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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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geschworen, und DeLancey hat das irgendwie so verstanden, daß er den Vierer beschädigen wollte. Also hat er verkündet, daß er, also DeLancey, die Nacht im Bootshaus verbringen wollte, um das Boot zu bewachen. Lord DeLancey hat es ihm, ganz der große Bruder, verboten. Er meinte, er würde sich nur lächerlich machen und sich dem Gerede der Leute preisgeben. Allerdings hätte so eine kleine Nachtwache nach seinem öffentlichen Angriff auf Bott den Skandal wohl kaum verschlimmert.«
    »Lord DeLancey scheint ja große Angst davor zu haben, daß man über ihn reden könnte«, sagte Alec. »Das war auch seine einzige Sorge, als er erfuhr, daß sein eigener Bruder tot ist.«
    Daisy hatte Tish eigentlich nicht wirklich versprochen, den Grund dafür nicht weiterzuerzählen. Die Details konnte man ja weglassen. »Es gab da eine schlimme Geschichte im Großen Krieg«, sagte sie. »Das ganze wurde vertuscht, aber natürlich wissen es manche Leute doch. Er hat fürchterliche Angst, daß es weitere Kreise zieht, wenn seine Familie ins Licht der Öffentlichkeit gerät. Jedenfalls würde es mich überhaupt nicht erstaunen, wenn Basil DeLancey zum Bootshaus hinuntergegangen wäre, dem Verbot seines Bruders zum
    Trotz.«
    »Mich auch nicht.«
    »Insbesondere, weil er ziemlich getrunken hat an dem
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    Abend und daher nicht mehr so besonders klar gedacht haben dürfte.«
    »Sehr wahrscheinlich. Wir werden das Bootshaus als einen möglichen Schauplatz des Verbrechens unter die Lupe nehmen müssen, soviel ist sicher. Aber es gibt natürlich keinen Grund, nicht auch andernorts zu suchen.«
    »Damit hast du wohl recht«, sagte Daisy bedauernd.
    »Nimm’s leicht, mein Liebes. Es ist immerhin gut zu wissen, daß wir uns den Ort mal genauer anschauen sollten.
    ›Wir‹, hab ich gesagt. Ich kann nur hoffen, daß Tring und Piper bald eintreffen.«
    »Wegen der Regatta fahren momentan Sonderzüge nach
    Henley; es liegt ja kaum eine Stunde von London entfernt.«
    »Stimmt, aber wann sie kommen hängt auch davon ab, ob Scotland Yard sie rasch genug erreicht und wie sehr man sich dort bemüht, sie zu erreichen. Schließlich hat ja nur ein Inspector aus Berkshire angerufen, nicht ich selbst. Ich sollte da lieber noch einmal nachhaken. Ich werde jetzt eine ganze Zeit am Telephon hängen, Daisy, also solltest du mir lieber noch den Rest erzählen, bevor wir bei den Skiffs sind.«
    »Da gibt es nicht mehr viel. Nur, daß DeLancey uns mitten in der Nacht aufgeweckt hat, also mich und Tish. Er ist in unser Schlafzimmer gestolpert, völlig verwirrt. Taumelte da herum, als wäre er sturzbetrunken.«
    »Mitten in der Nacht?« fragte Alec rasch nach. »Kannst du dich an die genaue Uhrzeit erinnern?«
    »Ungefähr zwei Uhr. Kurz danach.« Daisy fiel auf, daß er nicht die geringste Sorge um ihre Sicherheit äußerte. Sie konnte sich nicht entscheiden: gefiel es ihr, daß er offenbar fand, sie könne schon auf sich selber aufpassen? Oder sollte sie diese mangelnde Fürsorglichkeit als verletzend empfin-den? Allerdings konnte er ja sehen, daß ihr nichts Schreckliches widerfahren war. »Ich hab auf den Wecker geschaut, als ich das Licht angeschaltet habe. Ich mußte doch sehen, was im Zimmer vor sich ging«, erklärte sie.
    »Das klingt so, als hätte Mr. DeLancey vor zwei Uhr nachts 111
    eins auf den Kopf bekommen. Aber ich muß das noch ge-
    nauer mit Mr. Fosdyke und Dr. Dewhurst erörtern, wegen der Symptome. Die werden wahrscheinlich noch mehr Details von dir hören wollen. Was hast du dann mit dem Eindringling gemacht?«
    »Tish hat Fosdyke junior geholt – mit dem teilte sich DeLancey das Zimmer –, und der hat ihn dann weggeschafft, der gute.«
    Alec legte ihr die Hand auf den Arm und bedeutete ihr damit, langsamer zu gehen. Offenbar wollte er noch hinter die letzten in ihrem Gänsemarsch, also Rollo und Mr. Fosdyke senior, zurückfallen.
    »Wenn DeLancey zu dem Zeitpunkt wirklich nur betrun-
    ken war«, sagte Alec leise, »dann hätte er doch ebensogut mit dem jungen Fosdyke eine Auseinandersetzung anfangen können, nachdem die beiden aus eurem Zimmer heraus waren.«
    »Du meinst, es könnte auch Fosdyke gewesen sein, der ihm eins übergezogen hat?«
    »Ganz genau. Obwohl, wenn ich länger darüber nach-
    denke, dann hätte man es hören müssen, wenn die sich im Flur oder im Schlafzimmer geprügelt hätten.«
    »Nicht unbedingt. Die Ruderer fallen abends mehr oder minder tot um – ach herrje! Ich meine, sie sind natürlich sehr müde. Tish

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