Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
hoffen.«
    »Ach, du Blödmann. Nimmst du mich bis zur Brücke mit?«
    »Ja, mein Schatz. Bist du soweit? Geh schon mal zum Auto.
    Ich muß mich bei den Herren entschuldigen, daß ich sie jetzt noch ein bißchen länger warten lasse. Nicht, daß es mir be-124
    sonders leid täte. Es kann sicherlich nicht schaden, sie noch ein bißchen vor sich hin dampfen zu lassen, es wird wahrscheinlich sogar sehr hilfreich sein. Ich brauche Tring und Piper hier, wenn ich mit der Befragung anfange. Wo sind sie denn alle?«
    »Im Salon und auf der Terrasse. Die tun sämtlich so, als wäre nichts passiert, was ja nicht so einfach ist, wenn ein Bobby danebensteht und zusieht. Dottie ist bei ihnen, mit Cherry. Tish allerdings hat sich ins Bett gelegt.«
    »Ja, das hatte Mr. Fosdyke schon gesagt, und daß er ihr ein Bromid verschrieben hat. Es tut mir leid, daß sie es so schwer-nimmt. Wie schön, daß du da mehr Stehvermögen hast, mein Schatz. Bin gleich zurück.«
    Daisy strahlte ob dieses ungewohnten Komplimentes und ging hinaus zum gelben Austin. Es machte ihr nun nichts mehr aus, daß er gar nicht bemerkt hatte, wie elegant sie in dem neuen bernsteinfarbenen Kleid aus Seidengeorgette aussah. Selbst Lucy sagte, die schmalen Falten von den Schultern bis zum Saum ließen sie fast schon schlank wirken. Die hatten das Kleid auch schrecklich teuer gemacht, aber schließlich würde sie gleich Prince Henry vorgestellt, und mit einem Tuch würde es auch sehr gut als Kleid zum Abendessen tau-gen.
    Der Chummy stand im Schatten. Ein Glück, denn sonst
    wären die Sitze ja viel zu heiß gewesen, um sich darauf setzen zu können. Bei heruntergelassenem Verdeck dürfte es ganz schön stickig werden im Auto. Immerhin war die Straße nach Henley hinein, also die nach Marlow, eine Schotterstraße, so daß die Fahrt nicht allzu staubig würde. Sie suchte in ihrer Handtasche nach einem Kamm.
    Alec ließ sie nicht warten. »Eigentlich«, sagte er, als er sich neben ihr an das Steuer setzte und den Anlasser drückte, »bist du wirklich keine Tatverdächtige. Es sieht so aus, als wäre der Angreifer mindestens so groß wie DeLancey gewesen. Der Schlag wurde von oben geführt.«
    »Dann war es auf keinen Fall Bott.«
    125
    »Ist der so klein gewachsen?« Alec klang überhaupt nicht erfreut.
    »Er ist Steuermann. Alle Steuermänner sind klein, damit sie nicht zu viel Gewicht ins Boot bringen. Hattest du gedacht, er wäre der Täter?«
    »In die Richtung gingen meine Vorstellungen schon«,
    grunzte ihr Verlobter, während er aus der Auffahrt nach links in eine Straße einbog, die von Hecken gesäumt war, in die sich Waldreben und duftendes Geißblatt gerankt hatten. »Es erschien mir sehr unwahrscheinlich, daß jemand, der als Gentleman erzogen worden ist, einen Gegner von hinten mit einer Waffe niederstrecken würde, anstatt ihm von vorn mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Jedenfalls nicht, wenn es kein ernsteres Tatmotiv als einen Wutanfall gibt. Aber vermutlich bin ich naiv.«
    »Gentlemen mögen ja als solche erzogen worden sein, aber sie müssen sich noch lange nicht so verhalten. Denk nur mal an DeLancey!« wies ihn Daisy zurecht. »Aber die andern Jungs sind wirklich Gentlemen. Könnte nicht jemand Kleines ihn mit einem langen Gegenstand geschlagen haben?«
    »Hm, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Womit du doch wieder eine Tatverdächtige wärst.«
    »Nein, das bin ich nicht«, widersprach Daisy empört. »Wenn überhaupt, dann habe ich ihn beleidigt und nicht umgekehrt.«
    »Liebling, hast du das wirklich?«
    »Ich habe mich – eher kurz angebunden – schlichtweg ge-weigert, mit ihm zum Tanzen zu gehen, und dann habe ich ihm noch gesteckt, daß seine Manieren noch viel schlechter sind als die von Bott.«
    »Um Gottes willen! Da hab ich ja richtig Glück, daß er nicht dir eins über den Kopf gezogen hat!«
    Daisy warf ihm eine Kußhand zu. »Nicht wahr? Alec,
    könnte DeLancey mit einem Ruder geschlagen worden sein?
    Es gibt im Bootshaus so ein Gestell für Ruder. So weit ich es erkennen konnte, lagen die alle an ihrem Platz, als ich nachgeschaut habe, aber …«
    126
    »Als du nachgeschaut hast? Daisy, hast du mir da etwas ver-schwiegen?«
    »Schau mal, da drüben liegt Crowswood, wo Lord DeLan-
    cey zu Gast ist.«
    Obwohl Alec einen gedankenvollen Blick auf das geöffnete Tor und das Pförtnerhäuschen warf, versagte dieses Ablen-kungsmanöver doch ganz und gar. »Was hast du zu einer Zeit im Bootshaus zu suchen gehabt, als ein

Weitere Kostenlose Bücher