Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
auf mich nicht wie einer, der in besonders organisierten Struktu-ren denkt –, versucht er vielleicht nur, das Geklatsche, das der Tod seines Bruders ohne Zweifel verursachen wird, so lange wie möglich hinauszuzögern.«
    »Wissen Sie denn, was das für ein Skandal ist, Chief?«
    »Miss Dalrymple hat mir nichts Genaueres gesagt. Sie meinte nur, es sei nicht so wichtig, und vermutlich hat sie recht.«
    »Wenn sie das so sagt«, stimmte ihm Piper zu, loyal, aber doch enttäuscht.
    Amüsiert wandte sich Alec wieder den wichtigeren Angelegenheiten zu und teilte Piper weitere Einzelheiten über die drei Hauptverdächtigen mit. Im Auto war dafür keine Zeit gewesen.
    »Soviel zu Bott, Frieth und Cheringham«, schloß er. »Dann ist da noch Fosdyke, aber der kommt als Täter kaum in Frage.
    Nicht mehr und nicht weniger als die anderen vier, will ich damit sagen.«
    »Leigh, Meredith, Poindexter und Wells.« Ernie Piper hatte ein phänomenales Gedächtnis für Zahlen, und mit zuneh-mender Erfahrung als Detective wurde sein Namensgedächtnis fast genauso gut.
    »Soweit wir das wissen, hatte keiner der fünf irgendeinen besonderen Grund, DeLancey nicht zu mögen. Sie waren ent-nervt, weil seine Piesackerei von Bott dazu geführt hat, daß sie das Rennen verloren. Und es hat sie alle angewidert, wie er Bott hinterher behandelt hat. Jeder von denen hätte noch einmal zum Bootshaus gehen können, um nach dem Vierer zu sehen, aber nur Fosdyke hatte etwas mit dem Viererrennen zu tun.«
    137
    »Es ist also wahrscheinlicher, daß er runtergegangen ist, Chief. Und vergessen wir nicht, daß er sich mit DeLancey ein Zimmer geteilt hat und ihn ins Bett geschafft hat, als er so betrunken war.«
    »Ja. Die übrigen haben sich die anderen beiden Schlafzimmer geteilt. Wenn also einer von ihnen mitten in der Nacht aufgestanden wäre, dann hätte das der andere vielleicht gehört.«
    Alec fiel jedoch ein, daß Daisy sich hatte hinausschleichen können, ohne daß es ihre Cousine gemerkt hatte. In diesem wohlgeführten Haus gab es offenbar keine knarrenden Dielen oder quietschenden Türen. »Verdammt. Ich muß endlich mit all denen reden. Wo zum Teufel bleibt Lord DeLancey?«
    »Vermutlich hat der Butler sich Zeit gelassen«, dachte Piper laut nach. »Und jede Wette, er hat den langsamsten der Lakaien losgeschickt. Der kann uns nicht leiden.«
    »Kein Butler schätzt es, wenn die Polizei ins Haus kommt«, bemerkte Alec trocken.
    Lord DeLancey erschien einige Minuten später. Er war pu-terrot im Gesicht. Anscheinend rührte das von der Hitze und von seiner Eile her, denn Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn, die zwar weniger großflächig war wie die von Tom Tring, aber gleichermaßen benetzt.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie habe warten lassen, Chief Inspector«, sagte er ein wenig außer Atem, als sich die beiden Detectives erhoben. »Der Fluß ist einen halben Kilometer vom Haus entfernt, da dauert es etwas.«
    Einen Augenblick lang fragte sich Alec, warum Seine Lordschaft eigentlich beschlossen hatte, so freundlich zu sein.
    Natürlich wollte er gerne, daß der Mörder seines Bruders ge-faßt wurde. Er hatte bei ihrem letzten Treffen wohl wirklich unter Schock gestanden, ermahnte sich Alec.
    »So lange warten wir noch nicht, Sir«, sagte er. »Darf ich vorstellen? Das ist Detective Constable Piper, der Protokoll führt. Wie ich Ihnen schon ankündigte, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Ihren Nachmittag so durcheinanderbringe.«
    138
    Lord DeLancey, dessen Farbe etwas gewichen war, errötete aufs neue. »Sie müssen es für sehr merkwürdig halten, daß ich bei der Regatta zuschaue, wo Basil … Es ist nur so, ich habe niemandem etwas davon erzählt. Ich wollte meinen Gastge-bern das Wochenende nicht verderben und den anderen Gäste auch nicht.«
    »Sehr verständlich, Sir. Ausgesprochen rücksichtsvoll von Ihnen. Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Alles setzte sich. Ernie holte sein Notizbüchlein hervor und einen der gutgespitzten Bleistifte, die immer in rauhen Mengen seine Taschen füllten, da mochte ein Aufbruch noch so eilig gewesen sein. Er war sehr stolz darauf, daß er die Kurzschrift so gut beherrschte, was es ihm ermöglicht hatte, zum Detective aufzusteigen. Und so war er noch nie un-vorbereitet zu einer Befragung erschienen.
    Alec wollte wissen, wann Lord DeLancey seinen Bruder
    zuletzt lebend gesehen hatte.
    »Gestern, ungefähr um die Mittagszeit.«
    »Und war sein Verhalten

Weitere Kostenlose Bücher