sache mit dem Arzt aus Henley. Ich werde einen dieser beiden Herren losschicken, wenn ich Ihre Hilfe brauche.«
    Inspector Washburn wollte gerade gehen, als er von dem Mann im dunkelblauen Blazer angesprochen wurde. »He, Sie da, ich bin DeLancey. Was erzählt man mir da für einen Quatsch von wegen, mein Bruder wäre aus dem Boot gefallen? Ist ihm nicht gut?«
    »Detective Chief Inspector Fletcher wird Ihnen sicherlich gerne weiterhelfen, Sir«, sagte der Inspector und flüchtete.
    Lord DeLancey wurde blaß. »Was geht hier vor?« fragte er unsicher. »Frieth hat mir nur erzählt, er hätte gekotzt und wäre dann ins Wasser gefallen.«
    »Es tut mir sehr leid, Sir«, sagte Alec. »Aber ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht. Ihr Bruder ist tot.«
    »Ertrunken? Dieser verdammte Dummkopf!« DeLancey
    zischte es förmlich, und sein Gesicht wurde rot vor Wut. »In Henley ertrinkt man doch nicht. Wo die halbe Welt danebensteht und zusieht. So was macht doch sofort die große Runde.«
    Soviel zum Thema wahre Bruderliebe. Alec hatte entsprechend weniger Bedenken, als er sagte: »Er ist nicht ertrunken.
    Anscheinend ist Mr. DeLancey an den Folgen eines Schlags gegen den Kopf gestorben.«
    »Er ist hingefallen?« Seine Lordschaft entfärbte sich ein wenig. »Oder wollen Sie damit sagen, daß jemand ihn geschlagen hat?«
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    »Letzteres, Sir. Vermutlich ist er an den Folgen eines Streits gestorben.«
    »Ein Streit?« Die Blässe DeLanceys konkurrierte fast schon mit der seines toten Bruders. »Was meinen Sie mit ›Folgen‹?
    Wieviel später ist das denn geschehen?«
    »Momentan habe ich nur sehr wenige Informationen. Ich werde Sie befragen müssen, wann Sie Ihren Bruder zuletzt gesehen haben, in was für einem Zustand er da war, was Sie von seinen jeweiligen Aufenthalten wissen und ob Ihnen jemand bekannt ist, der Ihren Bruder … nicht besonders mochte.
    Allerdings ist dies wohl kaum der richtige Ort dafür.«
    Zum erstem Mal schaute Lord DeLancey auf die Blazer, die den Leichnam von Basil DeLancey bedeckten. »Dies ist wohl auch kaum der richtige Ort, um ihn so liegenzulassen, wo jeder beliebige Passant ihn beglotzen kann«, sagte er ärgerlich.
    Alec stimmte ihm zu. Es gab keinen Grund, den Leichnam nicht von hier fortzuschaffen. Seine Lage mußte nicht photo-graphiert werden, der Boden brauchte nicht nach Hinweisen abgesucht zu werden, all diese Dinge entfielen. Also konnte man den Leichnam

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