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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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hingezogen gefühlt hatte? Seine zur Schau getragene Unernsthaftigkeit könnte der Grund dafür gewesen sein, daß sie ihn mit ebenso offensichtlicher Gereiztheit abwies. Aber sie hatte dabei möglicherweise etwas ganz anderes empfunden.
    Wenn Rollo wirklich einen Grund zur Eifersucht hatte oder glaubte, einen zu haben, dann hätte er ein viel stärkeres Motiv, gewalttätig zu werden, als wenn er nur wegen DeLanceys permanenter Belagerung seiner Freundin verärgert gewesen wäre.
    So ein Unsinn! sagte sich Daisy und sprang zwischen einem uralten, zweirädrigen Wagen mit zwei sich gegenüberliegenden Sitzen und einem royalblauen Napier hindurch, dessen Chauffeur eine farblich exakt dazu passende Uniform trug.
    Alec hatte recht – selbst der friedfertige Rollo würde mit den Fäusten auf seinen Widersacher losgehen, aber niemals würde er ihm mit einem Ruder von hinten eins über den Kopf geben.
    Mit Horace Bott hingegen war es anders. Daisy hielt mitten auf der Brücke inne und schaute der Betriebsamkeit der Regatta auf dem Fluß und an dessen Ufern zu, wie sie es gestern 129
    mit Bott und seiner Freundin nach seinem unfreiwilligen Bad im Fluß getan hatte. Bott hatte in weit stärkerem Maße als Rollo oder Cherry Grund, beleidigt zu sein. Er wußte, daß DeLancey größer und schwerer war als er, und er wußte auch, das hatte er selbst gesagt, daß er die feinen Antennen eines Gentleman nicht besaß. Er hätte durchaus mit irgendeinem Gegenstand zuschlagen können, wenn ihn einer angriff und er gerade dabei war, den Vierer zu sabotieren.
    Aber falls DeLancey ihn angegriffen hatte, wie kam es dann, daß er von hinten geschlagen worden war?
    Daisy schüttelte verwirrt den Kopf und ging weiter.
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    War der Angriff mit einem Ruder erfolgt? Das Blatt eines Ruders konnte durchaus der flache, glatte Gegenstand sein, den Dr. Dewhurst beschrieben hatte. Allerdings war Alec mit der Bootshaus-Theorie keineswegs so verheiratet, wie Daisy das zu sein schien.
    Was zum Teufel hatte sie eigentlich geritten, daß sie mitten in der Nacht allein losgezogen war, um den Ort zu untersuchen, an dem möglicherweise ein Gewaltverbrechen geschehen war? Jede normale junge Dame hätte doch einen der zahlreichen jungen, starken Männer im Haus geweckt und ihn gebeten, sie zu begleiten, oder sogar, an ihrer Statt da hin-unterzugehen. Aber Daisy war ja auch keine normale junge Dame, weswegen er sie liebte und weswegen sie ihn mit ihren tollkühnen, ihn regelmäßig wütend machenden und genauso oft aber auch erhellenden Einmischungen mitunter verwirrte.
    Ein Ruder im Bootshaus?
    Als er am Ende der Straße ankam, bog Alec rechts in die Station Road ein. Tom Trings riesige Gestalt in seinem leuch-tendblau und weißkarierten Sommeranzug und der junge
    Piper warteten schon auf dem Bürgersteig vor dem Bahnhof.
    Alec lenkte den Austin geradewegs auf sie zu.
    »N’Tach auch, Chief!« Piper ließ seine Woodbine zu Boden fallen, trat sie ordentlich im Staub aus und nahm seinen Koffer auf.
    »Hallo, Tom, Ernie. Nein, warten Sie noch einen Moment«, sagte Alec und langte nach hinten, um den Regenschirm vom Rücksitz zu nehmen. Dann stieg er aus. »Verzeihen Sie, daß ich Ihnen Ihr Wochenende ruiniere.«
    »So ist das nun mal, Chief. Obwohl meine Frau Gemahlin 131
    schon einigermaßen verärgert war wegen ihrem Steak-and-Kidney Pie, der gerade im Ofen war«, dröhnte Tom. Er nahm seinen blaßgrauen Bowler vom Kopf, unter dem ein riesiger, haarloser Schädel hervorkam, der vor Schweiß glänzte. Darunter, gleichsam als Gegengewicht, war ein Walroßschnurrbart zu sehen, der auf seiner Oberlippe prächtig gedieh. Er fächelte sich mit dem Hut Luft zu, während er mit einem blau getüpfelten Taschentuch die grenzenlosen Weiten seiner Stirn wischte. »Sind Ihnen ja dankbar, daß wir nicht bis zum Revier marschieren müssen.«
    Piper wies auf den zusammengeklappten schwarzen
    Schirm. »Der Chief hat für Sie ein Sonnenschirmchen mitgebracht, Sarge.«
    »Den können Sie gleich als Parasol benutzen, Tom«, sagte Alec grinsend, »aber vorher müssen Sie noch ein kleines Experiment mitmachen. Piper, gehen Sie doch mal bitte ein paar Meter weg. Danke, so ist gut. Und jetzt stellen Sie sich vor, all das wäre aus Holz und ungefähr drei Meter lang. Zu schwer, als daß sie es mit der Hand abfangen könnten, wenn ich auf Sie einschlage.« Er griff den Schirm an der Spitze und ließ auf die Worte die Tat folgen.
    Piper duckte sich und drehte sich dabei zur Seite,

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