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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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geschützt und hab eine Pistole mitgenommen. Leider hab ich keinen Waffenschein dafür, fürchte ich, Chief Inspector«, gab er mit einem schwachen Grinsen von Mann zu Mann zu. »Eine ›Bolo‹ von Mauser, ein Erinnerungsstück aus dem Großen Krieg. Es tut mir leid, daß ich sie mitgenommen habe, aber andererseits glaube ich nicht, daß die Dinge anders verlaufen wären. Wer sich umbringen will, wird das auch schaffen.«
    Selbstmord! Alec verbarg mit Mühe seine Überraschung.
    Bei ihrem Gespräch gestern hatte Bott doch überhaupt nicht suizidal gewirkt. Hatte der Abend im Kreise derer, die ihn für einen Mörder hielten, ihn dazu getrieben, seinem Leben ein Ende bereiten zu wollen?
    »Ich glaube, Sie sollten mir mal ganz genau erzählen, was sich auf Temple Island abgespielt hat, Sir.«
    »Selbstverständlich. Bott hatte sich mit mir treffen wollen, um sich für den Mord an Basil zu entschuldigen – der sei aus 227
    Versehen passiert, wie er behauptete. Er wußte, daß man ihn bald der Tat überführen würde, und hatte beschlossen, sich lieber umzubringen, als ein Gerichtsverfahren über sich ergehen zu lassen, ins Gefängnis zu kommen oder gar die Todesstrafe zu erleiden. Sein Leben war ohnehin ziemlich ver-korkst. Was versucht er auch, sich über seinen Stand zu erheben. Er meinte, er wollte sich ertränken, aber als er die Mauser in meiner Hand sah, fand er einen Tod durch Erschießen wohl leichter. Er hat mir die Pistole entrissen, sich in den Kopf geschossen und ist dann in den Fluß gefallen.«
    »Es waren aber zwei Schüsse, Lord DeLancey.«
    »Ach so, der eine Schuß ging in die Luft, als er nach der Pistole griff. Ich befürchtete, daß er sich vielleicht doch lieber des Zeugen seines Geständnisses entledigen wollte, und hatte deswegen schon den Finger am Abzug. Dadurch löste sich ein Schuß, als er mir die Waffe aus der Hand riß. Aber das war nicht der Schuß, der ihn umgebracht hat. Die Pistole war in seinen Händen, als er sie sich an die Schläfe setze.«
    Es würde Seine Lordschaft ganz schön verärgern, wenn er mitbekam, daß er sich in bezug auf Botts Zustand geirrt hatte.
    Alec hatte es aber nicht eilig, ihn aufzuklären. »Verstehe«, sagte er. »Sie haben natürlich versucht, ihn davon abzuhal-ten.«
    »Selbstverständlich. Während er mit der Pistole vor mir zurückwich, bin ich auf ihn zugesprungen. Ich fürchte, deswegen ist er dann in den Fluß gefallen.«
    »Und dabei hat er Ihre Mauser mit in die Fluten genommen?«
    »Ja. Nein!« DeLancey blickte ihn verwirrt an und wurde ganz rot. »Verzeihen Sie, Chief Inspector, es war eine schreckliche Erfahrung, und ich denke nicht gerne daran zurück.
    Also, nein, er hat die Pistole sofort nach dem Schuß fallen lassen, während er rückwärts in den Fluß gestolpert ist.«
    »Er hat sie fallen lassen? Sind Sie sich dessen sicher?«
    »Er hat sie fallen lassen. Losgelassen. Sie fiel aus seiner Hand«, sagte Seine Lordschaft nervös.
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    »Merkwürdig. Die Pistole haben wir an einem Ort gefunden, an dem Bott eigentlich in ein Boot hätte fallen müssen, nicht ins Wasser.«
    »Ach so. Ja. Das kann ich erklären. Ich hatte Ihnen ja gesagt, daß ich diese ganze Angelegenheit am liebsten vergessen würde. Verstehen Sie, ich hab die Pistole aufgehoben, ohne darüber nachzudenken. Ich stand völlig neben mir.
    Kaum hatte ich begriffen, was ich da tat, warf ich die Waffe von mir. Ich wollte nichts damit zu tun haben! Sie haben sie also gefunden?« DeLancey unternahm einen halbherzigen Versuch, empört zu wirken. »Sie hatten eben den Eindruck erweckt, Sie würden glauben, die Pistole sei in den Fluß gefallen.«
    »Tut mir leid, Sir, das muß wohl ein Mißverständnis gewesen sein«, sagte Alec gleichgültig. »Wie schade, daß Sie die Waffe aufgehoben haben. Ihre Fingerabdrücke werden jetzt über denen von Bott liegen.«
    »Nein, das werden sie wohl nicht. Ich trug Handschuhe.
    Egal, wie heiß es im Sommer werden mag, im Morgengrauen ist es noch verdammt kalt.«
    Diese rasche Erklärung bestärkte Alec nur in seinem Ge-fühl, daß diese Geschichte eilig zusammengerührt worden war, für den Fall, daß Seine Lordschaft mit den Ereignissen auf Temple Island in Verbindung gebracht werden sollte. Die Lücken in seiner Erklärung hatte er dann um so hastiger aufgefüllt, je nachdem, wo sie sich auftaten.
    Allerdings: die Erwähnung der Fingerabdrücke von Bott hatte ihn kaltgelassen, woraus man folgern konnte, daß es wirklich einen Kampf um die Waffe

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