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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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Brookins“, mischte Jack sich rasch ein, „dann könnte ich mich verabschieden. Ich werde anderswo erwartet.“ Er lächelte Lily zu. „Vielen Dank, Miss Beecham, dass Sie mir die Nachricht überbracht haben.“
    Sie verstand sofort. Um ihren Ruf zu schützen, hatte er die Botschaft eines Bekannten erfunden, von der sie ihn angeblich in Kenntnis gesetzt hatte.
    Sie tauschten einen letzten Blick. Dann nahm Lily den dargebotenen Arm des jungen Mr. Brookins nahm und verließ an seiner Seite die Bibliothek.

5. KAPITEL

    Das sonnendurchflutete Frühstückszimmer von Dayle House machte einen freundlichen Eindruck, und auch die Hausherrin war guter Dinge. Lily hingegen saß mit gerunzelter Stirn am Schreibtisch und versuchte, einen Brief an Mr. Albright, ihren Verwalter in Weymouth, zu verfassen.
    Die Unterhaltung mit Mr. Alden hatte ihr schmerzlich zu Bewusstsein gebracht, wie lange sie nichts von ihrem Cousin gehört hatte. Aber vielleicht hatte er ihr ja unterdessen an ihre Heimatadresse geschrieben? Sie wollte Albright bitten, ihr alle private Post nach London nachzuschicken.
    Ein paar Zeilen von Matthew würden ihre Stimmung bestimmt heben, denn er war humorvoll und warmherzig. Vor allem aber hatte er sie stets so akzeptiert, wie sie war. Das taten zum Glück auch einige der Menschen, die sie in London kennengelernt hatte, Lady Dayle zum Beispiel, aber auch verschiedene Mitglieder der Reformbewegung, mit denen sie in London zusammengetroffen war. Dennoch fühlte sie sich manchmal einsam.
    Lag das daran, dass sie ihre Mutter nun schon seit einer Weile nicht gesehen hatte? Oder daran, dass ausgerechnet Jack Alden ihr seine Anerkennung verweigerte? Sein Benehmen kränkte sie und erregte zugleich ihren Zorn. Wie herablassend er sein konnte! Und stets fand er etwas zu kritisieren. Andererseits gab er sich manchmal überraschend verständnisvoll. Auch hatte sie sehr wohl bemerkt, dass er sie attraktiv fand. Doch das schien ihm selbst nicht zu behagen. Meist verhielt er sich verschlossen und abweisend.
    Wenn sie wenigstens eine Erklärung für sein widersprüchliches Benehmen finden würde!
    Lily legte die Feder zur Seite und stützte das Kinn in die Hand. Es schien einiges zu geben, was sie mit Jack Alden verband. Sie beide fühlten sich der Gruppe von Menschen, mit der sie verkehrten, nicht wirklich zugehörig. Er schien damit vollkommen zufrieden zu sein. Sie wiederum litt oft unter dem Gefühl, ausgeschlossen zu sein. Wie schön wäre es, sich mit der Situation so gelassen abfinden zu können wie er!
    Nur, wenn das so erstrebenswert war, warum wollte sie dann Jacks Gelassenheit um jeden Preis erschüttern?
    Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle. Nie zuvor hatte ein Mann sie so verwirrt wie Mr. Alden – was gewiss nicht nur daran lag, dass er sie am vergangenen Abend beinahe geküsst hatte! Mit klopfendem Herzen hatte sie darauf gewartet, dass seine Lippen die ihren berührten. Sie hatte gespürt, wie ihr Puls raste.
    Und dann, als sie gestört wurden, war sie zutiefst enttäuscht gewesen.
    Später, als sie zu Bett ging, hatte sie sich ihres Verhaltens geschämt. Sie hätte sich zurückhaltender benehmen müssen. Jack Alden allerdings hätte die Situation – er musste gefühlt haben, wie aufgewühlt sie nach dem Wiedersehen mit den Bartleighs war – nicht ausnutzen dürfen. Immerhin hatte er ihren guten Ruf gerettet, indem er mit großer Geistesgegenwart reagierte, als Mr. Brookins die Bibliothek betrat.
    „Guten Morgen, Lily!“
    Minerva Dawsons Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie griff nach dem noch unbeschriebenen Blatt Papier, fächelte sich damit Luft zu und wandte sich um, um ihre Freundin zu begrüßen. „Guten Morgen, Minerva. Wie hübsch Sie heute aussehen!“
    „Sie aber auch! Was mag diese leichte Röte auf Ihre Wangen gezaubert haben? Hat womöglich ein Gentleman damit zu tun?“
    Lachend schüttelte Lily den Kopf. „Wohl kaum. Ich wollte gerade an unseren Verwalter schreiben.“
    „Kann der Brief noch ein bisschen warten? Ich wollte Sie zu einem Einkaufsbummel einladen. Mama hat mir eine Liste mit Dingen gegeben, die ich besorgen soll. Handschuhe für meinen Verlobungsball sind anscheinend besonders wichtig. Elfenbeinfarben müssen sie sein und bis zum Ellbogen reichen.“
    „Ich bin in ein paar Minuten fertig. Können Sie so lange warten?“
    „Wenn es unbedingt sein muss, Cousinchen.“ Minerva verdrehte die Augen.
    „Ich bin wirklich froh, dass Sie eine verwandtschaftliche Beziehung

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