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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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benennen«, grinse ich zurück. »Wenn Ihnen diese Zusage nicht klarmacht, dass ich hundertprozentig vom Erfolg der OP überzeugt bin, fällt mir nichts mehr ein.«
    Auch die Visite läuft gut, ich kann Frau Zietler entlassen und ihre Vorfreude auf ihren Mann rührt mich. Und Dr. Gode befreit mich vom Arztbriefschreiben, da ich mich ja auf die OP vorbereiten muss.
    »Ich bin stolz auf Sie«, sagt er und schert sich nicht darum, dass alle zuhören. »Ich wette, Sie werden sich ausgezeichnet schlagen!«
    Nach der Visite begleite ich Professor Dehmel in den OP. Miriam, die Anästhesistin, begrüßt mich herzlich und gratuliert. Ja, eine Bypass-OP ist etwas Besonderes. Aber bitte macht mich nicht alle in letzter Sekunde doch noch nervös, indem ihr es dauernd erwähnt!
    Ich darf die Venenverweil-Kanüle anlegen, dann versetzt Miriam Professor Dehmel in die Narkose. Sein letztes Lächeln, bevor er einschläft, geht an mich. »Bis gleich!«, sagt er. »Oder falls nicht: Viel Erfolg für die Dehmel-Methode!«
    Ich lächle zurück. »Bis gleich!« Dann ist er eingeschlafen.
    Miriam wird jetzt alle nötigen Zugänge anlegen, die Verweilkanüle am Arm, den zentralen Venenkatheter am Hals, die arterielle Blutdruckmessung, Magensonde, Blasenkatheter. Es wird eine Weile dauern. »Ruh dich noch ein bisschen aus«, sagt sie, »oder gönn dir eine Tasse Suppe, damit du nachher durchhältst.« Sie hat überhaupt keine Angst. Und ich werde auch keine haben.
    Statt Suppe mache ich mir einen Tee. Ich brauche noch eine Minute für mich allein. Gerade als ich merke, dass das doch keine so gute Idee war, weil die ruhige Minute sich gegen mich zu wenden droht – in der Stille meldet sich nämlich doch noch mal Angst-Lena – kommen meine Freundinnen, um mir Glück zu wünschen. Und sie haben Nudelsuppe mitgebracht. Ich esse wenigstens ein bisschen und lasse mich ablenken.
    »Auf Rubens Tresen stand ein Troll, der verdächtig aussah, als ob er in meiner Horde fehlt!«, sagt Jenny mit vorwurfsvollem Fingerdrohen.
    »Sei dankbar«, töne ich. »Das Opfer war gering! Der kleine Kerl hat für dich herausgefunden, wer deine zwischendienstlichen Treffen mit Felix verpetzt hat.«
    Jenny verschmerzt den Trollverlust umgehend und will wissen, was ich herausgefunden habe. Doch da ich Jennys unbeherrschte Reaktionen kenne, vertröste ich sie auf einen Zeitpunkt, zu dem ich bei der Schwesternkonfrontation anwesend sein kann. Und als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, ist es Zeit, in den OP zu gehen.
    Zwei Chirurgen, ein Assistent, eine OP-Schwester, alle sind gelassen. Es geht los.
    Niemals sah mein Professor so klein, so alt, so dünn aus. Als die OP-Schwester und ich beginnen, seine Haut zu desinfizieren, vermeide ich den Blick in sein Gesicht. Der Hauptchirurg räuspert sich und ich erwarte ein paar wohlgesetzte Worte, vielleicht ein Ritual. Nichts da. »Dann wollen wir mal«, sagt er einfach. Gut, vielleicht bin ich nicht die Einzige, der Flapsigkeit über Angstsituationen hinweghilft. Ich sehe Professor Dehmel dochins Gesicht und sage unhörbar: »Ich bin grottenschlecht in Physik. Also besser, du schaffst es.« Und das hilft.
    Professor Dehmels Körper ist jetzt von sterilen, grünen Tüchern bedeckt. Nur ein Bein und sein Brustkorb sind zu sehen. Anfangs habe ich nicht viel zu tun; während einer der Chirurgen den Schnitt an der Brusthaut setzt, legt der andere das Gefäß am rechten Bein frei, das den Bypass bilden soll. Der Brustkorb wird geöffnet, die große Hohlvene und die Hauptschlagader werden freigelegt. Ich zwinge mich hinzusehen. Blut, Knochen, der Herzbeutel. Mir wird flau, ich sehe wieder weg. Wenn sie mir doch endlich was zu tun geben würden!
    »Verschließen«, sagt jemand. Das Bein, aus dem das Gefäß entnommen wurde, muss geschlossen werden. Von mir.
    Ganz ruhig, Lena, deine Hände sind aus Stahl. Während die Chirurgen die OP am Brustkorb weiterführen, verschließe ich mit dem Assistenten das Bein. Ruhig, langsam. Ich bin eine Maschine. Der Assistent nickt. Gut gemacht. Ich atme aus, lege die Instrumente ab. Ich bin dabei. Die Lena-Maschine.
    Alle Gefäße sind vorhanden, der Herzbeutel wird geöffnet. Ich kann hinsehen, als würde mir wieder nur ein Video gezeigt. Das schlagende Herz. Es ist unglaublich. Ich sehe ein Wunder, ich könnte heulen. Ruhe, Lena, noch ist nichts geschafft. Die Herzkranzgefäße müssen stillliegen, damit der Bypass angenäht werden kann. Heparin, damit das Blut in den stehenden Gefäßen

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