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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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ist – wie übrigens zwei Drittel aller Berliner. Ich finde die neue Isa wunderbar und verspreche, sie an ihrem Erlebniswochenende zu begleiten.
    Â»Das ist lieb«, lächelt sie, »aber EINMAL gehe ich auch alleine.«
    Ich wittere ihr Geheimnis. Will sie wirklich allein sein? Oder was tut sie, was wir nicht wissen sollen? Als Jenny im Bad verschwunden ist, greife ich nach dem Magazin und inspiziere die angekreuzten Veranstaltungen. (Doch typisch Isa – sie hat das Magazin durchgearbeitet und Relevantes ANGEKREUZT. Oder ist das nur die Medizinstudentenmacke?) Die Auswahl umfasst ein Stadtteilfest, eine Theaterpremiere, den Flohmarkt und einen Vortrag in der japanischen Botschaft. Ich frage scheinheilig, wohin sie denn gern ALLEIN ginge.
    Isa zögert. »Vielleicht auf das Stadtteilfest?«
    Im Leben würde ich nicht allein dorthin gehen, das ist doch todeslangweilig ohne Freunde. Oder Freund. Mein Instinkt klingelt über zwei Oktaven. Ich könnte schwören, dass in diesem Fall »allein« bedeutet, dass Isa mit jemand anderem gehen will. Ich lächleIsa an – sie sieht weg. Ich werde mir »Irrtum« auf die Stirn tätowieren lassen, wenn ich falschliege. Isa will mit einem Mann auf das Fest. Ich frage mich, wo unser Häschen so unbemerkt Kontakte geknüpft hat. Kann ja nur in der Klinik gewesen sein; außerhalb sind wir ja immer zusammen. Ist es ein PJler? Einer der Pfleger? Oder gar der blauhaarige Ruben? Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.
    Â»Bist du sicher?«, frage ich listig. »Das ist doch öde allein. Ich gehe mit und schiebe dich auf der Schiffsschaukel an.«
    Isa hat noch nie erschrockener ausgesehen. Sie erklärt eilig, sie wolle nicht schaukeln, nur Leute ansehen – und dazu wäre sie gern allein. Warum rückt sie nicht damit heraus, dass sie ein Date hat?
    Â»Wir könnten uns Jungs einladen und zu viert gehen. Irgendeine von unseren neuen Herrenbekanntschaften wird sich schon breitschlagen lassen«, sage ich.
    Eine bessere Brücke kann ich ihr echt nicht bauen. Doch sie lehnt ab – freundlich, aber entschieden. (Sie ist nicht an Dates interessiert, ihre Menschenbeobachtungen sind sicher langweilig für mich und sie bleibt auch nicht lange.) Hätte ich nicht Verdacht geschöpft, würde ich wirklich glauben, das Fest sei das Langweiligste auf ihrer Wochenend-Liste. Ich gebe auf, ich will ihr ja nicht zu nahe treten. Vielleicht ist es die erste Verabredung. Vielleicht ist Isas Auserwählter jemand, von dem sie denkt, dass wir ihn langweilig finden. Wenn es gut läuft, werden wir sicher am Sonntagabend eingeweiht. So lange kannst du doch wohl warten, Lena!
    Auf dem Weg zur Klinik muss ich dann noch einen anderen, bisher verdrängten Aspekt der Hat-Isa-ein-Date?-Geschichte überdenken. Wieso habe ich KEINS?! Dass Jenny, die fast jeden Abend ausgeht und Himmel und Menschen kennt, reichlich mit Verehrern eingedeckt ist, ist selbstverständlich. Aber wie hat die zurückhaltende, schüchterne Isa zwischen fleißigem Krankenhausdienst und abendlichem Lernpensum eine Eroberung gemacht? SIE hat doch sicher nicht IHN angesprochen! (Isa hat jaschon Hemmungen, auch nur Dr. Ross anzureden …) Und du, Lena, die du dich für offen und irgendwie attraktiv hältst und glaubst, du gingest so locker auf neue Menschen zu – was hast du? Einen Zettel von Rupert Sand, ohne Telefonnummer. Nur um es klarzustellen: Ich gönne es Isa von Herzen. Aber was ist mit mir?
    Vielleicht bin ich von diesen leicht trübseligen Gedanken ein wenig beeinflusst, als ich auf meinem Rundgang bei Manuel Station mache.
    Â»Ich warte schon den ganzen Morgen darauf, dass du kommst und mir ein paar Venen zerstörst«, grinst er und normalerweise würde ich ihm eine gepfefferte Antwort geben. Aber mal ehrlich, Lena – da liegt ein gut aussehender Junge im Bett, lächelt umwerfend und flirtet mit dir (wenn auch auf diese seltsame Art). Was willst du eigentlich?!
    Â»Vorsicht«, lächle ich also zurück, »du bist immerhin in meiner Gewalt. Wenn ich will, kann ich noch ganz andere Dinge zerstören!«
    Â»Mit großer Macht kommt große Verantwortung, Lena!« (Hah, er steht auf Spiderman! Ich stelle mir vor, wie er im Spider-Schlafanzug an seinem Hochbett Seilschwingen übt.) »Aber das lernst du wohl erst im nächsten Jahr!«
    Na, klar, immer eine Frechheit hinterher. Aber

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