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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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mich nach Hause, steigt mit aus, verabschiedet sich an der Haustür mit einer Umarmung. Und ich erwidere sie, weil es so schön ist, sich einen Moment von ihm festhalten zu lassen. Und er vielleicht doch der Richtige ist. Aber dann lasse ich ihn schnell wieder los. Weil ich das einfach nicht angetrunken in einer duftenden Sommernacht entscheiden sollte.
    »Ich würde mich so freuen, dich wiederzusehen«, sagt Alex liebevoll. »Das Angebot mit dem Kaffeekochen bleibt bestehen.«
    Nein, danke. Morgen lerne ich den ganzen Tag. Ohne Kaffee. Zumindest ohne fremd-gekochten. Ich muss den Kopf liebesobjektiv befreien und mit vertrackten AV-Knoten und restriktiven Kardiomyopathien füllen.
    »Tut mir leid, aber du gefährdest meine Konzentration«, sageich. Er lächelt. Na klar, er versteht es anders – und findet das klasse. Geh in dein Bett, Lena, alle Erklärungen könnten jetzt nur falsch verstanden werden.
    Am Samstag beweise ich nobelpreisfähige Disziplin, indem ich trotz Heimkehr in den frühen Morgenstunden schon beim zweiten Weckerklingeln aus dem Bett klettere. Ich schleiche zwar nur mit Viertelkraft ins Bad und auch nach einer kalten Dusche noch mit nur halber Kraft zur Kaffeemaschine, aber ich nähere mich doch unaufhaltsam meinem Schreibtisch! (Blöde Idee, den Kaffee unbedingt selbst kochen zu wollen. Wie schön wäre es, wenn das jetzt jemand übernehmen würde. Die Kanne ist schon tonnenschwer, bevor ich das Wasser eingefüllt habe. Und alles nur wegen bescheuerter Liebeswirren! Danke, Lena. Dann sieh mal zu, wie du die Wasserkanne in Maschinen-Einfüll-Höhe gewuchtet kriegst!)
    Als ich endlich mit meinem Kaffee vor der gestern im Stich gelassenen Buchseite sitze, genügt ein Blick auf die Kapitelüberschrift (ich schwöre, da steht AV-Kopfknoten-Hysterie, Demotivations-Syndrome ), damit ich mir wünsche, ich hätte die nächsten 102 Tage verschlafen und würde erst zum Prüfungsanpfiff erwachen. (Oh, das ist wohl Pech, ich komm dann nächstes Jahr wieder.) Als mein ablenkungssuchender Blick – nur nicht die vermaledeite Überschrift ansehen! – aus dem Fenster wandert und auf leichtbekleidete Menschen beim Samstagsbummel fällt, steht fest: Hier schaffe ich auch heute gar nichts. Der innere Schweine-Höllenhund knurrt und jault furchterregend. (»Geh und kauf dir ein Eis. Befrei dich vom Druck, indem du eine Fahrradtour in den Grunewald unternimmst. Tausch das Leben mit dem Familienvater gegenüber, der gerade drei Kinder und sechs Schwimmflügel zum Auto trägt.«) Wenn ich diesen Köter nicht bald an die kurze Leine kriege, kann ich auch Tag 102 abschreiben.
    Ich brauche Luftveränderung. Nicht die der sommerlichen Art, nicht die, die nach Schwimmbad und Sonnenmilch riecht.Sondern Lern-Luft, stille, kühle Arbeitseifer-Luft. Und am besten noch vier bis achtzehn andere Disziplinlöwen.
    Auf dem Weg in die Uni-Bibliothek wird der Schweinehund richtig dreist. Er bleibt vor jedem Schaufenster stehen, er versteckt im Bus meine Büchertasche unter dem Sitz, sodass ich beinahe ohne sie aussteige, und vor einem Eiswagen beißt er mir sogar niederträchtig in die Wade, bis mir nichts anderes übrigbleibt, als ihm ein riesiges Zitroneneis zu kaufen. Hundsgemein. Aber am Bibliothekseingang hängt ein Hunde-Verboten-Schild. Ha!
    Der Leseraum ist mucksmäuschenstill und erfrischend kühl. Es sind nicht ganz so viele Studenten da wie ich gehofft habe, aber immerhin sitzen drei andere fleißige Bienchen über Bücher und Hefte gebeugt. Ich suche mir einen Platz möglichst weit von den Fenstern entfernt und hoffe nur, dass meine Leidensgenossen nicht in einer halben Stunde alle zum Mittagessen abschwirren.
    Die Bibliothek ist perfekt, warum bin ich da nicht gestern schon drauf gekommen?! Hier ist Ablenkung unmöglich; es gibt weder Computer noch Telefon, aus dem Fenster gucken kann ich auch nicht und wenn ich die anderen Fleißbienchen zu lange anschaue, sehen sie auf und sich nervös um – sodass ich schnell wieder die Augen ins Buch richte. Bis auf Seitenblättern und Stiftkratzen hört man nicht das leiseste Geräusch. Hier kann man sich entweder in aller Stille zu Tode langweilen – oder endlich die Kardiologie-Kapitel zu Ende lesen. Und weil der draußen am Treppengeländer angebundene Schweinehund in der Sommersonne so schwitzt, dass der Tierschutz zum Großeinsatz bläst, wenn ich ihn unnötig dort warten lasse, fange ich tatsächlich endlich an.
    Es geht. Es geht prima. Ich lese die Kardiologie zu Ende

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