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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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und beginne mit der Angiologie, schaffe das arterielle und das venöse Gefäßsystem und will gerade voller Tatendrang zu den Lymphgefäßen übergehen, als ein dunkler Schatten auf mich fällt.
    »Wir schließen jetzt.« Der Mann trägt eine Pförtneruniform und grinst mitleidig. »Kannst morgen wiederkommen.«
    Unverschämtheit! Wie kann ein so lernlebenswichtiger Ort denn Schließzeiten haben?! Ich habe in 102 Tagen Prüfung! Oh, in 101. Es ist nach Mitternacht. Die Lampen ringsum sind schon ausgeschaltet. Ich habe gar nicht mitgekriegt, wann die anderen gegangen sind. Aber dass ich hier nicht allein bleiben kann und der Pförtner, der ja bereits eine Uniform und also die wichtigsten Prüfungen SEINES Lebens schon bestanden hat, nicht meinetwegen hier übernachtet, leuchtet mir ein. Ich frage auch nur ein einziges Mal.
    Als ich fünf Minuten später aus dem großen dunklen Portal trete, ist mein Schweinehund nicht mehr da. Jemand anderes muss ihn mitgenommen haben. Ich tippe auf den schnaufenden Erstsemester-Muscle-Shirt-Typen, der schon gegen Mittag gegangen ist. Wenn der Köter sich bei ihm ebenso ungezogen benimmt wie bei mir, kommt der wohl morgen nicht wieder.
    Morgen, pah! Ich will JETZT weitermachen, ich bin in Hochform und mit der Angiologie noch nicht fertig! Wohin also? Wo findet ein engagiertes Bienchen mitten in der Samstagnacht eine stille Herberge mit Lernatmosphäre? Nach Hause will ich lieber nicht. Der Weg ist vielleicht zu weit, als dass ich meine Energie verlustfrei bis dorthin transportieren könnte – und wer garantiert mir, dass der Schweinehund wirklich mit dem Muscle-Shirt-Studenten mitgegangen ist und nicht daheim auf der Couch sabbernd auf mich wartet?
    Plötzlich fällt mir der perfekte Ort ein. Das Krankenhaus! Die nächtliche Cafeteria. Stille, Medizinatmosphäre, das Ziel vor Augen. Dort schaffe ich garantiert ablenkungsfrei mein letztes Kapitel.
    Tobias? Alex? Diese Fragen flutschen unendlich weit in den Orbit hinaus, als ich in das warme Licht der Cafeteria trete. Denn hier hinter dem Tresen steht der einzig richtige Mann für mich. Der Mann für heute Nacht! Mein blauhaariger Freund Ruben, Herrscher über die Krankenhaus-Cafeteria und das allergeheimste Wissen zum Thema Stimmungsbeeinflussung durch Lebensmittel.
    »Da bist du ja«, lächelt er mir entgegen, als wären wir verabredet gewesen. Noch bevor ich meine Bücher auf einem der Tische ausgebreitet habe, stellt er mir einen Kaffee auf den Tresen. Und als ich – hauptsächlich aus freundschaftlichem Interesse und nur ein ganz kleines bisschen wegen der Ablenkungsversuchung – eine winzige Unterhaltung anfangen will, schüttelt er den Kopf. »Ich wäre enttäuscht, wenn ich in deinem Leben so unwichtig geworden bin, dass du nur noch um ein Uhr nachts Zeit findest, mit mir zu reden. Also hoffe ich, du bist nicht deswegen hier«, erklärt er hoheitsvoll. »Sprich mich an, wenn du fertig bist!«
    Ich gebe mich geschlagen und widme mich wieder den Lymphknoten. Wie durch Zauberhand taucht wenig später neben meinem Buch ein Tablett auf. Ein neuer Kaffee, eine Schale, in der Ruben Möhren, Birnen und Nüsse in Quark zerkleinert hat –, und ein Schokoladenbrot. Ich will dankbar nach dem Schokobrot greifen, da klopft er mir drohend auf die Finger.
    »Das ist nur für den Notfall eines rapiden Zuckerabfalls. Ansonsten isst du bitte das hier!« Er schiebt die Quarkschale näher. »Magnesium, Kalium, Kalzium, Vitamin B, E und C und sekundäre Pflanzenstoffe. Das steigert die geistige Leistungsfähigkeit um bewiesene 139 Prozent.«
    Ich bin kurz versucht, eine Diskussion über die Aussagekraft von Cafeteria-Testreihen zur Beweisbarkeit der Leistungssteigerung durch Möhren-Nuss-Quark anzuzetteln; Ruben aber lässt mich abblitzen, legt den Finger auf die Lippen und verschwindet hinter seinem Tresen.
    Ich lese tatsächlich bis drei Uhr morgens. Regelmäßig – immer wenn ich mir gerade Nachschub zu wünschen beginne – erscheinen neben meinen Büchern neue dampfende Espressotassen und als ich schließlich, um die letzten Kraftreserven zu mobilisieren, doch nach dem Schokobrot greife, widerspricht Ruben nicht mehr.
    Um drei Uhr vier klappe ich meine Bücher zu und geselle mich zu ihm an den Tresen, vollkommen begeistert von meiner Tatkraft – und urplötzlich entsetzlich müde.
    Ruben lobt mich für meinen Maximaleifer, setzt aber gleich eine Spitze nach. »Und solange du lernst, musst du dich nicht mit den nicht-medizinischen

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