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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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können. Es wäre ja unsinnig, dabei einen Freund neben dem Schreibtisch sitzen zu haben. Vorausgesetzt man wüsste, WELCHEN. Vernunfts-Lena hat die Frage bis nach dem Examen vertagt. Entschlussunfähigkeits-Lena hofft auf unvorhergesehene Ereignisse, die ihr die Entscheidung abnehmen.
    Ich sollte Alex das alles irgendwie mitteilen. Wenn ich es in zwei bis drei eindeutigen Sätzen formulieren könnte. Ich öffne den Mund … aber alles, was herauskommt, ist: »Kaffee?«
    Da spricht eindeutig Feigheits-Lena.
    Alex lächelt. »Es gibt fast nichts, was ich mir mehr wünschen würde als einen Kaffee.«
    Ja ja, Botschaft angekommen. Alles klar, Lena – du MUSST irgendwas über die blöde Situation zwischen euch beiden sagen.
    Doch Alex grinst. »Noch lieber wäre mir nur, wenn es zu dem Kaffee ein Erdbeerbrot geben würde.«
    Okay. Nett, dass er es so auffängt. Oder er wollte mich von vornherein nur provozieren.
    »Hab ich nicht«, sage ich bedauernd. »Ich hab nicht mal eine Ahnung, wie so was aussehen soll.«
    »Ich weiß«, sagt Alex ruhig. »Ich nehm den Kaffee.«
    Er ist sicher nicht wirklich so bekümmert darüber, dass es kein ERDBEERBROT gibt, also sollte das wohl doch eine Metapher sein. Aber so früh am Tag kann ich mit Gleichnissen nicht umgehen, also nicke ich einfach, schiebe ihn in die Küche und fülle ihm ein Halbliter-Glas voll Kaffee.
    Jenny steht mit nachdenklicher Miene am Küchentisch und mustert unsere Geschenke. »Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass noch irgendwas fehlt?«, fragt sie verschmitzt.
    Isa und ich wechseln einen irritierten Blick. Sollten wir nicht eher das Gefühl haben, dass hier einiges ZU VIEL ist?
    Jenny grinst, schaut auf die Uhr und hebt die Hand. »Achtung …«
    Einen Moment steht sie starr wie eine Skulptur. Nichts passiert. Isa und ich kichern. Jenny aber schüttelt mit einer winzigen Bewegung unwirsch den Kopf und hebt den Zeigefinger noch einen Zentimeter höher. Und da, wie auf Kommando, klingelt es. Jenny lächelt zufrieden und geht öffnen.
    Neugierig folgen wir ihr und werden Zeuge, wie ein Paketbote einen riesigen Karton die Treppe hinaufwuchtet. Jenny unterschreibt, verabschiedet den Boten, schiebt das Paket in denFlur … und bleibt in der offenen Tür stehen. Auf unsere verwunderten Blicke zuckt sie die Schultern. »Sollte mich doch sehr überraschen, wenn da nicht …«
    In diesem Moment klingelt es erneut. »Na also«, sagt Jenny und drückt den Summer, woraufhin ein zweiter Zusteller die Treppe hinaufschnauft. Sein Päckchen ist fast genauso groß. »Tja«, meint Jenny cool, als sie die Tür schließt, »seit sie geschieden sind, sind sie noch berechenbarer.«
    Offenbar hat sich das schlechte Gewissen der Jenny-Eltern nach der Trennung verdoppelt. Jedenfalls erhält Jenny das obligatorische Belohnungspaket, mit dem ihre Eltern Gespräche, gemeinsame Unternehmungen und sogar mündliches Lob ersetzen, diesmal in zweifacher Ausführung.
    Im Mutter-Paket sind Klamotten. Wie immer. Luftige Sommersachen in feinsten Stoffen. Mittlerweile haben Isa und ich keine Hemmungen mehr, Jenny ein paar der Kleider abzunehmen. Sie empfindet die Geschenke meist auch ein bisschen als Kränkung und ist froh, wenn sie sie teilen kann.
    Der Sommer strahlt bereits verlockend in unsere Wohnung; wir posieren vor Jennys großem Spiegel in den glitzernden Tops, hauchdünnen Trägerkleidchen und sinnlos-teuren Strandumhängen und träumen von Badeausflügen und Beachpartys. Ja klar, vorerst sind alle Sommer-Vergnügen für uns gesperrt. Aber irgendwann werden wir all diese flotte Couture ausführen. Spätestens, wenn wir unsere bestandenen Prüfungen feiern. Angesichts eines zartblauen Chiffon-Minirocks kann ich nur inständig hoffen, dass dann noch ein wenig Sommer für mich übrig ist.
    Das Paket von Jennys Vater enthält Bücher. Einen riesigen Stapel, fast zehn Kilo schwer – die ganze Ausgabe Mündliche Prüfung kompakt von Band 1: Allgemeinmedizin bis Band 40: Umweltmedizin und Toxikologie. Oh, Mann, wenn das schon »kompakt« ist, dann steht uns wirklich eine harte Zeit bevor.
    »Er hat sich immerhin Gedanken gemacht«, versuche ich den strengen Herrn Nobelmediziner zu loben.
    »Pah«, winkt Jenny ab, »das sucht seine Sprechstundenhilfe aus.«
    Ich hätte gern einen Beweis dafür gefunden, dass sie mit dieser Vermutung falschliegt. Dass wenigstens eins ihrer Elternteile zu einer persönlicheren, anteilnehmenden Geste imstande war. Leider finde ich in Band 1 –

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