Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Steinbruch-Lena doch alle in Ruhe!
F ast alles ist überwindbar, wenn man Freundinnen hat, die das Leid mit einem teilen. Kaum ist Jenny am Sonntagabend sonnengebräunt und überdreht zurück in unsere Wohnung gepoltert, geht es mir besser. Sie hat schachtelweise klebrigen Torrone und zahllose Strandgeschichten mitgebracht und zerrt mich in die Küche, um möglichst alles auf einmal loszuwerden. Wir mümmeln gerade am ersten Stück Torrone, als auch Isa nach Hause kommt. Es dauert keine zehn Minuten, bis Tierarzt-Barbie, Dr. Playmobil und Dr. Pille mit italienischem Espresso gefüllt sind, wir die klebrige Süßigkeit darin einweichen und wieder alle durcheinanderplappern.
Isa hat genauso viel Lehrstoff geschafft wie ich – und trotzdem mit Tom Geschirr und Bettwäsche ausgesucht, die sie sich zur Hochzeit wünschen. Jenny lässt sich von unserem Lern-Vorsprung überhaupt nicht beeindrucken und schlägt fröhlich vor, dass wir ihr ja dann morgen früh den Start mit einer Zusammenfassung unseres bisher angesammelten Wissens erleichtern könnten.
Von meinem Abend mit Alex wollen sie alles haarklein erzählt bekommen – wobei sich Jenny naturgemäß mehr für den Wasserball als für meine Gefühlsverwirrung interessiert. Isa hingegen fragt sensibel, ob die Partynacht irgendwelche Fortschritte in der Entscheidungsfindung mit sich gebracht habe – und so muss ich wohl oder übel auch mit der zweiten Begegnung dieses Wochenendes herausrücken. Während Jenny mir energisch darin rechtgibt, dass Tobias garantiert kein Typ ist, der in einem Schwimmbecken über eine Menschenmenge surfen würde, spricht sich Isa behutsam, aber leider nachdrücklich FÜR ihn aus.
»Willst du nicht einen, zu dem du aufschauen kannst?«, fragt sie. »Möchtest du auf Dauer mit einem Spaßvogel zusammen sein? Oder willst du nicht lieber jemanden an deiner Seite haben, der sich ebenso ernsthaft seinem Beruf verschrieben hat wie du?«
Wer sagt, dass Alex seinen Beruf nicht ernst nehmen würde – wenn er sich irgendwann zwischen der Musik und seinem Studienabschluss entscheidet? Und außerdem: Seit wann ist DAS ein Kriterium?! Was jemand für Ziele hat?!
»Seit du Ärztin werden willst«, entgegnet Isa ruhig. »Und spätestens, seit du erwachsen bist. Du weißt, dass du nur mit jemandem zusammen sein könntest, der DAS mit dir teilt.«
»Pah«, fällt Jenny ihr ins Wort, »wenn das nicht langweilig klingt!«
Für Tobias’ Vorschlag mit dem studentischen Nachtdienst sind aber beide Feuer und Flamme. Ich hatte ein bisschen darauf gebaut, dass Jenny vielleicht Besseres mit ihren Nächten vor und Isa Angst um ihre Lernkraft hat. Aber ihre Argumente sind leider nicht zu schlagen: praktisch üben UND Geld dazuverdienen UND das auch noch nachts, während man tagsüber lernen kann … ja ja ja.
Fünf Minuten später ist es beschlossene Sache. Wir werden alle drei im Nachtdienst arbeiten – solange die täglichen Lernschichten nicht darunter leiden.
»Vor drei bin ich sowieso niemals müde«, erklärt Jenny, »und vor zehn funktioniert mein Gedächtnis ohnehin nicht so gut, dass sich das Lernen lohnen würde.«
»Schade für dich.« Isa grinst. »Die WG-Lerngruppe fängt täglich Punkt acht Uhr an. Dann kannst du uns ja die ersten zwei Stunden Kaffee kochen.«
»Außer nach Nachtschichten«, ergänze ich, »da starten wir erst um acht Uhr fünf, möchten den Kaffee aber bereits um halb acht und in doppelter Dosis.«
»Ich werde euch für diese Selbstüberschätzung nach jeder Nachtschicht mit einem Ätsche-Bätsche-Tanz verhöhnen«, kontert Jenny. »Wenn ihr bis mittags schlaft und ich dank jahrelangen Trainings um zehn schon putzmunter bin!«
»Dann lade ich für jeden Nach-Nachtschichts-Morgen Johanna und Patrick zum Lernen ein. Um zu sehen, wie du DEN BEIDEN etwas vortanzt, stehe ich problemlos um fünf Uhr auf.«
Zugegeben: Ich bin mit unseren Gynäkologie-Kollegen auch nicht richtig warm geworden. Aber für Jenny sind sie geradezu ein rotes Tuch. Weil die zwei sich das ganze Tertial hindurch nur miteinander beschäftigt haben und händchenhaltend über die Flure geschlichen sind, was Jenny erstens peinlich und zweitens unprofessionell findet (bei anderen ist sie in diesem Punkt überraschend streng). Die Kombination aus Johannas Gewohnheit, alle werdenden Mütter als »Mami« zu bezeichnen, und ihren bunten Blusen hat Jenny den Rest gegeben; wenn man bei meiner Freundin noch mehr Ansehen verlieren kann als mit tantenhafter
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