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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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haben einen
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    Posten dahin abgeordnet, aber lange können die den Mann nicht entbehren. In der Stadt wird es langsam etwas lebhafter.«
    »Nehmen Sie dann bitte den Austin und holen Sie Bott ab.«
    »In Ordnung, Chief. Soll ich Miss Hopgood auch mitbringen?«
    »Die hatte ich vergessen. Nein, mit ihr spreche ich morgen, wenn das dann noch notwendig ist. Ach so, könnten Sie wohl auf dem Weg meine Sachen vom White Hart abholen? Aber erzählen Sie mir vorher noch von den Patscherchen auf dem Ruder.«
    »Alle geklärt, Chief. Die frischesten sind von Mr. Cheringham, genau wie er gesagt hat. Was die von Miss Cheringham angeht, er hatte mir ja erzählt, daß die jungen Damen oft beim Wegräumen helfen. Dann sind da die Abdrücke des Verstorbenen; die von Mr. Meredith; von Mr. Wells; und schließlich noch eine ganze Menge alter Fingerabdrücke. Schließlich haben wir noch die Patscherchen von Mr. Frieth auf dem Ruderblatt. Klar, daß er dahin gefaßt hat, schließlich mußte er den Schaden begutachten.«
    »Keine Abdrücke von Bott?«
    »Jedenfalls keine, die zu denen passen, die ich von seiner Bürste abgenommen habe, Chief.«
    »Und er würde wohl kaum Handschuhe anziehen, wenn er
    an einem lauen Sommerabend jemandem einen Streich spielen will.«
    »Der hatte gar keine Handschuhe eingepackt, Chief.«
    »Verdammt!« sagte Alec.
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    13

    Als man Leigh noch einmal befragte, war er sich ziemlich sicher, daß es ihm aufgefallen wäre, wenn Bott Handschuhe getragen hätte, als er an dem Morgen in Flanellhose und College-Blazer den Fluß überquerte.
    »Natürlich bringt er die Dinge manchmal durcheinander, aber so schlimm ist es noch nicht mit ihm. Das hätte ja geradezu viktorianisch altmodisch ausgesehen, an einem so heißen Tag mit Handschuhen zu einem Picknick loszuziehen.
    Daran würde ich mich wirklich erinnern.«
    Alec dankte ihm ernst und sah etwas verärgert, daß sein wahrscheinlichster Tatverdächtiger ihm abhanden kam. War dieses Rudern eine falsche Fährte? Befand er sich völlig auf dem Holzweg? Konnte er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen? War Basil DeLancey tatsächlich so betrunken gewesen, daß er gleich zweimal hingefallen war?
    Die Abschürfungen an seinem Kopf und das Blut auf dem Boden im Bootshaus sprachen dagegen. Schrammen bekam
    man, wenn man mitten im Laufen hinfiel, aber wer rennt schon in einem Bootshaus herum?
    Alec beschloß, sich das Bootshaus noch einmal anzu-
    schauen und erneut mit Dr. Dewhurst zu sprechen. Aber erst würde er die Befragungen hinter sich bringen. Er hatte sie lange genug warten lassen.
    »Bringen Sie bitte Miss Carrick herein, Piper.«
    Dorothy Carrick hatte sich umgezogen und trug jetzt
    einen dunkelblauen Rock aus Leinen und eine blaßblaue Bluse, die ihr wesentlich besser standen als ihr geblümtes Kleid. Sie war gar nicht so rundlich, sondern nur stabil gebaut.
    Alec, dem Daisys Kurven viel mehr lagen als die zur Zeit 175
    moderne, jungenhaft flache Figur, fand, daß an ihrer Gestalt nichts auszusetzen sei. Sicherlich würde ihr Gesicht ihr nicht den goldenen Apfel des Paris sichern, aber sie hatte ein charmantes Lächeln und schöne Zähne. Wenn man ihre Intelligenz hinzunahm und die Freundlichkeit, die sie ihrer aufgelö-
    sten Freundin am Flußufer bewiesen hatte, dann konnte man Cheringhams Wahl nur begrüßen.
    Und außerdem hatte sie noch diese wunderbare Stimme:
    »Ich fürchte, Ihr Wochenende ist jetzt durch und durch rui-niert, Mr. Fletcher. Daisy hatte sich so gefreut auf diese zwei Tage ohne Scotland Yard. So ein Pech aber auch!«
    »Das größte Pech hatte an diesem Wochenende wohl Basil DeLancey«, erwiderte Alec trocken.
    »Ich werde gar nicht erst so tun, als täte es mir leid, daß er nicht mehr lebt. Ich bedaure nur sehr, daß die Erinnyen ihn jetzt eingeholt haben und wir in die Sache verstrickt sind.
    Aber das mußte ja irgendwann passieren.«
    »Waren die Furien hinter ihm her? Meinen Sie nicht, daß die Todesstrafe eine etwas harte Bestrafung ist für, wie ich aus den bisherigen Aussagen entnehmen konnte, eine spitze Zunge, so schlimm sie auch gewesen sein mag?«
    »Er hat Horace Bott richtiggehend krank gemacht, hat ihn angegriffen und ihn in der Öffentlichkeit erniedrigt. Die Furien haben noch viel strengere Strafen in petto für Sünden, die wir vielleicht für läßlich halten. Daisy hat erwähnt, daß Sie die Geschichte Englands im 18. und frühen 19. Jahrhundert studiert haben. Wurden damals nicht auch Vergehen, die wir heute

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