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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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den Belinda für ihn genäht und mit einem etwas schief geratenen Monogramm versehen hatte.
    Die Mediziner sahen ihn kommen und erhoben sich. Fos-
    dyke stellte Alec dem Polizeiarzt vor, einem kleinen, schlanken, ältlichen Herrn, der aber noch sehr lebhaft wirkte.
    »Miss Dalrymple ist Ihre Verlobte, Chief Inspector?« fragte Dr. Dewhurst, während er ihm die Hand schüttelte. »Eine 117
    äußerst charmante junge Dame. Und nach ihrer Beschreibung …«
    »Sie haben schon mit ihr gesprochen?« verlangte Alec zu wissen.
    »Aber ja. In solchen Fällen sind Augenzeugenberichte unbedingt vorzuziehen, und wenn ich richtig verstanden habe, ist die junge Dame des Hauses, die das alles auch erlebt hat, momentan nicht in der Lage, vom Ereignis zu berichten.«
    Mr. Fosdyke schüttelte ernst den Kopf. »Ich hab bereits mit Miss Cheringham gesprochen. Hab versucht, ihr ihre Schuldgefühle irgendwie auszureden. Sie konnte ja nicht ahnen, daß der junge Mann nicht nur betrunken war. Aber das alles bereitet ihr jetzt außerordentlichen Kummer.«
    »Das war sehr freundlich von Ihnen, Sir.«
    »Sie nimmt sich die Angelegenheit viel zu sehr zu Herzen, fürchte ich. Ich habe ihr ein Bromid verschrieben, und die Mutter, eine sehr vernünftige Dame, hat sie erst einmal ins Bett gesteckt.«
    »Es tut mir wirklich leid zu hören, daß diese Angelegenheit sie so beschäftigt«, sagte Alec und fragte sich, ob Tish möglicherweise an dem Wissen, nicht nur an dem Verdacht leiden könnte, daß Cheringham oder Frieth mit der Sache zu tun hatten.
    »Miss Dalrymple dagegen ist aus härterem Holz ge-
    schnitzt«, sagte Dr. Dewhurst in einem Tonfall, der Alec wohl zu dieser Verlobten gratulieren sollte. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, daß ich schon mit ihr gesprochen habe.«
    Alec stopfte den duftenden Tabak mit dem Daumen in
    seine Pfeife und unterdrückte ein Seufzen. »Nein, natürlich nicht, Sir.« Er hätte es gleich wissen sollen, daß Daisy sich mal wieder total in diesen Fall verstrickte. Er wußte selber schon nicht mehr, ob er sie aus der Angelegenheit hatte heraushalten wollen, um sie zu schützen – oder eher sich selbst.
    »Sie hat einen bewundernswert nachvollziehbaren Bericht von den Symptomen des Verstorbenen gestern abend und
    heute morgen gegeben«, fuhr der Polizeiarzt fort. »Wenn man 118
    Mr. Fosdykes Aussagen über den Todesfall mit meinen vorläufigen Ergebnissen vergleicht, dann deckt sich das beides vollkommen. Es würde mich außerordentlich überraschen, wenn die Autopsie als Todesursache nicht eine Subduralblutung mit Hämatomen als Ergebnis eines Schlages gegen den Kopf und anschließenden Sturzes feststellen sollte.«
    »Würden Sie sagen, daß DeLancey möglicherweise betrunken war, als sie ihn gestern nacht gesehen hat? Was ich damit fragen will: könnte es sein, daß man ihn erst später geschlagen hat?«
    »O ja, durchaus möglich. Aber er hätte genausogut auch da schon an der Gehirnverletzung leiden können. Der Laie kann diese beiden Dinge nicht unterscheiden. Das Ganze ist nicht mehr als achtundvierzig Stunden her und nicht weniger als vier. Keine große Hilfe, so was, aber vielleicht kann ich das nach der Autopsie noch ein bißchen einengen.«
    »Vielen Dank, Sir. Vermutlich sollte ich mir die Verletzungen einmal selber anschauen. Dazu würde ich gerne Ihre Hilfe in Anspruch nehmen, damit ich sie besser deuten kann.«
    »Ich werde dann mal losziehen«, sagte Fosdyke, »wenn Sie mich nicht mehr brauchen. Hier ist meine Visitenkarte, Chief Inspector. Ich übernachte im Catherine Wheel in Henley. Da bin ich bis morgen abend zu erreichen. Ach so, das gilt natürlich nur, falls Sie möchten, daß Nicholas – mein Sohn – hier-bleibt.«
    »Darauf kann ich nicht bestehen, Sir, aber es wäre wesentlich praktischer.« Alec führte das dritte Streichholz an seine Pfeife und sog kräftig.
    »Abgemacht. Nick war es nicht, das kann ich Ihnen versichern. Er würde seinem Gegner vielleicht mit der Faust ins Gesicht schlagen, aber ihm hinterrücks mit einem stumpfen Gegenstand eins auf den Kopf geben – niemals.«
    »Danach sieht die Wunde aus?«
    »Sie werden das ja gleich selbst sehen.« Alec dankte Mr.
    Fosdyke für seine Hilfe. Er hoffte, der Arzt schätzte seinen Sohn richtig ein.
    119
    Als Alec die blauen Flecke am Schädel DeLanceys betrachtete, stimmte er Fosdyke und seiner Diagnose im stillen zu.
    Allerdings konnte man die Hämatome auch noch anders deuten. Zum Beispiel schien keine der Schwellungen von

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