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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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wird bestimmt niemand meine Theorie hören wollen.«
    Er hielt ihre beiden Hände in den seinen und schaute mit einem etwas schiefen Lächeln zu ihr hinunter. »Ich tu mein Bestes, sie zu überzeugen, daß sie dich wenigstens anhören«, versprach er. »Gelegentlich hast du ja doch halbwegs intelligente Vorschläge zu machen.«
    »Nein, wie freundlich aber auch, der Herr!« schnaufte Daisy lachend.
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    Leigh hatte Inspector Washburn, zwei Bobbies und einen großen, schlanken Herrn mitgebracht, den er als den Chief Constable von Berkshire vorstellte. Alec mußte beim Anblick von Sir Amory Brentwoods leuchtendrosa Blazer, Krawatte, Käppi und Strümpfen geradezu blinzeln. Das war schon ein etwas erschreckender Kontrast zum seriösen Blau der Polizei-uniformen, von dem er sich sonst umgeben sah.
    »Alles unter Kontrolle, was?« stellte Sir Amory fest.
    »Hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Ihnen die Sache überlasse, verehrter Freund. Meine Leute sind überall hier verteilt, wegen der Regatta-Besucher. Und Prince Henry hat sich ja heute nachmittag auch angekündigt. Ganz lebhafter junger Mann, den man ein bißchen unter Beobachtung halten muß, nicht wahr?«
    Alec sah, daß Daisy nicht weit entfernt stand und ihnen zwar den Rücken zuwandte, als würde sie das Rennen verfolgen, aber ohne Zweifel zuhörte. Daher unternahm er einen allerletzten, verzweifelten Versuch, ihr gemeinsames Wochenende zu retten. »Sir, der Assistant Commissioner …«
    »Das bekomme ich mit Ihrem Assistant Commissioner
    schon geregelt, keine Sorge«, versicherte ihm Sir Amory.
    »Mächtiges Glück, daß Sie hier unten sind. Sie können jeder-zeit auf Inspector Wishbone zukommen, wenn Sie Hilfe
    brauchen, ganz selbstverständlich. Dennoch hoffe ich, daß Sie meine Männer nicht allzu sehr in Anspruch nehmen werden.«
    Alec gab auf. »Ich werde meine eigenen Leute herholen, Sir.
    Es scheint, daß wir in dem Fall auch Buckinghamshire mit einbeziehen müssen. Ob Sie mir wohl sagen könnten, wie ich mich mit dem Chief Constable in Verbindung setzen kann?«
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    »Mit dem alten Felter? Der wird jetzt im Phyllis Court stehen, denke ich. Packington wahrscheinlich auch, der Chief Constable von Oxfordshire, falls Sie den noch brauchen.
    Hierzulande sind alle Ruderer, verstehen Sie. Ich ja auch.« Er seufzte. »Naja, ich war es mal. Gut. Ich will Sie aber bei der Arbeit nicht stören. Und übergebe die Angelegenheit Ihnen, was, Wishbone?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Inspector Washburn resignierend.
    Sir Amory hatte sich schon zum Gehen gewandt, da drehte er sich noch einmal um. »Augenblick, noch eine Frage. Ist es wirklich ein Mord? Der junge Mann war sich eben nicht sicher.«
    »Kann auch ein Totschlag sein, Sir«, improvisierte Alec,
    »aber das wird vom Gericht festgestellt. Für die Polizei sind alle Todesfälle ungeklärter Ursache zunächst einmal Morde.«
    »Ach so, natürlich. Ungeklärte Ursache, ja? Ich will nur hoffen, wir haben hier keinen Serienmörder herumlaufen.« Er lachte nervös. »Ähm, und wer …?« Er schaute an Alec vorbei zum Opfer, das unter dem Not-Leichentuch aus weinroten Blazern lag.
    Alec stellte erfreut fest, daß Poindexter seinen Blazer genommen hatte, um auch die Beine des Toten zu bedecken.
    »Der Honourable Basil DeLancey«, sagte er.
    »Honourable …« Der Chief Constable wurde blaß. »Du
    lieber Gott! Das ist doch nicht etwa ein bolschewistischer Terroranschlag gewesen?«
    »Das halte ich für höchst unwahrscheinlich, Sir.«
    »Gut, sehr gut. Der Besuch von Prince Henry und all das, nicht wahr? Wäre dankbar, wenn Sie das alles so diskret wie möglich behandeln könnten, verehrter Freund. Wir wollen ja keine große Aufregung verbreiten, wo jetzt die Royals hier auftauchen werden.«
    »Ich werd mir Mühe geben, Sir, aber ich habe gehört, daß der Bruder des Verstorbenen, Lord DeLancey, in Henley ist.
    Ich kann das unmöglich vor ihm geheimhalten, bis der Prinz wieder abgereist ist.« Und überhaupt, so wurde Alec langsam 102
    klar, würde dieser Fall nicht nur sein schönes freies Wochenende mit Daisy zunichte machen. Er würde ihn auch, egal, was er tat, in einige sehr unangenehme Situationen bringen, das sah er jetzt schon kommen.
    Sir Amory schüttelte düster den Kopf. »Ich kann nicht mehr von Ihnen erbitten, als daß Sie Ihr Bestes tun«, mußte er zugestehen. »Lord DeLancey, sagten Sie?«
    Leigh, der eben ein Stückchen weggegangen war, um sich zu Daisy zu gesellen, kehrte jetzt zurück.

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