Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
junge Männer, die das sicherlich auch erkannt haben dürften. Andererseits galten DeLancey und Bott ebenfalls als hochintelligent, obwohl sie sich kaum entsprechend verhalten hatten. Intelligenz garantierte offenbar nicht unbedingt ein vernünftiges Benehmen.
Oder anders, überlegte Alec weiter. Gefühle konnten ein vernünftiges Verhalten verhindern. Er betrachtete das tränennasse Gesicht von Tish. Allerdings wäre es wohl logischer, wenn Frieth oder Cheringham gewußt hätten, daß DeLancey im Bootshaus war, und dann absichtlich hinuntergegangen wären, um ihn zur Rede zu stellen.
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Was aber andererseits wieder unwahrscheinlich war, denn für eine solche Konfrontation hatte es ihnen an Gelegenheiten nicht gemangelt. Nur ein geplanter Mord würde den Schutz der Dunkelheit brauchen, und Basil DeLancey war nicht vorsätzlich ermordet worden.
Alec bemerkte, daß sein langes Schweigen Tish verunsicherte. »In Ordnung«, sagte er, »erzählen Sie mir, wie das war, als DeLancey zu Ihnen ins Zimmer kam.« Sie wirkte erleichtert. »Daisy hörte ihn und schaltete ihre Nachttischlampe an.
Ich hab mich zu Tode erschrocken. Sicherlich hat Ihnen schon jemand erzählt, daß er mich dauernd … belagert hat und daß er sich einfach nicht abwimmeln ließ?«
»Ja.«
»Ich dachte, er wäre gekommen, um … um …«
»Um Sie zu verführen – oder anzugreifen?« sagte Alec sanft.
Tish nickte. »Er war … er schien betrunken zu sein. Ich dachte, er hätte vielleicht vergessen, daß Daisy das Zimmer mit mir teilte. Hat sie Ihnen erzählt, daß ich auf dem Klappbett schlafe? Er ist hineingestolpert, mitten darauf zu, da ist das Campingbett einfach umgefallen.« Ein etwas hysterisch wirkendes Kichern entglitt ihr. »Es wäre wirklich sehr lustig gewesen, wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte. Dann lag er einfach nur da. Daisy meinte, er sei so betrunken, daß er oben am Treppenansatz die falsche Richtung eingeschlagen hat. Sie hat mich losgeschickt, um Nick Fosdyke zu holen. Ihr machte das nichts aus, mit DeLancey allein zu bleiben. Sie ist so tapfer!«
»Eher tollkühn«, murmelte Alec und sagte dann laut: »Fosdyke hat geschlafen?«
»Tief und fest. Ich hab mich nicht getraut, fest an die Tür zu klopfen. Schließlich wollte ich nicht das ganze Haus aufwecken, also bin ich hineingegangen und hab ihn gerufen.
Keine Regung. Ich mußte ihn richtiggehend wachrütteln.
Ganz aufgewacht ist er erst, als er DeLancey in unserem Zimmer vorfand. Von dem Moment an war er ein absoluter Engel.«
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»Ja, ich glaube, ich habe ihm noch gar nicht deutlich genug meine Anerkennung in dieser Sache ausgesprochen.«
»Er fand auch, DeLancey wäre betrunken.«
»Mr. Fosdyke senior und Dr. Dewhurst, der Polizeiarzt, haben mir beide versichert, daß man seine Verletzung unmöglich hätte erraten können. Sie dürfen sich wirklich keine Vorwürfe machen, Tish.«
Seine freundlichen Worte bewirkten nur, daß sie schon wieder zu weinen anfing. Alec wurde langsam etwas ungeduldig. Warum konnte sie sich nicht einmal zusammenreißen, so wie Daisy? Zugegeben, sie hatte DeLancey näher gekannt, und viele Menschen fühlten sich schuldig, wenn einer starb, den sie eigentlich nicht hatten ausstehen können. Es schien, als würde im Unbewußten des modernen Menschen ein uralter Aberglaube an die Kraft von Verwünschungen fort-dauern.
Er fand nicht, daß Tish sich zusätzlich sorgte, ob Cherry oder Rollo die Verantwortung für DeLanceys Tod trugen.
Diese beiden jungen Männer kamen immer weniger als Tatverdächtige in Frage. Alec konnte nur hoffen, daß sich in seinen Gesprächen mit ihnen etwas Greifbares ergeben würde.
Sofern sie nicht vorher beschlossen, ihn dafür zu verprü-
geln, daß er Tish zum Weinen gebracht hatte.
»Soll ich Piper nach Ihrer Mutter schicken?« fragte er.
Sie trocknete sich mit seinem Taschentuch die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein, das wird schon, ehrlich. Ich bin nur ein bißchen müde. Ich glaube, ich geh jetzt wieder zu Bett. Schrecklich unhöflich, nachdem ich alle hierher eingeladen habe. Aber ich schaffe es einfach nicht …«
»Nicht weinen! Ich bin überzeugt, niemand erwartet von Ihnen, daß Sie nach so einem Schock die perfekte Gastgeberin spielen. Also, ab mit Ihnen. Morgen früh sieht alles wieder viel besser aus. Versprochen.«
Während Tish den Raum verließ, trat Tom ein. »Das war die Polizei von Henley, Chief«, berichtete er. »Bott ist in der Pension von Miss Hopgood angekommen. Die
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