Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
zugegeben etwas enttäuscht – zumal wir trotzdem Abendbrot machen müssen, weil Tom erklärt, seine Mitbringsel seien ausdrücklich fürs Frühstück bestimmt. (Dass wir JETZT Hunger haben und so was garantiert nicht am Samstagmorgen herunterkriegen, lässt ihn kalt.)
Isa ist wie ausgewechselt, die gedrückte Stimmung der Woche wie weggeblasen. Sie lässt Tom überhaupt nicht mehr los. Jenny bestimmt, dass gefeiert werden muss. Sie weiß auch schon wo und schwärmt uns von einem Club namens Dirk vor. Felix kommt eine Minute später und erklärt, er habe uns auf die Gästeliste des Dirk gesetzt. Jenny lächelt ertappt. Na klar, die beiden hatten den Abend längst geplant.
Isa ist überraschend unternehmungslustig, Tom gesteht, dass ihm das Berliner Nachtleben tatsächlich fehlt – und dann wenden sich alle Blicke erwartungsvoll mir zu. Hmpf.
Ich hab sie alle vier wirklich gern. Und ich würde auch echt gerne ausgehen. Gar nicht zu sprechen davon, wie sehr ich mir das nach dieser Woche verdient hätte. Da ist nur eine Sache. IsaundTom, JennyundFelix … und ich. (Ehrlich, Lena – macht dir das wirklich SO VIEL aus, dass du lieber altjüngferlich zu Hause bleibst?! Dann tu es, stapel all deine Lehrbücher auf dem Schreibtisch, leg dich davor und tritt gegen das Tischbein, auf dass dich dein Bücherstapel begrabe und Schluss.)
»Okay«, stimme ich dem Dirk -Plan zu. Pah, du brauchst doch keine Begleitung, um dich zu amüsieren, nur weil alle anderen eine haben!
»Ich ruf Alex an, ja?«, grinst Jenny verschwörerisch, als wir uns im Bad zurechtmachen. Wieso Alex?
»Weil er nett ist«, entgegnet Jenny achselzuckend. Meine Beteuerungen, ich bräuchte keine Begleitung, nur weil alle anderen und so weiter, prallen an ihr ab. »Ich weiß, du willst kein Date«, beruhigt sie mich. »Aber Alex ist cool und glaub mir, man fühltsich einfach besser, wenn man auch jemanden mithat, der einem die Jacke aufhält.« Sie lacht dazu so, dass ich nicht wirklich weiß, wie ernst sie es meint. Jenny legt den Arm um mich, plötzlich ganz offen und liebevoll. »Ich will doch nur, dass du dich wohlfühlst!« Ich knuddle zurück. »Dann ruf ihn eben an«, lenke ich ein. Alex IST nett, das stimmt; wir haben uns gut unterhalten. Und er ist sicher jemand, der mir den Abend nicht schwer macht. »Aber DU lädst ihn ein«, ist meine einzige Bedingung.
»Klar!« Jenny lacht. »Ich sag ihm auch gleich als Eröffnung, dass das kein Date ist und dass nie eins daraus folgen wird – und wenn du magst, wiederhole ich das in Kuckucksuhrmanier regelmäßig einmal pro Stunde.« Aber DAS ist ja nun wirklich nicht nötig.
Dirk ist ziemlich cool. So cool, dass der etwas abschreckende Name wohl nur gewählt wurde, damit der Club nicht vollkommen überlaufen wird. Na gut, eine Gästeliste gibt es auch.
Eigentlich komme ich erst mit Gästelisten in Berührung, seit ich in Berlin bin; in Lübeck war es nie ein Problem, in einen Club eingelassen zu werden. Aber herrlicherweise bin ich seit meinem Herzug auch mit Jenny befreundet, für die keine Gästeliste ein Problem ist. Wieder geht sie nur lächelnd an der Schlange vorbei, Felix sagt unsere Namen und drin sind wir. (Übrigens wird Alex von einem der Einlassgorillas mit Handschlag begrüßt. Nö, das beeindruckt mich nicht. Ich erwähne es nur, weil es Jenny zu einem so vielsagenden Blick provoziert, als wäre es das Höchste an Ehrung, vom Türsteher des Dirk begrüßt zu werden.)
Dirk hat drei Räume, die Kopf , Herz und Beine heißen und in denen unterschiedliche Musik gespielt wird, die wohl zum jeweiligen Körperteil passen soll – im ersten sanft-entspannte und im zweiten schnulzige Lieder, im dritten Raum wilde Tanzmusik. Nach einem Drink an der Kopf -Bar möchte Jenny tanzen und zieht mit Felix in den Beine -Raum um. Isa und Tom bleiben beim Kopf . Sie haben sich so viel zu erzählen, dass ich mich ganz kurz frage, was sie bei ihren allabendlichen Telefonaten eigentlich bereden. (Lesen sie sich nur gegenseitig vor?) Alex schwatzt mit dem Barmann, also bleibe ich neben Isa sitzenund betrachte über meinem Strohhalmdrink den mit Plauder-grüppchen voll besetzten Raum. Isa fragt Tom nach Leuten aus, von denen ich nie zuvor gehört habe. Dass Tom jedoch versucht, mich ins Gespräch einzubeziehen, indem er mir jeweils erklärt, welche Arbeitskollegen sich hinter den Pseudonymen verbergen und auf welche Geschichten sich Isas Fragen beziehen, macht die Unterhaltung etwas mühsam. Damit das
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