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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Problemen herumschlagen, oder?«
    Ich verdrehe die Augen – über eine gewisse nicht-medizinische Entscheidung möchte ich tatsächlich gerade nach dem gestrigen Abend nicht nachdenken.
    In diesem Moment öffnet sich die Cafeteria-Tür. Ich brauche Rubens nachdenkliches Lächeln nicht zu deuten. Ich erkenne den Schritt. Das kurze Zögern des nächtlichen Besuchers sagt mir, dass auch er nicht mit mir gerechnet hat – nicht hier, nicht jetzt. Aber dann kommt er doch näher. Ich drehe mich nicht um, aber ich spüre ihn, als sei in meinem Nacken eine Wärmebildkamera implantiert. Rot-warmer Umriss vor blau-kalten Tischen, immer näher. Tobias.
    Ich habe ihn eine Weile nicht mehr gesehen, aber ich weiß, dass er seit Kurzem wieder am St. Anna arbeitet. Der Chefarzt hat ihn erneut eingestellt, Tobias ist ein hervorragender Arzt. Tja, Lena. Manche reagieren nämlich mit »Gott sei Dank bist du wieder da«, wenn jemand nach drei Monaten nach Hause zurückkehrt.
    Ob er jetzt gerade dasselbe denkt? Geht er deswegen so langsam?
    Die Kaffeetasse in meiner Hand zittert. Ich weiß nicht, warum. Es gibt überhaupt keinen Grund! Ruben stellt eine zweite Tasse neben meine auf den Tresen. Und legt dabei für den Bruchteil einer Sekunde seine Hand auf meine, damit das leise Klappern auf der Untertasse aufhört. Ich lege die Hand auf die Theke, ruhig bleiben, Hand, und nicht so schwitzig bitte. Ruben schenkt mir ein winziges Lächeln – und dann steht Tobias neben mir.
    »Hallo.«
    »Na, Herr Doktor?! Wie immer, einen doppelten Korn?«, grinst Ruben, um Auflockerung bemüht.
    Ich sage nichts. Ich kann nicht.
    Tobias ignoriert den blöden Behelfs-Scherz. »Wie geht’s dir?«, fragt er mich.
    Ich bin gar nicht hier. Es ist, als schwebe ich irgendwozwischen den Leuchtstoffröhren an der Decke und könnte uns beide hier unten stehen sehen. Nebeneinander beim Kaffee, im Krankenhaus, mitten in der Nacht. Von mir steht nur eine Hülle da, der Geist hat kurz meinen Körper verlassen und schaut sich aus der Draufsicht an, was ich hätte haben können.
    Nah-Tobias-Erfahrung.
    Die Lena-Hülle nickt. »Ganz gut. Lerne viel. Und du?« Echt-Lena ist entsetzt über diesen Telegrammstil-Dialogbeitrag und schlüpft in den Lena-Körper zurück, um es besser zu machen … bringt dann aber doch keinen weiteren Satz heraus. Hmpf.
    Tobias nickt. »Es geht«, sagt er. Dann schweigen wir.
    Wann waren wir uns zum letzten Mal so nah? Mein Geist drückt sich vor der Pflicht eines verlegenheitsgelenkten Gesprächs und lässt die Lena-Hülle am Tresen im Stich, um ein paar Wochen zurückzufliegen.
    Ein warmer Frühsommerabend, ein kleines Restaurant. Tobias ist zurück und verspricht mir wie aus heiterem Himmel eine Zukunft, die ich mir in meinen verwegensten Träumen nicht auszumalen gewagt hätte. Gemeinsame Arbeit, zwei Ärzte, nebeneinander, zusammen. Das Luftschloss wabert wie eine Fata Morgana im Sonnenlicht, Trommelwirbel … Und dann steht es plötzlich da, real, zum Anfassen. Wumms, mitten in der Einsamkeits-Sehnsuchts-Wüste abgesetzt, ein richtiges Schloss, einfach so, mitten im Sand. Es steht nicht ganz gerade, aber es ist aus Holz und Stein, für die Ewigkeit gebaut (»Jetzt machst du erst mal dein Examen«) und mit entzückenden Türmchen verziert (»gemeinsam arbeiten am Kaminfeuer«).
    Du gehst um das Schloss herum und wagst kaum, es zu betreten; du kannst nicht glauben, dass es wirklich da ist – und dir gehören soll! Wenn du es annimmst und dich darin einrichtest, wird das einfach herrlich sein, dein Zuhause, perfekt.
    Doch dann geht plötzlich das Licht aus. Und als du wieder sehen kannst, ist das Schloss in kilometerweite Entfernung gerückt.
    Aber so wie wir jetzt hier stehen, in der Nacht, in unseremKrankenhaus, nur Zentimeter voneinander entfernt, kommt mir all das Zögern vollkommen falsch vor. Feige. Idiotisch. GENAU DAS HIER war doch, was du wolltest!
    Jemand, der alles mit dir teilt, den früh-morgendlichen Nach-Nachtschicht-Kaffee ebenso wie die Tages-Arzt-Sorgen. Und das ganze übrige Leben.
    »… Lerngruppen«, sagt Tobias gerade. Ich nicke, als hätte ich irgendetwas anderes gehört als das wiederholte, schrille »Er ist es, du blinde Kuh!!!« in meinem Großhirn.
    »Kümmert euch rechtzeitig um die praktische Vorbereitung«, fährt Tobias fort. »Theorie ist gut und schön, aber wenn man drei Monate nicht praktisch geübt hat, sitzen manchmal die einfachsten Handgriffe nicht mehr.«
    Ich hab das alles schon mal gehört,

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